Verbraucherzentrale testet Leihhäuser in NRW: Große Unterschiede beim Pfandkredit

Wer aus Geldnot seine Habe ins Pfandhaus trägt, sollte mehrere Leihen aufsuchen. Eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW in acht Leihhäusern offenbarte große Unterschiede bei der Höhe der Pfandkredite.
Wenn der Dispo ausgeschöpft ist, bleibt für viele der Pfandkredit, um flüssig zu bleiben. Alljährlich machen sich rund eine Million Verbraucher auf den Weg ins Leihhaus. Für die Waren, die sie dabei anschleppen, erhalten sie im Durchschnitt rund 250 Euro Kredit. Finanzkrise ist für die rund 200 deutschen Pfandhäuser ein Fremdwort.
An das Geld kommen die Kunden auf einfache Art: Es wird weder ein Einkommensnachweis verlangt noch eine Schufa-Auskunft – und es gibt Bargeld sofort auf die Hand. Doch aufgepasst: Beim Beleihen eines Gegenstandes sollten Kunden nicht blind auf das erste Angebot eingehen, rät die Verbraucherzentrale NRW. Das belegt eine Stichprobe in acht Pfandhäusern: Dort variierten die Angebote für eine hochwertige Uhr und einen zwei Jahre alten Laptop überaus stark.
Bei der Uhr, einer Omega Speedmaster, deren Sammlerwert etwa bei 800 Euro liegt, traten geradezu eklatante Unterschiede auf: Während die Gebote von zwei Leihhäusern lediglich bei 60 bzw. 80 Euro lagen, gab es in einem anderen Pfandhaus mit 400 Euro den höchsten Betrag. Bei einem zwei Jahre alten Laptop der Amilo-Serie von Fujitsu-Siemens, der 1000 Euro gekostet hatte, lag die Spanne dagegen zwischen 80 und 150 Euro.
Ebenso bemerkenswert: Waren bei der Uhrenrarität noch sechs von acht Pfandhausbetreibern geschäftsbereit, war es beim Laptop um die Akzeptanz wesentlich schlechter bestellt: Von den Getesteten waren nur drei daran interessiert, ihn in Zahlung zu nehmen. Einige Pfandhäuser akzeptieren grundsätzlich ohnehin nur nahezu neuwertige Geräte. Die Friedrich Werdier KG in Düsseldorf beispielsweise zieht die Grenze bei einem halben Jahr. „Der Preisverfall ist sehr hoch und wir wissen nicht, ob wir in sechs Monaten überhaupt noch einen Abnehmer finden“, begründet Joachim Struck, Inhaber der Friedrich Werdier KG und Vorsitzender des Zentralverbandes des Deutschen Pfandkreditgewerbes, diese Zurückhaltung.
Wesentlich leichter einzutauschen sei Schmuck, sagt Joachim Struck: „Damit machen wir ungefähr 80 Prozent unseres Umsatzes.“ Weil es primär auf den Edelmetall-Anteil ankomme, sei der Wert einer Pretiose besser einzuschätzen. Vor allem wegen des stark gestiegenen Goldpreises könnten Pfandhäuser inzwischen deutlich mehr auszahlen als früher.
Doch ob man wirklich stets den vollen Betrag ausschöpft, sollte gut überlegt sein. Denn die Pfänderleihe ist teuer. Für jeden laufenden Monat werden Zinsen sowie Gebühren für Lagerung, Kreditabwicklung und Versicherung fällig. Bei einem Beleihungsbetrag von 500 Euro kann das satte 20 Euro monatlich kosten. Das entspricht einem effektiven Jahreszins von 48 Prozent. „Deshalb ist es empfehlenswert, nur die Summe an Pfandkredit aufzunehmen, die tatsächlich benötigt wird und auch nur so kurz wie möglich“ rät Stefanie Laag von der Verbraucherzentrale NRW.
Bis zur Rückzahlung haben Kunden in der Regel drei Monate Zeit. Wird das Pfand nicht ausgelöst, kommt es frühestens nach einem weiteren Monat in die Versteigerung. Ist der Erlös aus Versteigerung höher als der ursprüngliche Kredit plus Zinsen, Gebühren und Auktionskosten, können Kreditnehmer den Differenzbetrag einfordern. Nach zwei Jahren allerdings verfällt ihr Anspruch und der Staat kassiert den Betrag. Meistens aber kommt es gar nicht so weit: Denn 90 Prozent der verpfändeten Gegenstände werden von ihren Besitzern wieder eingelöst. (Pressemitteilung Verbraucherzentrale NRW)

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