Klimawandel: Vor der Flut

Das Ergebnis des 5. Reports des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) fällt nur auf den ersten Blick weniger bedenklich aus als erwartet. Der übermäßige Temperaturanstieg bleibt zwar vorerst aus. Doch der Schein trügt: Große Klimapuffer wie die Ozeane heizen sich stärker auf und Gletscher schmelzen weltweit schneller als erwartet. Die Zusammenhänge erklärt Allianz Klimaexperte Karsten Löffler im Interview.

 

Allianz SE
München, 27.09.2013

Karsten Löffler, Klimaexperte der Allianz: „Die Durchschnittstemperaturen sind zwar über die letzten 15 Jahre weniger stark angestiegen als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aber das bedeutet nicht Entwarnung, sondern vielmehr das Gegenteil.“

Die Temperaturen steigen laut fünftem Weltklimabericht weniger schnell als befürchtet. Bedeutet das Entwarnung für uns?
 

Karsten Löffler: Leider nein. Die Durchschnittstemperaturen sind zwar über die letzten 15 Jahre weniger stark angestiegen als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aber das bedeutet nicht Entwarnung, sondern vielmehr das Gegenteil.

 

Die Ozeane haben sich stärker erwärmt, Gletscher sind stärker geschrumpft und der Meeresspiegel ist über die letzten 20 Jahre mehr als doppelt so stark angestiegen wie über die letzten 100 Jahre.

 

Mehr als 800 Wissenschaftler, die an dem Bericht gearbeitet haben, sind sich einig: Über die Hälfte der seit 1951 beobachteten Klimaerwärmung ist mit „extrem hoher Wahrscheinlichkeit“ auf den Menschen zurückzuführen. Damit ist der Mensch der Hauptverursacher des beobachteten Klimawandels. Auch wenn die Durchschnittstemperaturen kurzfristig weniger stark angestiegen sind als befürchtet, war jedes der drei letzten Jahrzehnte wärmer als alle Jahrzehnte seit 1850.

 

Ein Ergebnis der Wissenschaftler sollte uns besonders mahnen: Selbst wenn wir heute den Ausstoß menschenbedingter Treibhausgase komplett stoppen könnten, würde die globale Durchschnittstemperatur noch sehr lange danach weiter steigen. Das Risiko von Schäden, die wir nicht mehr beheben können, ist hoch. Heute mit ernsthaften Maßnahmen gegenzusteuern ist daher nicht nur ökologisch, sondern auch volkswirtschaftlich ein Muss.

 

 

Welche Konsequenzen zieht die Allianz als Versicherer und Investor aus dem Weltklimabericht?

 

Der Klimawandel betrifft unsere Kunden und uns selbst als Versicherer. Wir beobachten  einen Anstieg der Schäden, die mit extremen Wetterereignissen wie Sturzregen oder Sturmfluten verbunden sind. Darunter Sachschäden, Betriebsausfall, Krankheiten und so weiter.

 

Auch als Investor sind wir betroffen, zum Beispiel durch Klimaregulierung und Kosten für die betroffenen Industrien. Gleichzeitig nutzen wir die Chancen für unsere Kunden beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Form von nachhaltigen Versicherungsprodukten oder über den Waldschutz.

Leuchtend blaue Eisberge bei Morgendämmerung in der Gletscherflusslagune (Jökulsárlón) auf Island

Wer sollte jetzt handeln? Und wie?
 
Der Bericht liefert eine starke wissenschaftliche Basis für eine klimapolitische Wende. Insbesondere zwei Fragen sind hierfür laut Bericht entscheidend: Wie schnell bremsen wir die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas, und wie schieben wir der Entwaldung einen Riegel vor?

Dazu müssen Politiker nun Leitplanken setzen. Sowohl im Rahmen eines globalen Abkommens, das insbesondere die Hauptemittenten in die Verantwortung nimmt, als auch auf nationaler Ebene. Fortschrittliche Unternehmen und Konsumenten sollten vorangehen und ihren CO2-Fußabdruck reduzieren. Und in den  ärmeren Weltregionen brauchen wir wirtschaftlich tragfähige alternative Entwicklungsmöglichkeiten.
 

Weitere Informationen über IPCC:

Was ist das IPCC? Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ist ein internationales wissenschaftliches Gremium, das den Klimawandel bewertet. Die Organisation wurde 1988 vom UNEP (United Nations Environment Programme – Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen) und der WMO (World Meteorological Organization – Weltorganisation für Meteorologie) gegründet. Ziel des Gremiums ist es, ein klares wissenschaftliches Bild des heutigen Kenntnisstands hinsichtlich des Klimawandel und seiner potenziellen ökologischen und sozioökonomischen Folgen zu vermitteln.
 

Was ist die Kernaussage? Auch wenn der neue Bericht einen moderateren (aber immer noch katastrophalen) Temperaturanstieg gegenüber dem vorindustriellen Niveau voraussagt, fällt der erwartete Anstieg des Meeresspiegels höher aus als im letzten Bericht, wobei der Einfluss des Menschen als ein Schlüsselfaktor bewertet wird, der den Klimawandel sogar noch mit größerer Gewissheit (annähernd 100%) vorantreibt.

  Vorbehalt bei Zukunftsaussagen

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

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Nicolai Tewes
Allianz SE
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Pressemitteilung Allianz ( Allianz SE
München, 27.09.2013 )

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