Die Versandapotheke kommt – BKK fordert mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen

Bei einem Treffen mit dem Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Dr. Klaus Theo Schröder in der letzten Woche legten der Verwaltungsratsvorsitzende der BKK FTE Ebern, Jürgen Hennemann, und der Vorstandsvorsitzende der BKK FTE und gleichzeitig der größten BKK Deutschlands, DIE BKK POST, Götz Emrich ihre Sicht der Dinge im Gesundheitswesen dar.
Vermittelt hat dieses Treffen die Bundestagsabgeordnete Susanne Kastner aus Maroldsweisach. „Es ist klar, dass bei der Information durch Verbände und Lobbyisten deren Eigeninteressen mitspielen“, erklärt Jürgen Hennemann. „Uns war es wichtig, unsere Sicht aus der Praxis und unsere Ansätze klarzulegen und damit unter Umständen neue Anstöße zu geben.“
Dabei konnte man immer wieder feststellen, dass zwischen der Politik und den beiden BKKn auch in vielen Punkten Konsens besteht, wie zum Beispiel beim Thema Versandapotheke. Hier, so bestätigte Staatssekretär Dr. Schröder, gehe es nicht länger um die Frage, ob es Versandapotheken geben sollte, sondern vielmehr um die Fragen nach dem Wann und Wie.
Ziel sei es den Service vor allem für kranke Versicherte zu erhöhen, die ihre Medikamente nicht länger in der Apotheke abholen müssten, sondern sie bis an die Haustür geliefert bekommen sollten. Dabei geht es nicht darum, ausländischen Apotheken neue Märkte zu erschließen, sondern vielmehr um die Möglichkeit, den Apotheken im Land neue Vertriebswege anzubieten.
Es sei damit durchaus denkbar, so betonte Götz Emrich, dass eine Apotheke „um die Ecke“ ihren Kunden einen Versand anbietet. Das Gesundheitswesen bedarf vielfältiger Reformen und Umgestaltungen, um einerseits bezahlbar zu bleiben und andererseits den Versicherten ein gewisses Maß an gesundheitlicher Absicherung zu geben.
Dass es hier zahlreiche Möglichkeiten gibt, dokumentierten Jürgen Hennemann und Götz Emrich an den Beispielen Kassenarten und Verbändewesen. So müssen sich Krankenkassen heute verstärkt die Frage gefallen lassen, weshalb länger nach Kassenarten unterschieden werden sollte.
„Drei Viertel aller BKKn sind für jeden aus der Gesetzlichen Krankenversicherung geöffnet“, stellte Jürgen Hennemann fest, „sie haben also ihren unmittelbaren Bezug zum Unternehmen verloren“. Ortskrankenkassen haben sich bis auf Länderebene zusammengeschlossen. Und gegen den Begriff „Ersatzkasse“ würde sich Götz Emrich verwahren – „Ersatz wofür?“ fragt er und fordert die Abschaffung der Kassenarten.
Als konsequente Folgerung daraus muss nach Ansicht der Kassenvertreter auch das Verbändewesen neu überdacht werden. Ein längst überholtes Gefüge, so die Überzeugung von Jürgen Hennemann und Götz Emrich.
Eine BKK müsse, so Götz Emrich, pro Mitglied zirka 10 Euro für die Verbandszugehörigkeit und deren Arbeit abführen, ein Betrag, der nach Ansicht des Kassenvorstands sinken könnte, würde man das Verbänderecht reformieren. Zudem würden bereits Verträge mit Leistungserbringern direkt von der Kasse günstiger abgeschlossen, als von den jeweiligen Landesverband. „Hier müssen die Kassen gestärkt werden“, so Götz Emrich.
Jürgen Hennemann führte aus, man könne hier von den anderen Kassenarten lernen – Landesverbände gebe es nur noch bei den BKKn, alle anderen Kassen werden von ihren Bundesverbänden betreut. Dies müsse auch für die BKKn möglich sein.
Bei aller Kritik ging es den Kassenvertretern, wie sich mehrfach betonten, nicht darum, eine Einheitskasse einzuführen. Die Betriebskrankenkassen plädieren vielmehr für Wettbewerb und Wahlfreiheit in der gesetzlichen Krankenversicherung, damit sich die einzelnen Kassen mit ihren Stärken profilieren könnten. Jürgen Hennemann verglich es mit dem Automarkt.
„Es gibt zahlreiche Autohersteller. Auf dem Markt findet jeder Verbraucher das für ihn richtige Auto. Der eine ein komfortableres, der andere eines mit wenig Schnickschnack.“ Ebenso müssten Krankenkassen verfahren können.
Es wird nach Sicht der beiden Vertreter künftig differenzierte Angebote für die verschiedenen Versicherten geben. Günstige und teurere Kassen mit unterschiedlichem Angebot, aus dem die Verbraucher wählen könnten. Nach Auffassung der BKKn führt daran kein Weg mehr vorbei.
Pressemitteilung der BKK FTE

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