Verbraucherzentrale kritisiert Bonusprogramme der Krankenkassen

Mit Sachprämien und Beitragserstattung belohnen gesetzliche Krankenkassen einen gesünderen Lebenswandel ihrer Klientel. Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor überzogenen Erwartungen und den Tücken der Bonusprogramme. Die Prämiensysteme seien oft reine Werbeaktionen, um bei einer Kasse mit überhöhten Beitragssätzen zu bleiben.

Krankenkassen machen mobil. „Aktiv pluspunkten“ heißt die Devise bei der Barmer Ersatzkasse (BEK) in Wuppertal: „Wer sich aktiv bewegt und vorsorgt, tut etwas für die Gesundheit und wird mit attraktiven Prämien belohnt“ – ob Space Watch-Armbanduhr, Zitruspresse oder Abonnement der Zeitschrift Gesundheits Bild. Punkte sammeln und Prämien kassieren: Das Gros der Krankenkassen umgarnt die Kundschaft seit Jahresbeginn mit solchen Offerten.

Allein bei der BEK haben sich inzwischen Hunderttausendesvom Bonusfieber anstecken lassen. In Tai-Chi-Kursen und Rückenschulen, bei Nikotinentwöhnung und Krebsfrüherkennung sammeln die Kassenmitglieder ihre Boni. Auf kräftigen Zulauf hoffen Nordic Walker und Deutscher Turnerbund. Schließlich werden auch Mitgliedsnachweise von Sportvereinen und Fitness-Studios von den meisten Kassen mit Punkten honoriert.
Deren Hoffnung: Versicherte bekommen einen Anreiz, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Sie gehen möglicherweise seltener zum Arzt. Die Krankenkassen sparen bei Ausgaben für Arztbesuche und Medikamente – und punkten mit scheinbar attraktiven Prämien bei ihrer Klientel.

Grundsätzlich sinnvoll seien Bonusprogramme immer dann, wenn Versicherte einen Anreiz erhielten, regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen; wenn chronisch kranke Menschen ermuntert würden, sich bei strukturierten Behandlungsprogrammen zu betätigen – und dafür beispielsweise die Praxisgebühr erstattet bekämen.
Auch gesund zu leben, sei ohne Einschränkung lobens- und belohnenswert. Ob das allerdings anhand einer Vereinsmitgliedschaft oder des Belegs vom Fitness-Studio nachgewiesen werden könne, bezweifeln die Verbraucherschützer.

Ein weiteres Manko: Ausgelobte Prämien wie das Laufband GM 2006 der Techniker-Krankenkasse sind selbst für Fitnessfanatiker mit Bonuspunkten nur schwer zu ergattern. Um die notwendigen 19.000 Punkte im festgesetzten Zeitraum von zwei Jahren zu erreichen, müssten Versicherte nahezu das gesamte Programm der Kasse absolvieren: von Stressbewältigung und Raucherentwöhnung bis zu Hatha Yoga und Qi Gong.

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