Zinswende der Europäischen Zentralbank – ein zweischneidiges Schwert für Immobilienerwerber und Bauherren

Gemessen am aktuellen Konjunkturumfeld befinden sich die Zinsen im Euroraum eigentlich auf einem viel zu niedrigen Niveau. Mit aktuell 1,25 % liegt der Leitzins deutlich unter der Inflationsrate, d.h. der Realzins ist im negativen Bereich. Eine solche Konstellation war in der Vergangenheit eher selten zu beobachten. Unter normalen Umständen müsste der Leitzins im Euroraum heute eher bei 3% oder darüber liegen. Die Gründe für die sehr vorsichtige Gangart der Notenbank liegen auf der Hand. Bei einem schnellen Zinsanstieg könnte sich die Verschuldungskrise weiter verschärfen, da sich die Finanzierung von Haushaltsdefiziten verteuern würde. Gleichzeitig könnten einige Mitgliedstaaten der Eurozone wieder in die Rezession zurückfallen, wenn die Notenbank die Zinszügel zu sehr strafft. Bei einer Abwägung der Risiken dürfte sich die EZB daher im Zweifelsfall für ein „bisschen mehr Inflation“ entscheiden.

Für Immobilienerwerber und Bauherren ist eine solche Strategie ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite verharren die Konditionen für variabel verzinsliche Darlehen oder Darlehen mit einer kurzfristigen Zinsfestschreibung auf einem niedrigen Niveau. Auf der anderen Seite steigen mit der Inflation in der Regel aber die langfristigen Zinsen. Dies war bereits in den vergangenen Monaten zu beobachten. Ein zu langes Festhalten an der Niedrigzinspolitik auf Kosten der Preisniveaustabilität kann insofern zu deutlich schlechteren Konditionen bei Darlehen mit einer langfristigen Zinsfestschreibung führen. Stattdessen auf Darlehen mit kurzer Zinsbindung auszuweichen, ist eine riskante Strategie. Denn die Notenbank könnte bei einem weiteren Anstieg der Inflation gezwungen sein, den Leitzins letztendlich doch auf ein sehr viel höheres Niveau anzuheben. Vermeintliche Kostenvorteile kurzlaufender Darlehen können sich dann ganz schnell ins Gegenteil verkehren.

Pressemittileung der BHW Bausparkasse

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