Deutlich höhere Fehlzeiten bei Zeitarbeitern

Beschäftigte in Zeitarbeit sind mit durchschnittlich 14,7 Fehltagen im Jahr 2008 vier Tage mehr krankgeschrieben als Beschäftigte in anderen Branchen. Der Krankenstand in der Zeitarbeitsbranche liegt bei 4 Prozent und damit 1,1 Prozentpunkte höher als im Bundesdurchschnitt. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport hervor, den die Techniker Krankenkasse (TK) heute zusammen mit dem Bundesverband Zeitarbeit (BZA) vorgestellt hat. Danach sind Zeitarbeiter nahezu von allen Diagnosen häufiger betroffen als Beschäftigte in anderen Branchen, besonders groß sind die Unterschiede in den Bereichen Muskel-Skelett-Erkrankungen (plus 60 Prozent), Verletzungen (plus 64 Prozent), Atemwegserkrankungen (plus 23 Prozent) und psychischer Beschwerden (plus 34 Prozent). Im Gegensatz zum konventionellen Arbeitsmarkt sind in der Zeitarbeit die Männer mit durchschnittlich 15,3 Tagen länger krankgeschrieben als Frauen mit 13,9 Tagen.
Die TK sprach sich jedoch dafür aus, die Ursachen der erhöhten Fehlzeiten differenziert zu betrachten. Der Großteil der Abweichung ist darin begründet, dass Zeitarbeiter oftmals in körperlich belastenden Tätigkeiten beschäftigt sind, die erfahrungsgemäß mit erhöhten Fehlzeiten einhergehen. Etwa ein Drittel der Differenz hat seine Ursachen in der Zeitarbeit selbst. Eine Befragung der TK unter Zeitarbeitern zeige, dass diese vor allem eine hohe Arbeitsplatzunsicherheit, ihre Einkommenssituation, die Diskrepanz zwischen ihrer Qualifikation und der ausgeübten Tätigkeit sowie die fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten als Belastung empfinden. Andere Arbeitsbereiche bewerten Zeitarbeiter dagegen positiver als andere Beschäftigte. Dazu gehören die Themen Arbeitsdruck, Wertschätzung durch den Vorgesetzten sowie Informationsfluss.
Im Bereich Arzneimittelverordnungen gibt es nach Angaben der TK kaum Differenzen. In beiden Beschäftigtengruppen bekamen die Mitarbeiter 2008 gut 170 Tagesdosierungen verschrieben.
Professor Dr. Norbert Klusen, Vorsitzender des Vorstandes der TK: „Mit dem Report möchten wir die aktuelle Diskussion über die Arbeitsbedingungen in der Zeitarbeitsbranche versachlichen. Wir nehmen die gesundheitlichen Belastungen der Beschäftigten sehr ernst und appellieren sowohl an die entleihenden Betriebe, Zeitarbeiter in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement einzubeziehen, als auch an die Zeitarbeitsfirmen, ihre Mitarbeiter in Beschäftigungspausen weiter zu qualifizieren und ihre Gesundheit zu fördern. Wir sehen aber auch positive Entwicklungen. Jede dritte Beschäftigung in der Zeitarbeitsbranche dauert länger als ein Jahr und 35 Prozent der Beschäftigten wechseln nach einer Zeitarbeit in den konventionellen Arbeitsmarkt.“
Volker Enkerts, Präsident des Bundesverbandes Zeitarbeit zu den Ergebnissen: „Das Thema Qualifizierung wird immer wichtiger, da die Anforderungen unserer Kunden steigen. Über mehr Qualifizierungsanstrengungen werden wir mittelfristig auch die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter beim Einkommen, ihrem beruflichen Weiterkommen und ihrer Arbeitsplatzsicherheit verbessern – die drei Punkte, die in der Studie von den Zeitarbeitnehmern als unzureichend empfunden werden. Damit, aber auch durch eine noch bessere arbeitsmedizinische Vorsorge und professionelleres betriebliches Gesundheitsmanagement werden wir die Arbeitszufriedenheit steigern und hoffentlich auch den Fehlzeitenanteil verringern. Denn hieran haben wir auch ein handfestes wirtschaftliches Interesse.“ (Pressemitteilung der TK)

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