ASSEKURATA: Studie zur Überschussbeteiligung 2009

Die ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur stellte heute zum siebten Mal in Folge ihre Erhebung zur Gewinnbeteili-gung deutscher Lebensversicherer vor. 76 Unternehmen nahmen in diesem Jahr teil. Das entspricht einem Marktanteil von 91,37 % (Vorjahr: 90,38 %).

Die Studie 2009 einschließlich umfangreicher Einzelauswertungen kann auf der Internetseite www.assekurata.de kostenlos heruntergeladen werden. Alle Assekurata-Ratingberichte stehen dort ebenfalls zur Verfügung.

Die Ergebnisse 2009 im Überblick:

Verzinsung von Lebens- und Rentenversicherungen sinken in 2009 leicht ab
– Die Mehrzahl der betrachteten Unternehmen behält für 2009 ihre laufende Verzinsung auf dem Niveau des Vorjahres bei.

– Die laufende Verzinsung, bei der die gutgeschriebenen Gewinnanteile für die Zukunft garantiert sind, sinkt im Marktdurchschnitt über alle Tarifarten und -generationen um 0,08 Prozentpunkte auf 4,26 % (arithmetisches Mittel) bzw. um 0,06 Prozentpunkte auf 4,30 % (gewichtetes Mittel) ab.

– Unter Berücksichtigung der Schlusszahlungen liegt die Verzinsung in den untersuchten Musterverträgen bei rund 5 %. Hierbei werden die Sockelbeteiligung an Bewertungsreserven sowie der konventionelle Teil des Schlussüberschusses angerechnet. Hinzu kommt die Schlusszahlung aus der Beteiligung an den Bewertungsreserven, deren Höhe erst bei Vertragsende feststeht.

Betonung der Schlusszahlungen ist rückläufig
– Der Anteil der deklarierten Schlussüberschüsse an der Gesamtverzinsung bei Bewertungsreserven gleich Null ist über alle Vertragsarten leicht rückläufig.

– Die Anzahl der Unternehmen, die eine Sockelbeteiligung an Bewertungsreserven gewähren, verändert sich trotz rückläufiger Bewertungsreserven nur unwesentlich.

Sonstige Gewinnanteile (Kosten- und Risikoüberschüsse)
– In die Kapitallebensversicherung fließen höhere sonstige Gewinn-anteile (Kosten- und Risikogewinne) ein als in die private Renten-versicherung oder die Riester-Rente.

– Zunehmend wird im Wettbewerb die Gesamtverzinsung inklusive aller deklarierten Überschusskomponenten als Vergleichsgröße herangezogen.

– Vergleiche anhand der laufenden Verzinsung verlieren durch die hohe Bedeutung von Schlusszahlungen an Bedeutung. Rankings anhand der Gesamtverzinsung führen zu einer völlig anderen Ver-teilung der Rangfolge der Gesellschaften, sind allerdings aufgrund der geringeren Verbindlichkeit der Schlusszahlungen nicht unprob-lematisch.

– Die Absenkung der Gesamtverzinsung inklusive aller deklarierten Überschusskomponenten erfolgt überwiegend über die laufende Verzinsung. In den seltensten Fällen senken Unternehmen zwei oder gar drei betrachtete Überschusskomponenten ab. Kein Lebensversicherer hat alle Überschusskomponenten abgesenkt. Auffallend ist, dass es bei den konventionellen Schlussüberschüssen mehr Erhöhungen als Absenkungen gibt. Die Absenkungen der Überschussbeteiligungskomponenten werden exemplarisch am Beispiel der privaten Rentenversicherung aufgezeigen.

Zinsträger
– Für die laufende Verzinsung gibt es keinen marktweit einheitlichen Zinsträger. Hierdurch erweist sich ein auf diese Größe bezogener Vergleich als begrenzt aussagekräftig.

Beitragsrendite
– Die garantierte Beitragsrendite liegt für den Mustervertrag einer aufgeschobenen Rentenversicherung mit 1,39 % im arithmetischen sowie 1,34 % im gewichteten Durchschnitt auf Vorjahresniveau und weiterhin unter der aktuellen Inflationsrate.

– Die prognostizierte Beitragsrendite liegt mit 4,06 % (Vorjahr 4,17 %) auf einem im Wettbewerbsvergleich attraktiven Niveau.

Garantiezinsverpflichtung
– Die Garantiezinsverpflichtung liegt bei 3,40 % (Vorjahr: 3,43 %) im arithmetischen und 3,43 % (Vorjahr: 3,45 %) im gewichteten Durchschnitt und sinkt im Zeitablauf geringfügig ab.

„Wider Erwarten ist die Überschussbeteiligung 2009 marktweit nur moderat zurückgegangen“, teilte Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH, auf der heutigen Pressekonferenz mit.

„Mit 4,26 % präsentiert sich die laufende Verzinsung im arithmetischen Mittelwert über alle Tarifarten und -generationen gegenüber dem Vorjahr (4,34 %) recht stabil – Und das trotz der anhaltenden Krise an den Finanzmärkte.“

Die Gründe hierfür sind vielschichtig: „Unter anderem helfen steigende Polster in den Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) der Gesellschaften dabei, schwankende Kapitalmarktüberschüsse auszugleichen“, erklärte Dr. Will.

Desweiteren werde der Wettbewerb in der Kapitallebensversicherung zu großen Teilen über die jährliche Mitteilung der Deklarationssätze ausgefochten, die maßgeblichen Einfluss auf die Beispielrechnungen haben und damit auch auf die illustrierte Attraktivität der Produkte.

„Darüber hinaus können Lebensversicherungsunternehmen mit einer stabilen Überschussbeteiligung einen Vertrauensbonus generieren und sich im Wettbewerb auch zu Finanzdienstleistern im Bereich von Altersvorsorgeprodukten positiv abheben“, so der Assekurata-Geschäftsführer weiter.

Im Durchschnitt fällt die laufende Verzinsung in 2009 in allen untersuchten Tarifgenerationen und Produktarten um durchschnittlich 0,08 Prozentpunkte.

Die stärksten Veränderungen zeigen sich bei den Kapitallebensversicherungsprodukten. Hier sinkt die laufende Verzinsung um über 0,10 Prozentpunkte. Die laufende Verzinsung der laufenden Renten verringert sich hingegen insgesamt am geringsten.

Am Beispiel eines Mustervertrags für die private Rentenversicherung stellt sich bei den Neugeschäftstarifen die Situation im Einzelnen wie folgt dar: Die laufende Verzinsung geht im arithmetischen Mittelwert von 4,39 % auf 4,29 % zurück.

Dabei haben 30 (Vorjahr 39) Gesellschaften mit einem Marktanteil von 41,81 % ihre laufende Verzinsung verändert. Hiervon senken 29 die Deklaration im Durchschnitt um 0,26 Prozentpunkte. Im Vorjahr hatten nur vier Gesellschaften im Durchschnitt um 0,2 Prozentpunkte abgesenkt.

Mit der ÖSA Öffentlichen Lebensversicherung Sachsen-Anhalt erhöht in diesem Jahr lediglich ein Unternehmen seine laufende Verzinsung und zwar um 0,2 Prozentpunkte, während im Vorjahr noch 35 Gesellschaften im Durchschnitt um 0,25 Prozentpunkte angehoben hatten.

Bei Betrachtung der einzelnen Unternehmen lassen sich differenzierte Veränderungen feststellen. Die größte Absenkung der laufenden Verzinsung liegt bei -0,55 Prozentpunkten.

Begriffsverschiebung von laufender zur Gesamtverzinsung In den Pressemeldungen und Veröffentlichungen zur aktuellen Deklarationsrunde des Jahres 2009 rückt, wie im Vorjahr, der Begriff der „Gesamtverzinsung“ in den Vordergrund und verdrängt immer mehr den Ausdruck „laufende Verzinsung“.

Dies ist im Hinblick auf die besondere Unverbindlichkeit der endfälligen Komponenten nicht unproblematisch.

Andererseits kommt in der Gesamtverzinsung – insbesondere dann, wenn die endfälligen Bestandteile vergleichsweise sicher im Schlussüberschussanteilsfonds anfinanziert und im Kündigungs- bzw. Todesfall nicht übermäßig gekürzt werden – die unterschiedliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Versicherungsunternehmen und damit die Attraktivität für die Kunden besser zum Ausdruck als bei einem reinen Vergleich der laufenden Deklarationen.

Die Gesamtverzinsung bei Bewertungsreserven gleich Null berücksichtigt neben der laufenden Verzinsung auch die Beteiligung an deklarierten Schlussgewinnen.

Bezogen auf den Mustervertrag einer privaten Rentenversicherung sinkt die Gesamtverzinsung bei Bewertungsreserven gleich Null in 2009 um 0,12 Prozentpunkte, wobei der größte Anteil hier auf die Absenkung der laufenden Verzinsung (0,10 Prozentpunkte) zurückgeht.

Addiert man zu der Gesamtverzinsung bei Bewertungsreserven gleich Null noch Kosten- und Risiko-gewinne hinzu, erhält man die Gesamtverzinsung inklusive aller deklarierten Überschusskomponenten. Die Risiko- und Kostengewinne haben sich gegenüber dem Vorjahr nur marginal verändert, so dass der Rückgang im Wesentlichen auf die Absenkung der laufenden Verzinsung zurückgeht.

Damit wird das Versichertenguthaben im Durchschnitt insgesamt mit 5 % verzinst. Unter der Annahme, dass sich die Prognosewerte aus den Beispielrechnungen der Versicherungsunternehmen vollumfänglich bestätigen, reflektiert die Beitragsrendite die Effektivverzinsung über die Gesamtlaufzeit eines Vertrages.

Diese liegt für den Gesamtmarkt trotz Rückgang auf einem Niveau von 4,06 %. Dies stellt, auch im Vergleich zu anderen sicheren Anlageformen, eine wettbewerbsfähige Effektivverzinsung dar. Im Vergleich dazu lag die durchschnittliche Umlaufrendite in 2008 für festverzinsliche Wertpapiere inländischer Emittenten bester Bonität bei 4,21 %, wobei hier keine biometrischen Risiken abgedeckt sind.

Die genauere Analyse zeigt, dass die Spannweite der laufenden Verzinsung zur Gesamtverzinsung inklusive aller deklarierten Komponenten bis zu 1,97 Prozentpunkte beträgt. Damit verschiebt sich die Wettbewerbsposition der einzelnen Gesellschaften erheblich, wenn statt der laufenden Verzinsung die Gesamtverzinsung inklusive aller Komponenten verglichen wird. Dies erklärt das Interesse vieler Gesellschaften, die Vergleichsbetrachtungen auf die Gesamtverzinsung zu lenken.

Assekurata hat die Versicherer gebeten, die individuelle Deklaration auf eine Normzinsgröße – auch normierte laufende Verzinsung genannt – umzurechnen und anzugeben.

An dieser Untersuchung beteiligten sich 58 Gesellschaften mit einem Marktanteil von 75,08 %. Dabei hat sich für die Private Rentenversicherung herausgestellt, dass die individuelle laufende Verzinsung im arithmetischen Durchschnitt um neun Basispunkte höher ausfällt als die normierte laufende Verzinsung.

Eine detaillierte Analyse zeigt, dass elf Lebensversicherer mit einem Marktanteil von 15,03 % eine individuelle laufende Verzinsung gewähren, die unter der normierten laufenden Verzinsung liegt. Diese Gruppe der Lebensversicherer verwendet anscheinend eine größere Bezugsgröße als die vorgegebene.

Dies ist zwar aus Kundensicht begrüßenswert und dementsprechend als positiv zu bewerten, ist allerdings mit einem Wettbewerbsnachteil verbunden. 31 Gesellschaften mit einem Marktanteil von 26,80 % weisen eine individuelle Verzinsung auf, die über der normierten laufenden Verzinsung liegt.

Für die restlichen 16 Unternehmen, mit einem Marktanteil von 33,25 % (Vj. 33,65 %), ergibt sich kein Unterschied zwischen der individuellen und der normierten laufenden Verzinsung. „Ein einheitlicher normierter Zinsträger würde zur Transparenz der Überschussbeteiligung beitragen“, erklärte Dr. Reiner Will.

„Die Möglichkeiten dazu sind allerdings begrenzt. Eine Verbandsempfehlung würde an kartellrechtliche Grenzen stoßen, so dass letztlich der Gesetzgeber hier eine entsprechende Vorgabe machen müsste.“ Die VVG-Reform wäre ein passender Rahmen gewesen, diesen Schritt zu einer besseren Vergleichbarkeit der Überschussbeteiligungen zu wagen. Diese Chance sei leider nicht wahrgenommen worden.

Pressemitteilung der Assekurata

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