Postbank: Ergebnisverbesserung im zweiten Quartal

Die Deutsche Postbank AG hat in den ersten sechs Monaten des Jahres einen Konzerngewinn von 70 Millionen Euro (Vorjahr: 238 Millionen Euro) ausgewiesen.

Sie profitierte dabei von positiven Steuereffekten, die vor allem im ersten Quartal anfielen. Das Ergebnis vor Steuern lag bei -160 Millionen Euro (Vorjahr: 340 Millionen Euro), wovon auf das zweite Quartal -69 Millionen Euro und auf das erste Quartal -91 Millionen Euro entfielen. „Der Trend stimmt“, sagte Stefan Jütte, seit 1. Juli Chef der Bonner Bank, „das zeigt ein Blick auf das zweite Quartal. Die im ersten Quartal noch sehr kräftigen Belastungen aus dem strukturierten Kreditportfolio sind weiter zurückgegangen. Die Risikovorsorge ist zwar erwartungsgemäß angestiegen, sie liegt im Wettbewerbsvergleich jedoch auf einem moderaten Niveau“.

Gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 konnte die Postbank ihre Kernkapitalquote um 1,7 Prozentpunkte auf 8,0 Prozent steigern. „Für eine Bank mit Schwerpunkt im Privatkundengeschäft ist das ein befriedigendes Niveau“, sagte Jütte. Bei der Ermittlung der Eigenkapitalquote wurde erstmals die angepasste Konzernabschlussüberleitungsverordnung zugrunde gelegt, was die internationale Vergleichbarkeit deutlich verbessert.

Im Kundengeschäft hat die Postbank sich weiter gut entwickelt. In dem wichtigen Produktfeld Sparen konnte sie nochmals deutlich zulegen und den Bestand an Spareinlagen gegenüber dem Stichtag des Vorjahres um über 20 Prozent auf rund 56 Milliarden Euro steigern. Auch in anderen Produktbereichen hat es Fortschritte gegeben. Das Kreditgeschäft mit Privatkunden wuchs gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 um gut vier Prozent. Das Kreditvolumen im mittelständischen Firmenkundengeschäft hat die Bank gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt trotz schwieriger werdender Rahmenbedingungen sogar um 2,2 Milliarden Euro auf zuletzt 6,2 Milliarden Euro gesteigert – ohne ihre risikoorientierten Vergabekriterien aufzuweichen. Bezogen auf die Diskussion um eine mögliche Kreditklemme im deutschen Mittelstand bewertet Stefan Jütte das Verhalten der Postbank deshalb positiv: „Bei der Kreditversorgung der deutschen Wirtschaft spielen wir eine aktive Rolle. Wir profitieren dabei von unserer guten Liquiditätsa
usstattung.“

Spargeschäft erneut mit starkem Wachstum
Erneut konnte die Postbank im Spargeschäft einen deutlichen Volumenzuwachs erzielen: Der Bestand inklusive Bauspareinlagen stieg gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 um 14,5 Prozent auf 71,7 Milliarden Euro, während der Gesamtmarkt bis Ende Mai 2009 nur um 3,2 Prozent auf 540,8 Milliarden Euro expandierte.

Im Neugeschäft mit klassischen Spareinlagen erreichte die Bank mit 9,4 Milliarden Euro ein Plus von 81 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei war das Postbank Gewinnsparen mit einem neu akquirierten Volumen von 6,5 Milliarden Euro das beliebteste Produkt.

Girokonten: Bestand stabil, Sichteinlagen steigen
Die Zahl der privaten Girokonten ist gegenüber dem Halbjahresende des Vorjahrs mit 4,9 Millionen unverändert geblieben. Erfreulich ist dabei der Anstieg der Sichteinlagen auf diesen Konten. Sie erhöhten sich im ersten Halbjahr gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 5,4 Prozent auf 17,5 Milliarden Euro.

222.700 Girokonten sind im ersten Halbjahr neu eröffnet worden, 11,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Um den Rückwärtstrend bereits im Ansatz zu stoppen, will die Postbank in der zweiten Jahreshälfte mit innovativen Angeboten zusätzliche Kunden gewinnen. Ein Beispiel dafür ist die Kooperation mit dem Konzern Shell, durch die Kunden der Postbank an Shell Stationen Bargeld abheben können.

Marktanteilsgewinne bei Baufinanzierung und bei Ratenkrediten
Bei der Baufinanzierung hat die Postbank sich besser entwickelt als der schrumpfende Markt. Sie konnte ihren Bestand gegenüber dem Stichtag des Vorjahres um 3,9 Prozent auf 72,8 Milliarden steigern und hatte zum 30. Juni einen Marktanteil von 9,3 Prozent. Das Neugeschäft ohne Portfolioankäufe ging erwartungsgemäß zurück. Es lag mit 4,3 Milliarden Euro um 15,7 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Ihren Bestand an Konsumentenkrediten konnte die Postbank gegenüber Juni 2008 um 25,9 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro steigern. Sie ließ damit den Markt deutlich hinter sich, der insgesamt nur um 4,5 Prozent gewachsen ist (letzte verfügbare Marktdaten von Ende März). Ihr Marktanteil stieg dadurch von 2,1 auf 2,5 Prozent. Das stark konjunkturabhängige Neugeschäft mit Privatkrediten war im ersten Halbjahr 2009 mit 744 Millionen Euro nicht mehr ganz so hoch wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres (821 Millionen), hat jedoch den Bestand weiter erhöht.

Firmenkundengeschäft und Transaction Banking erfreulich entwickelt
Im operativen Geschäft mit ihren Firmenkunden ist die Postbank im ersten Halbjahr 2009 trotz der schwierigen Rahmenbedingungen deutlich vorangekommen. So stieg der Bestand an Firmenkrediten einschließlich Immobilienkrediten, Leasing und Factoring um 29 Prozent auf 26,8 Milliarden Euro. In dieser Zahl enthalten sind die Kredite an mittelständische Unternehmen, die sogar um 55 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro angewachsen sind.

In ihrem Geschäftsfeld Transaction Banking hat die Postbank im Juni erstmals einen Klienten aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich gewonnen. Ihre Tochter Betriebs-Center für Banken AG übernimmt die Abwicklung des Zahlungsverkehrs für die HSH Nordbank. Dadurch steigt die Zahl der jährlichen Transaktionen der Postbank um weitere 430 Millionen auf rund 8 Milliarden.

Gewinn- und Verlustrechnung

Der Zinsüberschuss stieg im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,7 Prozent auf 1.199 Millionen Euro. Das gegenüber dem Vorjahr massiv gesunkene Zinsniveau führte sowohl bei den Zinserträgen als auch beim Zinsaufwand zu einer rückläufigen Entwicklung, wobei der Rückgang bei den Zinserträgen, bedingt durch die im Vorjahresvergleich gute Volumenentwicklung, moderater ausfiel.

Das Handels- und das Finanzanlageergebnis sanken gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 um 322 Millionen Euro auf insgesamt -328 Millionen Euro. Infolge der Finanzmarktkrise hatte die Bank im ersten Halbjahr Belastungen von 457 Millionen Euro zu verkraften, davon entfielen 309 Millionen Euro auf das erste Quartal. Im zweiten Quartal waren es 148 Millionen Euro.

Das originäre Handelsergebnis der Bank profitierte von positiven Beiträgen aus Swap-Positionen, die die Bank im Rahmen des Bilanzstrukturmanagements zum Hedging und zur Steuerung des Bankbuchs einsetzt. Demgegenüber war das Ergebnis aus der Bewertung eingebetteter Derivate aus dem strukturierten Kreditersatzgeschäft deutlich negativ. Die Belastungen betrugen 314 Millionen Euro, wovon 128 Millionen Euro dem zweiten Quartal zuzuordnen sind. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum lagen die negativen Bewertungseffekte aus eingebetteten Derivaten bei 197 Millionen Euro.

Das Finanzanlageergebnis des ersten Halbjahrs 2009 lag bei -118 Millionen Euro nach -79 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im zweiten Quartal 2009 verbesserte es sich jedoch gegenüber dem Vorquartal deutlich um 90 Millionen Euro auf -14 Millionen Euro. In dieser Position sind Wertkorrekturen (Impairments) auf das strukturierte Kreditersatzgeschäft von
-41 Millionen Euro enthalten (davon -6 Millionen Euro im zweiten Quartal). Darüber hinaus hat die Postbank Wertkorrekturen auf andere festverzinsliche Wertpapiere sowie auf noch im Bestand befindliche Publikumsfonds in Höhe von insgesamt -76 Millionen Euro (davon -18 Millionen Euro im zweiten Quartal) vorgenommen.

Der Provisionsüberschuss betrug 645 Millionen Euro und lag damit trotz einer spürbaren Verbesserung im zweiten Quartal um 9,0 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Hierin enthalten sind strukturell rückläufige Einnahmen aus dem Absatz von Postdienstleistungen und aus dem Verkauf von Neuen Dienstleistungen in den Filialen sowie aus dem Transaction Banking. Da es angesichts der besonders im ersten Quartal schlechten Umfeldbedingungen zu einer spürbaren Kaufzurückhaltung der Kunden im Wertpapier- und Versicherungsgeschäft kam, konnte der Provisionsüberschuss aus dem Bankgeschäft diese Entwicklung nicht kompensieren.

Die Gesamterträge lagen bei 1.516 Millionen Euro nach 1.882 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten 2008. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf die kapitalmarktinduzierten Belastungen des Handels- und des Finanzanlageergebnisses zurückzuführen. Die operativen Ertragskomponenten Zins- und Provisionsüberschuss sanken insgesamt nur um 44 Millionen Euro auf 1.844 Millionen Euro.

Die Risikovorsorge lag im Berichtszeitraum mit 281 Millionen Euro um 120 Millionen Euro über dem sehr niedrigen Wert des Vorjahreszeitraums, was mit rund 53 Basispunkten bezogen auf das Kreditvolumen im Vergleich zu anderen Instituten weiterhin einen sehr guter Wert ist. Die Entwicklung entspricht den Erwartungen. Sie ist Folge der gesamtwirtschaftlichen Eintrübung und insbesondere der angespannten Situation an den internationalen Immobilienmärkten.

Der Verwaltungsaufwand sank in den ersten sechs Monaten im Vorjahresvergleich leicht um 17 Millionen Euro auf 1.403 Millionen Euro. Zurückgegangen sind vor allem die Sachaufwendungen. Der Personalaufwand stieg dagegen leicht um 14 Millionen Euro auf 703 Millionen Euro. Die Postbank will ihre Anstrengungen im Kostenmanagement weiter forcieren mit dem Ziel, stetig steigende Kundenvolumina bei stabilem Verwaltungsaufwand abwickeln zu können.

Der Saldo der Sonstigen Erträge und Aufwendungen betrug 8 Millionen Euro nach 39 Millionen Euro im ersten Halbjahr des Vorjahres.

Das Ergebnis vor Steuern lag im ersten Halbjahr 2009 bei -160 Millionen Euro nach 340 Millionen Euro im ersten Halbjahr des Vorjahres.

Die Ertragsteuern waren aufgrund von Sondereffekten (Auflösung latenter Steuern und Vorsteuerverlustausweis) positiv und betrugen 231 Millionen Euro. Der Konzerngewinn lag somit bei 70 Millionen Euro nach 238 Millionen Euro im Vorjahr, was einem Ergebnis je Aktie von 0,32 Euro entspricht (Vorjahr: 1,45 Euro).

Die Eigenkapitalrendite nach Steuern betrug 2,8 Prozent nach 9,9 Prozent im Vorjahr, die Cost-Income-Ratio lag bei 92,5 Prozent (75,5 Prozent im ersten Halbjahr 2008).

Bilanzentwicklung

Die Bilanzsumme betrug zum 30. Juni 237 Milliarden Euro nach 231 Milliarden Euro am Ende des vergangenen Geschäftsjahres und nach 241 Milliarden Euro am 31. März 2009. Die Bilanzsummenausweitung gegenüber dem Vorjahresendwert ist im Wesentlichen auf das veränderte Zinsumfeld zurückzuführen.

Das bilanzielle Eigenkapital betrug am 30.Juni 2009 4.995 Millionen Euro nach 5.019 Millionen Euro zum Jahresende 2008. Die darin enthaltene Neubewertungsrücklage lag insgesamt bei -819 Millionen Euro nach -724 Millionen Euro zum 31. Dezember 2008.

Die Kernkapitalquote nach Basel II betrug zum 30. Juni 2009 8,0 Prozent nach 7,4 Prozent zum Jahresende 2008 und nach 7,2 Prozent zum 31. März 2009. Bei der Ermittlung der regulatorischen Eigenkapitalquote wurde bereits die per 30. Juni 2009 angepasste Konzernabschlussüberleitungsverordnung (KonÜV) zugrunde gelegt. Hiernach sind negative Bestandteile der Neubewertungsrücklage aus Schuldtiteln – wie in den meisten anderen europäischen Jurisdiktionen bereits üblich – nicht mehr vom regulatorischen Eigenkapital abzuziehen. Dies erleichtert die Vergleichbarkeit auf internationaler Ebene und wirkt Wettbewerbsverzerrungen entgegen.

Ausblick

Für die Ergebnisentwicklung des laufenden Geschäftsjahres geht die Postbank davon aus, dass der Schwerpunkt der Belastungen aus der Kapitalmarktkrise im ersten Halbjahr lag und sich der Trend im zweiten Halbjahr langsam umkehrt. Die konjunkturelle Entwicklung dürfte zu einer wachsenden Zahl von Insolvenzen und somit zu höheren Kreditausfällen führen, was einen steigenden Risikovorsorgebedarf nach sich zieht. Die Postbank geht weiterhin davon aus, dass sie aufgrund ihres Schwerpunktes im kleinteiligen, hoch besicherten deutschen Privatkundengeschäft insgesamt deutlich weniger betroffen sein dürfte als der Wettbewerb. Die gute Entwicklung im Kundengeschäft dürfte auch in den kommenden Monaten anhalten. Dies bestärkt die Postbank in der Überzeugung, dass sie über das richtige Geschäftsmodell verfügt und dass sie nach einer Normalisierung der wirtschaftlichen Entwicklung und einer Beruhigung an den Finanzmärkten ihr Ziel einer Eigenkapitalrendite von 13 bis 15 Prozent nach Steuer
n erreichen wird.

(Pressemitteilung der Postbank)

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