Mit Revolving-Funktion tief in die Schuldenfalle

Vor Kreditkarten mit so genannter Revolving-Funktion, warnt die Verbraucherzentrale NRW. Der Trick: Es wird monatlich nur noch ein kleiner Teil des Rechnungsbetrages abgebucht, der große Rest in einen teuren Kredit umgewandelt.

Für viele droht so die Schuldenfalle. Kreditkarten mit echter Kreditfunktion erfreuen sich bei Banken und Finanzdienstleistern zunehmender Beliebtheit. Die Geldhäuser offerieren ihren Kunden dabei nicht mehr den automatischen monatlichen Kontoausgleich, sondern einen Kredit zum Abstottern – meist mit extra hohen Zinsen.

Auf diese Art wird die Kreditkarte praktisch wie das Girokonto mit einem Dispokredit ausgestattet: Der Kunde erhält einen bestimmten Kreditrahmen und kann diesen nach Belieben zurückzahlen. Vorgeschrieben sind meist monatliche Mindestraten von fünf bis zehn Prozent des Schuldenstands.

Ganz offensiv wirbt die Deutsche Bank für ihre WorldFlexCard: „Die schönen Momente des Lebens spontan genießen und dabei finanziell beweglich bleiben.“ Für den Kauf auf Pump berechnet das Institut einen effektiven Zins von 14,48 Prozent.

Hinzu kommt, dass Kartenbesitzer selbst aktiv werden müssen, wenn sie den teuren Kredit nicht unterschoben bekommen wollen. Die Deutsche Bank sieht nämlich im Gegensatz zu vielen anderen Kartenanbietern nicht den standardmäßigen Einzug des monatlichen Abrechnungsbetrags per Lastschrift vor, sondern nur wahlweise fünf oder zehn Prozent des Rechnungsbetrags.

„Die Banken bauen auf die Unkenntnis und Trägheit der Kunden, die nicht jeden Monat aktiv das Kreditkonto ausgleichen, um hohe Zinsen zu vermeiden“, warnt Jurist Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale NRW.

Auch bei einigen Kartenvarianten der Santander Consumer Bank tappt der Kunde in die Kreditfalle, wenn er nicht von Hand eine Überweisung ausfüllt. So etwa bei der „SuperMasterCard“, deren Zinssatz von 13,98 Prozent wahrlich nicht als Superzins bezeichnet werden kann.

Noch teurer werden die Kredite, wenn darüber hinaus noch eine Restschuldversicherung abgeschlossen wird. „Dann kann der tatsächliche Zins weit über 20 Prozent liegen“, warnt Strube.

Auch bei Kartenanbietern, die ihren Kunden die Wahl zwischen Komplettzahlung per Lastschrift und Abstottern lassen, sind die Zinsen teils exorbitant. Die Postbank verlangt 15,25 Prozent, die Barclays Bank für die BarclayCard 16,99 Prozent und die Citibank bis zu 17,65 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Direktbank DKB kostet der Dispokredit 7,9 Prozent.

Seit August teilt auch die ING-DiBa die Risiko-Karten aus. „Bei der Teilzahlung zahlen Sie monatlich nur 5% Ihres Saldos zurück und gleichen den Rest aus, wann Sie wollen“, wirbt die Online-Bank. Wer das macht, ist mit einem effektiven Zins von 10,9 Prozent dabei. Paradox: Parallel preist die ING-DiBa ihren ohne Girokonto erhältlichen flexiblen Abrufkredit an – und der hat gerade mal effektive 7,76 Prozent Zins.

Finanzexperte Strube empfiehlt daher, bei Kreditkarten das reguläre Zahlungsziel in Anspruch zu nehmen, weil für diesen Zeitraum keine Zinsen in Rechnung gestellt werden: „Wenn schon eine kurzfristige Kreditfinanzierung nötig ist, dann sollte lieber ein möglichst günstiger Abruf- oder Dispokredit gewählt werden.“

Ohnehin sei das Öffnen einer zweiten Kreditlinie nicht nur teuer, sondern auch gefährlich, warnt der Finanzfachmann: „Da verlieren Verbraucher schnell den Überblick und landen in der Schuldenfalle.“

Pressemitteilung der VZ Nordrhein-Westfalen

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
* Pflichtfelder

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.