Studie: Senioren im Straßenverkehr stark gefährdet

Rund ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland ist heute über 65 Jahre alt. Bereits im Jahr 2050 werden es über 30 Prozent sein. Der demografische Wandel rückt das Thema Senioren im Straßenverkehr stärker in den Fokus. Das Allianz Zentrum für Technik, AZT Automotive GmbH, hat jetzt seine umfangreiche Studie zur Sicherheit und Mobilität älterer Verkehrsteilnehmer abgeschlossen.

Die wichtigsten Ergebnisse: Weniger als elf Prozent aller Unfälle in Deutschlandwerden durch Senioren verursacht. Der Anteil der getöteten Senioren im Straßenverkehr ist dagegen höher als der Anteil an der Bevölkerung: 23 Prozent aller Verkehrsunfalltoten sind über 64 Jahre alt.

Die Zahlen verdeutlichen die erhöhte Verletzbarkeit von Senioren: Im Jahr 2007 waren unter den 45.070 verunglückten Senioren 1153 Getötete (2,56 Prozent). Unter den 242.638 verunglückten 25 bis 64-Jährigen waren es dagegen 2535 Getötete (1,04 Prozent).

Vor allem Fußgänger, Fahrradfahrer und Beifahrer gefährdet
Ältere Verkehrsteilnehmer versterben nicht nur als Kraftfahrzeugführer. In Deutschland stellten 2007 Fußgänger und Radfahrer zusammen mit den Kfz-Mitfahrern fast zwei Drittel aller getöteten Senioren.

Zum Vergleich: Bei 25- bis 64-Jährigen betrug dieser Anteil nur ein Viertel, wie die Unfallforscher Jörg Kubitzki und Timmo Janitzek feststellten.

Als Fußgänger werden Senioren überwiegend innerorts Opfer von Unfällen mit tödlichem Ausgang. Gefährdet sind radfahrende Senioren hingegen innerorts und außerorts gleichermaßen. Das Unfallgeschehen spielt sich insgesamt überwiegend bei Tag ab.

Bei kritischen Fahrsituationen wie Nachtfahrten oder glatten, nassen Straßen verursachen Senioren weniger Unfälle als jüngere Fahrer.

Mobilität auch für ältere Menschen gewährleisten
"Es muss unser gesellschaftlicher Anspruch sein, dass die Wahlfreiheit zwischen den Mobilitätsalternativen Auto, Rad, Fußverkehr oder öffentlicher Nahverkehr auch im Alter erhalten bleibt", erklärt Karl-Walter Gutberlet, Vorstand der Allianz Versicherungs-AG.

"Wir müssen zudem verstärkt an das defensive Verhalten und die Rücksichtnahme aller Autofahrer appellieren.

Darüber hinaus empfehlen sich freiwillige ärztliche Untersuchungen und Mobilitätsberatungen älterer Fahrer, aber auch technische Maßnahmen am Fahrzeug wie die Nutzung bestehender und die Weiterentwicklung geeigneter Fahrerassistenzsysteme, um die Sicherheit der Senioren zu verbessern."

Kein Anlass für restriktive Maßnahmen
Das Vorurteil, dass ältere Fahrer eher als Geisterfahrer unterwegs sind oder einen Herzinfarkt am Steuer erleiden, konnte durch die Untersuchung nicht belegt werden.

Das kalendarische Alter allein ist daher aus Sicht der Allianz noch kein ausreichender Grund, die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland zu ändern.

"Nach unseren Untersuchungen sehen wir ältere Verkehrsteilnehmer eher als Opfer denn als Verursacher von Unfällen", erklärt Gutberlet. "Eine generell restriktive Handhabung der Fahrerlaubnis für Ältere zum Beispiel durch Zwangstests trägt kaum dazu bei, die Verkehrssicherheit zu verbessern.

Zudem fordert das Fahrerlaubnisrecht in Deutschland schon heute, dass der Fahrer im Zweifelsfall die zum Führen eines Fahrzeuges erforderliche Eignung durch eine Begutachtung nachweisen muss."

Über 8000 Senioren sterben jährlich auf Europas Straßen
Die Allianz Studie entstand in Zusammenarbeit mit dem European Transport Safety Council (ETSC).

Nach dessen Erkenntnissen ist für über 64-Jährige die Wahrscheinlichkeit, im Straßenverkehr zu sterben, in Europa um 16 Prozent höher als für alle anderen Verkehrsteilnehmer.

Schon heute sterben europaweit jährlich etwa 8000 Senioren – bis zum Jahr 2050 wird ein Drittel aller Getöteten auf Europas Straßen älter als 64 Jahre sein.

Die Allianz ist Unterzeichnerin der EU Charta für Straßenverkehrssicherheit mit dem Ziel, die Zahl der Getöteten im Straßenverkehr bis 2010 zu halbieren.

Sie sieht in der Verbesserung der Seniorensicherheit einen wichtigen Ansatz zur Erreichung dieses EU-Ziels und hat hier in der Forschungsarbeit des Allianz Zentrum für Technik (AZT) einen ihrer aktuellen Arbeitsschwerpunkte gelegt.

Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer der AZT Automotive GmbH, erklärt: "Die Studie soll dazu beitragen, die Gesellschaft für die individuelle Risikosituation der Senioren zu sensibilisieren und dabei helfen, ein zielgerichtetes Risikomanagement anzustoßen."

Pressemitteilung der Allianz

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