Unproduktive Deutsche

Trotz hoher Arbeitslosigkeit arbeiten die Glücklichen, die einen Job haben, oft unproduktiv.
Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Proudfoot Consulting, die die Entwicklung der internationalen Arbeitsproduktivität vergleicht.

In Deutschland wurden im Jahr 2003 im Durchschnitt nur 1441 Arbeitsstunden geleistet – Tendenz sinkend. Von dieser Arbeitszeit wurden der Studie zufolge rund 519 Stunden „unproduktiv“ verbracht. Damit liegt Deutschland im westeuropäischen Durchschnitt.

In den USA dagegen steigt die Arbeitszeit seit Jahren an und lag 2003 mit 1865 Stunden (671 unproduktiv) deutlich über dem westeuropäischen Durchschnitt. Auch in Osteuropa steigt die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr.

Jochen Vogel, Deutschland-Chef von Proudfoot Consulting, sagte dazu zur Financial Times Deutschland: „Niedrige Wochenarbeitszeiten und hoher Jahresurlaub plus anhaltend hohes Lohnniveau – die Luft wird immer dünner für deutsche Unternehmen.“ Der aktuelle Trend zur Arbeitszeitverlängerung werde das Problem nur unzureichend lösen.

„Deshalb muss die Verringerung der unproduktiv verbrachten Arbeitszeit in den Betrieben Priorität haben. Kommen wir hier zu deutlichen Fortschritten, bedeutet das nicht nur mehr Wettbewerbsfähigkeit für deutsche Unternehmen auf dem Weltmarkt, sondern auch neue Impulse für den Arbeitsmarkt“, urteilt der Wissenschaftler weiter.

Der Schlüssel zu höherer Wettbewerbsfähigkeit liege vielmehr darin, weniger Zeit zu verschwenden. „Die Studie identifiziert als wichtigsten Grund für unproduktive Arbeitszeit mangelnde Planung und Steuerung sowie mangelnde Führung und Aufsicht“, sagte Nicholas Crafts, Professor an der London School of Economics. „Noch immer scheint den Führungskräften die enorme Dimension dieser Schwächen nicht bewusst zu sein.“

Als unproduktive oder verschwendete Zeit definiert die Untersuchung die Zeit, die Mitarbeiter für Aktivitäten nutzen, die nicht der Wertschöpfung dienen. Dazu gehört der Absturz von IT-Systemen genauso wie das Warten auf den Beginn von Konferenzen und Arbeitsbesprechungen.

Grundlage der Studie ist eine zweiteilige Erhebung aus dem Jahr 2004. Zum einen wurden 1668 Produktivitätsanalysen in Unternehmen in Deutschland, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Österreich, Ungarn, Südafrika, Australien und den USA durchgeführt. Zum anderen basiert die Studie auf einer Umfrage bei 925 Führungskräften in neun Ländern.

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