Neusortierung des Private Bankings Marktes in Deutschland

Die Topmanager des deutschen Private Banking & Wealth Management-Marktes schätzen die aktuelle Krise und die Folgen für ihren Sektor als die gravierendste seit der Weltwirtschaftskrise 1929 ein. Mit einer substantiellen Erholung der Finanzmärkte und damit auch des deutschen Private Banking & Wealth Management-Marktes rechnet die große Mehrheit der Branchenexperten nicht vor 2010. Trotz der schwierigen Marktsituation sehen sich die klassischen Privatbanken aufgrund ihres Fokus auf Kundensegmente mit großen Vermögen und langfristigen Kundenbeziehungen gut vorbereitet, um die Krise zu überstehen.
Das sind die zentralen Ergebnisse der Private Banking Studie der internationalen Strategieberatung Booz & Company. Im Rahmen der Untersuchung wurden in Deutschland Top-Entscheider des Private Banking & Wealth Managements von über 25 Banken aus allen Sektoren zur aktuellen Lage und Zukunft ihrer Industrie befragt. „Unsere Analyse zeigt deutlich, dass das Private Banking sich in einer kritischen Phase befindet, einige Marktteilnehmer schätzen ihre eigene Lage noch immer zu optimistisch ein. Trotz Wirtschaftskrise und massivem Vertrauensverlust der Kunden halten die deutschen Privatbanken weiter an ihren Strategien fest“, so Dr. Johannes Bussmann, Partner und Leiter der Financial Services Practice bei Booz & Company in Deutschland, Schweiz und Österreich. Anlagevolumen und Margen schmelzen ab Massive Abwertungen über alle Märkte und Anlageklassen hinweg ließen die angelegten Mittel bei den Banken und Vermögensverwaltern in den vergangenen Monaten dramatisch sinken. War das angelegte Vermögen in der Branche Ende 2007 noch ca. 640 Mrd. Euro, verringerten sich die Anlagen im Jahr 2008 um 25% auf ca. 480 Mrd. Euro. Das reduzierte Anlagevolumen und eine zusätzliche Margenerosion führten zu deutlich niedrigeren Erträgen. Daher brachen die kumulierten Erträge des Sektors in 2008 um 20% von ca. 4,9 Mrd. Euro auf ca. 3,9 Mrd. Euro ein. 2009 werden die Akteure im Private Banking & Wealth Management bei den Erträgen voraussichtlich nochmals Einbußen in einer Größenordnung von 20% auf dann ca. 3,1 Mrd. Euro hinnehmen müssen. Groß- und Universalbanken verlieren Marktanteile Die Private Banking Analyse von Booz & Company zeigt auch, dass integrierte Groß- und Universalbanken in 2008 im Vergleich zum Vorjahr rund 5% Anteil am Gesamtmarkt an die klassischen Privatbanken (ca. 3%) sowie an Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken (ca. 2%) verloren haben. Einzelne Institute haben sogar deutlich höhere Einbußen hinnehmen müssen. In diesem Bereich lassen sich signifikante Asset-Verschiebungen beobachten. Während die großen Anbieter mit Abwanderungen von Kunden und deren Anlagen kämpfen, werden die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken, von den Befragten als nicht gut genug positioniert eingeschätzt, um ihren Marktanteil nachhaltig zu verteidigen. Die temporären Asset-Zuwächse werden in erster Linie mit einer höheren Sicherheitsanmutung erklärt. Die Privatbanken haben vor allem von der Schwäche der Großbanken profitiert, weniger von der eigenen Leistung. „Allerdings können die Großbanken die verlorenen Marktanteile zurückerobern. Dazu müssen sie jedoch vor allem das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen, das sie durch ihre zu vertriebsfokussierten Ansätze sowie intransparente und komplexe Produkte eingebüßt haben“, so Dr. Kiarash Fatehi, Mitglied der Geschäftsleitung und Private Banking Experte bei Booz & Company. Hinzu kommen neue Chancen und Risiken bedingt durch regulatorische Veränderungen in den Offshore Märkten. Je nach Ausgestaltung der Steueramnestien können Offshore-Anlagen nach Deutschland zurückfließen, gleichzeitig lockt das jedoch neue Wettbewerber an, wie das beispielsweise die „Going onshore“ Strategien mancher Schweizer Banken zeigen. Handlungsempfehlungen für den Weg aus der Krise Aufgrund der veränderten Markt- und Ertragssituation stehen die Banken vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle grundsätzlich zu überdenken. Neben den kurzfristigen Maßnahmen wie der Anpassung variabler Kosten sind weitere, tiefgreifende Einschnitte notwendig. Aus der Untersuchung ergeben sich folgende wichtige Ansatzpunkte: – Entwicklung eines besseren Verständnisses von den profitablen Kundensegmenten, Produkten und Services und eine Fokussierung auf diese sowie die Vermeidung von Quersubventionierungen. – Optimierung der Kosten durch Spezialisierung auf Teile der Wertschöpfungskette bzw. durch Skalenstrategien, ggf. auch durch Insourcing. – Verbesserung und Standardisierung der Vertriebs- und Back-office Prozesse. – Zurückgewinnung von Kundenvertrauen insbesondere durch Verbesserung der internen und externen Kommunikation. – Konsequente Ausrichtung der Produkte und Services auf die (geänderten) Kundenbedürfnisse, insbesondere hinsichtlich Einfachheit und Transparenz. Über die Untersuchung: Die Untersuchung mit dem Titel „Private Banking in Deutschland nach dem perfekten Sturm“ umfasst die Antworten von Top-Managern des deutschen Private Banking & Wealth Management-Markts von über 25 Banken aus allen Sektoren. Die Interviews wurden im März und April 2009 geführt. Über Booz & Company: Booz & Company ist mit mehr als 3300 Mitarbeitern in 59 Büros auf allen Kontinenten eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Zu den Klienten gehören erfolgreiche Unternehmen sowie Regierungen und Organisationen. Unser Gründer Edwin Booz formulierte bereits 1914 die Grundlagen der Unternehmensberatung. Heute arbeiten wir weltweit eng mit unseren Klienten zusammen, um die Herausforderungen globaler Märkte zu meistern und nachhaltiges Wachstum zu schaffen. Dazu kombinieren wir einzigartiges Marktwissen sowie tiefe funktionale Expertise mit einem praxisnahen Ansatz. Unser einziges Ziel: unseren Klienten jederzeit den entscheidenden Vorteil zu schaffen. Essential Advantage. Informationen zu unserem Management-Magazin strategy+business finden Sie unter: www.strategy-business.com . www.booz.com/de
(Pressemitteilung BOOZ)

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