Verbraucherzentrale NRW warnt vor Lockzinsen der Banken

In der Finanzkrise nehmen viele Geldinstitute die Privatkunden wieder ins Visier, um frisches Geld in die Kasse zu bekommen. Vor allem Werbeaktionen für die Gewinnung von Neukunden finden dabei die Kritik der Verbraucherzentrale NRW. Die Aktionen nämlich sind oftmals mit Haken und Ösen versehen.

So bietet die DAB-Direktbank scheinbar sensationelle acht Prozent fürs Tagesgeld an. Doch die Liste der Bedingungen ist lang. So gilt der Sonderzins nicht nur allein für Neukunden, sondern ist überdies noch an die Eröffnung eines Wertpapier-Depots bis Ende Januar gebunden.

Wer bis zum 15. März keine Wertpapiere oder Fondsanteile von einer anderen Bank auf das DAB-Depot überträgt, bekommt nur 5,5 Prozent.

Erst wenn Aktien und Fonds im Depot liegen, steigt der Sonderzins schrittweise an, bis schließlich bei einem Depotübertrag von 100.000 Euro der Höchstzins von acht Prozent erreicht wird.

Der wird jedoch nur bis Ende Juni und maximal auf ein Tagesgeld-Guthaben von 30.000 Euro gezahlt. Danach gibt`s nur noch den Standardzins, der liegt derzeit bei drei Prozent.

Eine ähnlich Masche strickt CortalConsors. Die Online-Wertpapierbank hat ihren Sonderzins für Neukunden auf sechs Prozent hochgeschraubt.

Genauso beeindruckend ist allerdings auch die Sternchenliste: Der Zins gilt nur für Guthaben bis 25.000 Euro, ist auf sechs Monate befristet und an eine Wertpapierübertragung von mindestens 6.000 Euro gebunden.

Im Vergleich zur DAB-Bank lauert bei CortalConsors eine zusätzliche Falle: Wenn nicht wenigstens eine Wertpapiertransaktion pro Quartal durchgeführt wird, ist die Führung des Wertpapierdepots nicht mehr gratis, sondern kostet 1,95 Euro pro Monat.

Ohne Wertpapierzwang, aber immer noch mit Einschränkungen versieht die Netbank ihren Extrazins von 4,5 Prozent. Dieser gilt nur sechs Monate lang für Neukunden, wenn ein Girokonto eröffnet wird.Der Extrazins ist auf einen Höchstbetrag von 50.000 Euro beschränkt und sinkt danach wieder auf 3,3 Prozent.

Eine böse Falle für Wohlhabende: Wird nur ein Cent mehr als 50.000 Euro angelegt, kracht der Zins für den gesamten Betrag auf das Standardniveau. Auch das Fünf-Prozent-Angebot der Volkswagen-Bank gilt nur für Neukunden und ist auf 30.000 Euro pro Anleger und zeitlich bis Ende Mai begrenzt.

Auf "neues Geld“ ist auch die ING-DiBa aus. Jedoch ist es der Direktbank gleich, ob es von Alt- oder Neukunden stammt. Die Bedingung hier: Auf dem Tagesgeldkonto gibt es vom 1. Februar bis Ende April vier statt drei Prozent Zins – vorausgesetzt, die Einzahlung ist nach dem 1. Januar erfolgt.

Ab Mai sinkt der Ertrag wieder auf den Standardzins. Neukunden winkt zudem bei einer Starteinlage ab 5000 Euro ein Tankgutschein im Wert von 25 Euro.

Thomas Bieler hält von Lockangeboten mit Einschränkungen wenig: „Wer mit Lockofferten langfristig überdurchschnittliche Zinsen einfahren will, muss nach dem Auslaufen des Sonderzinses stets eine neue Bank mit Kundenaktion suchen“, warnt der Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW. "

Denn eins ist klar: In der zweiten Runde wird der Neukunde zum Altkunden und dann sind nur noch die Standardkonditionen angesagt.“

Vor allem, wenn der Extrazins an den Abschluss weiterer Finanzprodukte gekoppelt ist, kann zudem schnell der Überblick verloren gehen. Zusätzlichen Aufwand verursacht das Umschichten der Freistellungsaufträge, damit die Zinseinnahmen nicht um die Abgeltungssteuer gekürzt werden.

„Sinnvoller ist es, eine Bank zu suchen, deren Standardkonditionen schon über Jahre hinweg in der Spitzengruppe vertreten sind“, empfiehlt Bieler.

Pressemitteilung der Verbraucherzentrale NRW

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
* Pflichtfelder

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.