Prävention von Essstörungen – Problematik an den Schulen macht Lehrer betroffen

Eigentlich gibt es heute keinen Lehrer, der das Problem nicht kennt: essgestörte Schüler in der Klasse und die eigene Unsicherheit, was sollte man tun oder auch lassen. In Friedberg fand dazu bereits die zweite Lehrerfortbildung statt.
Diesmal trafen sich 10 Lehrerinnen von unterschiedlichen Hauptschulen aus Friedberg und Umgebung. Im Hessischen Landesinstitut für Pädagogik folgten sie interessiert den Ausführungen von Dr. Claudia Müller, Präventionsbeauftragte des Frankfurter Zentrums für Essstörungen. Die Veranstaltung wurde vom Landesverband der Betriebskrankenkassen in Hessen organisiert und finanziert.
„Im Rahmen des vom Hessischen Kultusministeriums initiierten Projektes Schule&Gesundheit bieten wir diese Lehrerfortbildungen in Hessen seit geraumer Zeit an“, berichtet Regina Spellerberg vom BKK Landesverband Hessen.
„Wir stoßen damit auf eine riesige Nachfrage quer durch Hessen und spüren auch überall die Betroffenheit der Lehrer, die der rasanten Entwicklung der Essstörungen oft hilflos gegenüber stehen“, so Spellerberg weiter.
Dr. Claudia Müller machte eingangs deutlich:“Magersucht ist ebenso wie die Ess-Brech-Sucht und die Ess-Sucht keine Pubertätskrise, die sich mit zunehmender Reife von selbst erledigt, kein Schlankheitstick, der durch Strafen oder gutes Zureden wieder aufgegeben wird.
Essstörungen sind schwere psychosomatische Erkrankungen mit Suchtcharakter. Sie vergehen nicht von allein und können auch nicht selbst geheilt werden. Hier helfen keine guten Ratschläge, sondern es bedarf der Einsicht, dass nur eine Psychotherapie hilft, um die tieferliegenden Gründe zu erforschen“.
An dieser Aussage wird auch deutlich, dass eine Essstörung keine Krankheit, sondern lediglich ein Symptom ist. Der dahinter stehende Konflikt ist der Auslöser und dieser muß überwunden werden.
Egal um welche Erscheinungsform der Essstörung es sich handelt, alle haben eines gemeinsam: der gesamte Tagesablauf der Betroffenen wird vom Essen oder Nichtessen beherrscht. Und anders als bei anderen Suchterkrankungen, kann man das Suchtmittel „Essen“ nicht einfach weglassen.
Die Gründe und Ursachen des Hungerns, des Erbrechens oder unkontrollierter Essattacken sind vielschichtig. Zukunftsängste und Sorgen, familiäre Probleme, fehlendes Selbstwertgefühl, soziales Umfeld und gesellschaftliche Überforderung.
Das oftmals angeschlagene Selbstwertgefühl pubertierender Jugendlicher kann dem heutigen gesellschaftlichen Schönheitsideal, das die Werbung täglich vorlebt, kaum widerstehen.
Ziel der Präventionsarbeit muss also sein, den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln: wann fühle ich mich wohl in mir und mit mir. Das diese Präventionsarbeit Bestandteil des Unterrrichtes werden kann, machte Müller an vielen praktischen Beispielen deutlich. Letztlich geht es um die Förderung von Lebenskompetenz, wie positives Körpergefühl, Selbstwertgefühl, Streßbewältigung, Konfliktfähigkeit und der Wahrnehmung und Äußerung von Wünschen, Bedürfnissen und Träumen.
Die Veranstaltung wurde abgerundet durch umfangreiches Infomaterial zum Mitnehmen, Austausch von Kontaktadressen und Anschauungsmaterial für den Unterricht.
Pressemitteilung der BKK Enka

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