Umfrage zur Finanzkrise: Stimmung der Privatanleger eingetrübt

Die Stimmung unter den deutschen Privatanlegern hat sich zum Jahresanfang deutlich eingetrübt. Inzwischen ist sie wieder ähnlich schlecht wie im Sommer 2008, als sie im Zuge der internationalen Finanzmarktkrise auf ein neues Tief gefallen war.

Dies zeigt eine repräsentative Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der DZ BANK. Sie verdeutlicht auch, dass die Bundesbürger dem Sicherheitsaspekt bei der Geldanlage ein noch größeres Gewicht beimessen als zuvor.

Zudem wollen über 70 Prozent mögliche Entlastungen durch das Konjunkturpaket II nicht komplett konsumieren, sondern zusätzlich auf die hohe Kante legen. Die DZ BANK ermittelt die Stimmung unter den deutschen Anlegern quartalsweise.

Im Rahmen der aktuellen Erhebung gaben nur noch 28 Prozent aller privaten Investoren an, sie rechneten innerhalb der nächsten sechs Monate damit, dass der Deutsche Aktienindex (Dax) steigen wird. Damit hat sich die Markteinschätzung der Investoren binnen drei Monaten erheblich verschlechtert.

In der Oktober-Umfrage war noch nahezu die Hälfte aller Anleger optimistisch gestimmt. "Der ungewöhnlich heftige Stimmungsumschwung ist unserer Meinung nach insbesondere auf die sich stetig verschlechternden Konjunkturaussichten zurückzuführen.

Inzwischen glauben im Gegensatz zum Oktober offensichtlich nur noch sehr wenige private Investoren, dass sich die Wirtschaftslage – und damit auch das Börsenumfeld – schnell verbessert", kommentiert Peter Schirmbeck, Bereichsleiter Retail der DZ BANK.

Die negative Erwartungshaltung spiegelt sich auch beim Thema Konjunkturpaket II wider. Danach will lediglich ein Viertel der Anleger das zusätzliche Geld aus den Steuererleichterungen komplett für Konsumzwecke ausgeben.

Deutlich über die Hälfte plant dagegen, zumindest einen Teil des Geldes zu sparen, und 17 Prozent der Befragten erklärten sogar, die gesamte Summe zurücklegen zu wollen.

Generell legen die Anleger bei der Geldanlage mehr denn je Wert auf die Sicherheit des Investments. Neun von zehn Investoren erklärten, diese sei für ihre Anlageentscheidung wichtig bzw. sehr wichtig. Ähnlich viel Relevanz maßen sie dem Vertrauen zur Bank und der Bonität des Kreditinstituts bei.

Zudem gewinnt die finanzielle Stärke der Bank zunehmend an Gewicht. Die Rendite der Geldanlage spielte dagegen nur noch für 69 Prozent der Anleger eine wesentliche Rolle.

Präferenz der Anleger für Zertifikate knüpft wieder an das Niveau vor der Krise an

Bei den Anlageprodukten gewinnen nur Tages- und Festgeldangebote, Zertifikate und Geldmarktfonds in der Anlegergunst. So erklärten 76 Prozent der Befragten, dass eine Fest- oder Tagesgeldanlage für sie in Frage käme, wenn sie in den nächsten Monaten 10.000 Euro investieren würden (Oktober 2008: 72 Prozent; vor einem Jahr: 63 Prozent).

Den größten Sprung nach oben in der Beliebtheitsskala machten allerdings die Zertifikate. Die Präferenz der Anleger für diese stieg dabei innerhalb von drei Monaten wieder auf das Niveau vor Beginn der Finanzkrise.

Inzwischen würden immerhin wieder 14 Prozent aller Befragten ein Investment in Zertifikate in Erwägung ziehen (Oktober 2008: 9 Prozent). Das mit Abstand größte Interesse haben sie dabei an Garantiezertifikaten und an Zertifikaten mit Teilabsicherung.

Mittlerweile votieren erstmals mehr Anleger für Investment in Zertifikate als in Aktien

Das Interesse an einem Direktinvestment in Aktien ist dagegen auf nur noch 13 Prozent gefallen. Das ist der niedrigste Wert aller bisherigen Erhebungen im Rahmen des Anlegerindikators. "Nach den Verwerfungen im Herbst vergangenen Jahres haben die Anleger wieder Vertrauen in den Zertifikatemarkt gefasst. Das zeigt sich auch im täglichen Geschäft", fasst Peter Schirmbeck zusammen.

"Garantiezertifikate, die wir in den vergangenen zwei Monaten emittiert haben, waren innerhalb kurzer Zeit überzeichnet. Deshalb haben wir die Zeichnungsfrist vorzeitig beenden müssen und ein Folgeprodukt aufgelegt."

Überraschend: Trotz des sehr hohen Sicherheitsbedürfnisses sind Bundesschatzbriefe in der Gunst der Anleger gegen den Trend erheblich gefallen. Für sie interessieren sich aktuell noch 38 Prozent der Befragten nach 44 Prozent im Oktober 2008.

Abgeltungssteuer: Nur jeder Vierte hat sein Depot umstrukturiert

Steuerliche Aspekte spielen für die Anleger bei der Geldanlage inzwischen nur noch eine untergeordnete Rolle. Sie waren für lediglich 48 Prozent wichtig. Und sogar nur 27 Prozent der Befragten erklärten, sie hätten im vergangenen Jahr ihr Depot wegen der zum 1. Januar 2009 erfolgten Einführung der Abgeltungssteuer angepasst.

Unter diesen wiederum hatte nur rund die Hälfte gezielt Wertpapiere gekauft bzw. war auf Wertpapiere gewechselt, die von der Abgeltungssteuer begünstigt werden.

Ökologie bleibt trotz Finanzmarktkrise Trend-Thema

Dagegen ist das Interesse der Investoren an ökologischen Geldanlagen trotz der Rezession ungebrochen. Für rund die Hälfte aller Anleger kommen Geldanlagen nach ökologischen Kriterien infrage, und rund ein Viertel sagte das gleiche für ethische Investments.

Damit hat sich die Zahl der Investoren, die sich für diese beiden Aspekte interessieren, im Vergleich zum Frühjahr 2008 leicht erhöht. Auf stabilem Niveau blieb zudem die Zahl der Bundesbürger, die bereits Geld in diese alternativen Anlageformen investiert haben.

Bei Investments nach ökologischen Kriterien trifft dies für nahezu jeden vierten Befragten zu. Jeder Zehnte verfügt über Investments, die unter ethischen Erwägungen ausgewählt werden.

"Die Zahlen belegen, dass Ökoinvestments alles andere als ein Luxusthema sind. Stattdessen sind sie ein nachhaltiger Anlagetrend, der nicht nur die Finanzkrise überdauern, sondern künftig weiter in den Fokus rücken wird", kommentiert Peter Schirmbeck. Bei den Rohstoffinvestments gilt dies aktuell nicht unbedingt.

Denn für diese interessieren sich nach den starken Preisrückgängen nur noch 26 Prozent der Anleger – und damit sechs Prozent weniger als noch im Oktober 2008.

Auf vergleichsweise niedrigem Niveau blieben zudem zwei andere Geldanlage-Alternativen: Investments in den Bereich Infrastruktur und in Emerging Markets. Diese sind nur für 20 bzw. 12 Prozent der Befragten von Interesse.

Die Daten wurden in der Zeit vom 13. Januar bis 21. Januar 2009 im Rahmen einer telefonischen Umfrage erhoben. Die Stichprobe von 1.179 ist repräsentativ für anlage-affine Personen in der deutschen Bevölkerung ab 18 Jahren.

Pressemitteilung der DZ Bank AG

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