Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Stichprobe zu Prämien von Payback und Deutschlandcard: Punkte verpuffen im Nichts

Wer Prämien bei Kundenkarten wie Payback und Deutschlandcard einlösen will, sollte tunlichst aufpassen. Eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW entlarvt eine herbe Schnäppchenfalle, die Sammelpunkte im Nichts verpuffen lässt.

Kundendaten im Tausch gegen schlappe Prozente: das ist das Geschäft von Kundenkarten. Der gläserne Verbraucher gilt als ein Liebling des Handels, der mittlerweile, so schätzen Marktforscher, mehr als 100 Millionen der Plastikkärtchen bundesweit im Umlauf gebracht hat.

Rabatt auf Karte gibt es in Supermärkten, im Fachhandel wie in zahlreichen Onlineshops. Punkte können Verbraucher an der Tankstelle, beim Abschluss von Zeitungs-Abos wie bei einer Geldanlage ergattern. So genannte Mehrpartner-Programme ermöglichen das Punktesammeln unternehmens- und branchenübergreifend gar mit einer Karte.

Ziel aller Mühe ist die Prämie. Mit Hunderten von Artikeln und Events locken die Veranstalter: vom Autobezug bis zur Zitronenpresse, von der Erlebnisreise bis zur Ballonfahrt. Das Manko allerdings: Zumeist bringt jeder ausgegebene Euro einen Punkt – und damit gerade mal ein Prozent Rabatt. Lediglich in Ausnahmefällen wie zu Olympia gibt’s zuweilen zwei Prozent und mehr.

Zum extremen Sammelmarathon wird es, wenn Kunden ihre Deutschlandcard in den Supermärkten Edeka und Marktkauf zücken. Dort nämlich braucht es satte zwei Euro für einen Punkt. Die Folge solch mauer Prozent-Nachlässe: Viele Prämien sind kaum erreichbar.

Beispiel gefällig: Wer sich mit dem Navigationsgerät „Garmin 205T“ durch den Mini-Rabattdschungel lotsen will, benötigt dafür satte 15.599 Punkte. Oder anders gewendet: Er muss bei Edeka fürs Doppelte oder anderswo fürs Gleiche in Euro shoppen.

Damit dennoch kein Frust aufkommt, gibt´s das Modell der Zuzahlung. Dank dieser kann auch Prämien ergattern, wer nur wenige Punkte beisammen hat; vorausgesetzt, er schießt Euros zu.
Eine „Harry Potter DVD-Box“ beispielsweise listet Payback mit 3999 Punkten. Jeder einzelne entspricht einem Cent. Wer die Box will, muss lediglich eine Mindestpunktzahl einsetzen: 200 Punkte (gleich zwei Euro) und 37,99 Euro zuzahlen. Wer mehr Punkte einsetzt, verringert den eigenen Zuschuss.

Deutschlandcard wiederum arbeitet mit Stufen. Bei einem DVD-Player für 5500 Punkte gibt´s davon fünf. 500 Punkte und 50 Euro braucht es in Stufe 1, 4500 Punkte und 10 Euro in Stufe 5.
Doch Vorsicht: Eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW entlarvt solche Modelle als Schnäppchenfalle. Je 25 Prämien bei Payback und Deutschlandcard nahmen die Konsumentenschützer dazu per Preissuchmaschine unter die Lupe.

Dabei fand sich für alle 50 Prämien ein günstigeres Angebot. Selbst Prämien, die Payback etwa als Preis-Hits um bis zu „40 Prozent unter UVP“ (unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers) offerierte, unterboten Onlineshops zum Teil deutlich. Im Schnitt gab es Kinderspielzeug, Hörbücher und Technik 20 Prozent billiger als bei Payback. Gegenüber den „Traumprämien“ bei Deutschlandcard ließen sich sogar durchschnittlich 27 Prozent sparen.

Die größte prozentuale Preisdifferenz entdeckte die Verbraucherzentrale beim „Karl May Orientzyklus“, einem Hörbuch von Deutschlandcard. Die Abenteuer von Kara Ben Nemsi offerierte ein Händler für gerade mal die Hälfte des Prämienpreises.

Und das ist vor allem für Zuzahler fatal. Denn wer jeweils die Mindestzahl an Punkten investierte und den Rest aus eigener Tasche berappte, lag allein mit der Zuzahlung bei 47 von 50 Prämien immer noch – teils deutlich – über den billigsten Angeboten am Markt. Die zugebutterten Punkte erwiesen sich somit rechnerisch als Einsatz ohne Wert.

Das Potenzial solcher Punktevernichtung ist enorm. Bei einem Kaffeeautomaten von DeLonghi aus dem Deutschlandcard-Katalog waren das bis zu 6000 Punkte, bei der Konkurrenz Payback verpufften in der Spitze gar 74.000 Punkte bei einem Fitnessgerät. Das entspricht wohlgemerkt einem Gesamteinkauf von 74.000 Euro. Der Werbespruch „Payback-Kunden bekommen mehr“ klingt da geradezu wie Hohn.

Die Schlussfolgerung aus der Stichprobe: Wer bei der Einlösung seiner Boni nicht draufzahlen will, sollte sich über die Angebote der Konkurrenz gut informieren. Als Alternative lohnt es zumeist, sich die Punkte aufs Konto überweisen zu lassen. Immerhin bietet Branchenführer Payback diese Möglichkeit ab 1000 Punkten (gleich 10 Euro).

Eine solche Variante – „auch bei Wettbewerbern“ – ist einer Pressesprecherin der Deutschlandcard GmbH hingegen nicht bekannt. Verbraucher können stattdessen den Einkauf bei vielen Partnerunternehmen dazu nutzen, Deutschlandcard-Punkte wieder zu etwas Geld zu machen. Für jeden einzelnen Punkt wird hierbei ein Cent von der Rechnung abgezogen.

Gewarnt sei davor, seine Payback-Punkte bei Miles & More einzusetzen. Denn das Kundenbindungsprogramm der Luft-hansa wartet mit einem zusätzlichen Punktekiller auf. Bei Miles & More ist für jede Prämie eine exakt festgelegte Meilenzahl erforderlich. Stets können wieder Restbeträge zugezahlt werden.
Höchst ärgerlich dabei: Die Payback-Punkte verlieren bei der 1:1-Umwandlung in Bonusmeilen häufig knapp zwei Drittel ihres eh schon geringen Werts. Der Grund: Während ein Pay-back-Punkt einem Geldwert von einem Cent entspricht, liegt der für eine Meile meist bei 0,4 Cent.

Klare Regeln gibt’s bei Miles & More zur Barauszahlung: die entspreche „nicht dem Sinn und Zweck eines Kundenbindungssystems“. Die Kunden sollten vielmehr „angehalten werden Meilen zu sammeln, um eine Prämie zu erreichen“.
(Pressemitteilung der VZ Nordrhein-Westfalen)

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