Verbraucherzentrale kritisiert Happy-Hour-Aktion der Postbank

Die Verbraucherzentrale NRW kritisiert eine Schnapsidee der Postbank: Mit der „Happy Hour“ sollen Kunden zwar nicht zum Alkohol-Trinken, wohl aber zu finanziellen Aktivitäten unter Zeitdruck animiert werden: Jeden Tag von 18 bis 20 Uhr schaltet das Geldinstitut seine Internetseite für Sonderaktionen frei.
Die Werbung wirkt auf Verbraucherschützer wie das Ergebnis eines Koma-Saufens. So verspricht die Postbank in ihrer aktuellen Happy-Hour: „Verschrotten Sie Ihr altes Depot – kassieren Sie bis zu 500 Euro Abwrackprämie. Also schlagen Sie lieber frühzeitig zu, bevor das Angebot endgültig beendet wird.“
Aus der Drückersprache übersetzt heißt das im Klartext: Wer bei seiner Hausbank das Wertpapierdepot auflöst und den Bestand zum Easy-Trade-Depot der Postbank überträgt, dem verheißt die Bank bis zu 500 Euro – wohlgemerkt nur beim Klick zwischen 18 und 20 Uhr.
Doch Angelockte benötigen schon einen guten Teil dieses engen Zeitfensters, um die umfangreichen Bedingungen zu studieren. Wer´s unterlässt und die freigeschalteten Download-Formulare bis zum 17. April unterschrieben der Postbank schickt, dem droht ein übler Happy-Hour-Kater.
So gibt es die volle „Abwrackprämie“ nur, wenn Wertpapiere in Höhe von mindestens 100.000 Euro übertragen werden. Wer dagegen weniger als 10.000 Euro umbuchen lässt, muss sich mit mageren 50 Euro begnügen, bei weniger als 5.000 Euro Depotvolumen gibt es sogar überhaupt keine Sonderzahlung.
Obendrein müssen sich Abwrack-Fans in Geduld üben: Im Gegensatz zu Vater Staat nämlich lässt sich die Postbank extrem viel Zeit. Die Prämien-Auszahlung erfolgt erst „ab dem 15.12.2009“, heißt es auf der Internetseite des Geldhauses. Wer sein Depot vor diesem Zeitpunkt wieder auflöst, schaut in die Röhre und erhält überhaupt keine Sonderzahlung.
Auf den ersten Blick scheint das Easy-Trade-Depot recht günstig. Mini-Orders bis 1.200 Euro Gegenwert kosten nur 6,66 Euro, wenn sie online ausgeführt werden. Eine Order über 5.200 Euro kostet hingegen schon 18,95 Euro, liegt jedoch im Vergleich mit anderen Direktbanken noch im Rahmen.
Teuer wird es hingegen, wenn die Order in der Filiale aufgeben wird – dann kommen nämlich satte 13 Euro Aufschlag hinzu. An laufenden Gebühren kassiert die Postbank für die Depotführung pro Quartal 2,46 Euro, wenn das Volumen unter 50.000 Euro liegt.
Dazu kommen nochmals 2,25 Euro für die Führung des Verrechnungskontos. „Ohne eine einzige Transaktion pro Jahr kassiert die Postbank somit schon knapp zwanzig Euro“, rechnet Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale NRW vor. Andere Direktbanken verzichten auf Gebühren für die Depotführung.
Strubes Fazit: Weder die „Abwrackprämie“ noch die Standardkonditionen des Internet-Depots der Postbank „sind ein wirklicher Anreiz zum Wechsel, wenn Kunden ihre Wertpapiere schon bei einem günstigen Anbieter verwalten lassen“.
Besonders verbraucherfeindlich sei der Entscheidungsdruck in Richtung Happy Hour. „Wer Verbraucher mit so einer billigen Masche unter Zeitdruck setzt, hat aller Erfahrung nach nichts Gutes zu bieten.“
Pressemitteilung der Verbraucherzentrale NRW

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