BKK fordert mehr politische Beachtung für Kinder psychisch kranker Eltern

Kinder psychisch kranker Eltern – (auch) ein Thema für die Politik
In Deutschland wachsen zwischen drei und vier Millionen Kinder und Jugendliche mit psychisch kranken Eltern auf. Damit diese Kinder nicht vergessen werden, haben der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK e.V.), der BKK Bundesverband und der Verein für gemeindenahe Psychiatrie in Rheinland Pfalz Aufklärungsmaterial entwickelt. Diese sind Ergebnis des Kooperationsprojektes „Die vergessenen Kinder – Unterstützung für Kinder psychisch kranker Eltern“ und werden heute in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz vorgestellt.
Die zielgruppenspezifischen Informationsmaterialien richten sich an betroffene Familien und ihre Helfer, aber auch an das Umfeld der Familien wie Schulen und Nachbarschaft. Sie sollen die Aufmerksamkeit für die Belange der betroffenen Kinder und Jugendlichen stärken. Dass diese Kinder in unserer Gesellschaft und auch von der Politik bisher noch viel zu wenig Aufmerksamkeit erfahren, betonte Roswitha Beck, Vorsitzende des Kuratoriums des Vereins zur Unterstützung Gemeindenaher Psychiatrie in Rheinland-Pfalz e.V. „Das Gesundheitswesen vergisst sie, weil es für den psychisch kranken Elternteil zuständig ist. Die Jugendhilfe kennt diese Kinder oftmals nicht“, so Roswitha Beck.
Auch Gudrun Schliebener, Vorsitzende des BApK, sieht einen „blinden Fleck“ in der Angehörigenarbeit in der Psychiatrie: „Damit die betroffenen Kinder nicht die psychisch Kranken von morgen werden, müssen alle Akteure der verschiedenen Hilfesysteme gut zusammenarbeiten.“ Dafür setzt sich die Familien-Selbsthilfe Psychiatrie des Bundesverbandes seit mehr als 15 Jahren ein.
Der BKK Bundesverband hat das Projekt, das auch das Bundesgesundheitsministerium unterstützte, finanziell gefördert. Heinz Kaltenbach, Geschäftsführer des BKK Bundesverbandes, bekräftigt das Engagement: „Es ist wichtig, dass wir die Kinder als schwächste Glieder der Kette unterstützen, damit die gesundheitliche Belastung der Eltern nicht zu einer Überlastung der Kinder führt. Die Betriebskrankenkassen fördern übrigens seit 2003 mit der Initiative ‚Mehr Gesundheit für alle‘ über 60 regionale und überregionale Projekte und Strukturmaßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention.“
Welche Aufmerksamkeit, Information und Unterstützung die Familien brauchen, ist inzwischen gut erforscht und zum Teil auch in der Praxis umgesetzt. In Rheinland-Pfalz wurden zum Beispiel an drei Standorten im Rahmen eines mehrjährigen Modellprojekts Handlungsansätze entwickelt und erprobt. „Patenschaftsmodelle“, wie von Katja Beeck in Berlin initiiert, fördern ehrenamtliches Engagement. In Leipzig ist es dem Angehörigenverein WEGE e.V. mit der Beratungsstelle „AURYN“ gelungen, ein verlässliches Angebot für die betroffenen Familien fest – und regelfinanziert – im Hilfesystem der Messestadt zu etablieren.
Was fehlt, ist die flächendeckende, verlässliche Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und Hilfe dort, wo es Not tut. Außerdem müssen Strukturen einer belastbaren Kooperation geschaffen und die unterschiedlichen Hilfesysteme und Fachleute vernetzt werden. Eine Podiumsdiskussion mit Betroffenen, Krankenkassenvertretern, Fachleuten aus Praxis und Forschung sowie mit Vertretern des Gesundheits- und Familienministeriums widmet sich der Frage, welche Aufgaben sich hieraus ergeben. Es kommt darauf an, belastete Familien frühzeitig zu unterstützen, um Risiken zu verringern und nicht erst dann zu handeln, wenn „das Kind in den Brunnen gefallen ist.“
Informations- und Aufklärungsmaterial kann unter www.bkk.de und www.bapk.de bestellt und heruntergeladen werden. (Pressemitteilung BKK)

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