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Undurchschaubar: Kapital-Lebensversicherung

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Sehr viel beliebter als Fonds ist in Deutschland die Kapital-Lebensversicherung. Sie erfüllt zwei Aufgaben auf einmal, denn neben der Sparfunktion bietet sie auch Vorsorge im Todesfall. Das klingt zwar gut, ist aber nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Denn die Kapital-Lebensversicherung hat einen Haken: Sie ist kaum zu durchschauen. So entgeht den meisten Versicherten, dass Sie nach dem Abschluss mit ihren Beiträgen in der Regel erst einmal Abschlussgebühren und Vermittlerprovisionen bezahlen. Wer nach wenigen Jahren vorzeitig aussteigen will, bekommt deshalb oft weniger heraus, als er eingezahlt hat.

Auch über die Verwendung der Beiträge hat der Anleger normalerweise wenig Übersicht. Der Monatsbeitrag wird auf drei Bereiche aufgeteilt: Sparen, Versicherung und Verwaltung. Wie hoch die jeweiligen Anteile sind, verraten die wenigsten Lebensversicherer. Während eine gute Versicherung 90 Prozent des Geldes anlegt, spart man bei der anderen vielleicht nur 70 Prozent. Der Rest fließt in Versicherung und Verwaltungsgebühren. Auf keinen Fall sollte man dem Irrglauben erliegen, dass die gesamte Monatsrate gespart wird.

Die Kapital-Lebensversicherung wäre natürlich kaum so beliebt, wenn sie nicht auch Vorteile hätte. Einer wichtiger Vorteil lag bislang in der steuerlichen Behandlung. Bis Ende 2004 ist die Auszahlung steuerfrei, sofern die Versicherung 12 Jahre lief und mindestens 5 Jahre lang Beiträge gezahlt wurden. Außerdem sind die Beiträge zur KLV unter bestimmten Bedingungen bei der Steuererklärung als Sonderausgaben abziehbar. Diese Regelung ist besonders für Selbständige und Beamte interessant.

Beide Steuerprivilegien werden allerdings im nächsten Jahr fallen. Bei Verträgen, die ab dem 1. Januar 2005 abgeschlossen werden, wird die Auszahlung in Zukunft voll besteuert. Nur wenn die Laufzeit mehr als 12 Jahre betrug, mindestens 5 Jahre lang eingezahlt wurde und der Versicherungsnehmer mindestens 60 ist, gibt es eine Steuerbefreiung, allerdings nur zu 50 Prozent. Wer schon länger vorhat, eine Lebensversicherung abzuschließen, sollte das also noch dieses Jahr tun. Wenn Sie sich noch nicht sicher sind, lassen Sie sich nicht drängen. Bedenken Sie: jeder zweite Lebensversicherungsvertrag wird vorzeitig gekündigt, und das ist oft ein Verlustgeschäft.

Garantie für Magerzinsen
Der andere Vorteil der Kapital-Lebensversicherung ist ihre Sicherheit. Anders als bei den meisten anderen Anlageprodukten gibt es bei der Kapital-Lebensversicherung eine Mindestverzinsung. 2,75 Prozent sind garantiert, in der Regel wird aber mehr ausgezahlt. Realistisch sind Renditen zwischen 3 und 5 Prozent. Hier sollte man allerdings genauer hinsehen, denn Renditen gibt es nur auf den – meist unbekannten – Sparanteil. Die Aufwendungen für Abschluss, Verwaltung und Versicherung sind auf jeden Fall verloren. Schließlich kann sich nur das Geld vermehren, das angelegt wird. Wenn man bei der Berechnung alle eingezahlten Beträge zugrunde legt, verringert sich die Rendite deshalb um etwa 1 bis 1,5 Prozent. DieKapital-Lebensversicherung ist also nicht unbedingt ein Rendite-Renner und bei vorzeitiger Kündigung oft ein Verlustgeschäft. Deshalb sollte man sich im Zweifelsfall besser nach alternativen Anlageformen umschauen und bei Bedarf eine normale Risikolebensversicherung abschließen.

Wenn im Todesfall keine Hinterbliebenen zu versorgen sind, ist eine Lebensversicherung natürlich überflüssig. Für Singles und für Menschen, die die Gesundheitsprüfung der Kapital-Lebensversicherung nicht bestehen, werden deshalb private Rentenversicherungen angeboten. Sie funktionieren nach dem gleichen Schema wie die Kapital-Lebensversicherung, nur dass der Todesfallschutz entfällt. Auch hier gibt es eine garantierte Mindestverzinsung und die so genannte Gewinnrente. Diese Gewinnrente ist nicht festgeschrieben und kann im Laufe der Rentenauszahlung auch immer weiter gekürzt werden.

Allerdings ist auch die private Rentenversicherung nicht gerade transparent. Der Bund der Versicherten kritisiert, dass „die Unternehmen die Erträge aus Versichertengeld weitgehend missbrauchen“ könnten und Versichertengelder oft in stillen Reserven verschwinden würden. Zudem ist davon auszugehen, dass die Überschussbeteiligung in Zukunft immer geringer ausfallen wird, weil die Lebenserwartung steigt und deshalb länger Renten gezahlt werden müssen. Viele Versicherungen dürften die Rentenversprechungen, die sie nach Sterbetafeln von heute errechnen, deshalb nicht einhalten können. Deshalb gilt auch hier: wer keinen besonders guten Anbieter findet, sollte sein Geld lieber anderweitig investieren.

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