Herz und Kreislauf – frühe Warnzeichen beachten und richtig handeln

Expertenchat vom 25. September 2006 mit Dr. Peter Rauh, Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie, Vivantes Klinikum Berlin.

Herz-Kreislauferkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern in Industrienationen und sind mit einem Anteil von knapp 50 % die häufigste Todesursache. Viele Risikofaktoren können jedoch durch den persönlichen Lebensstil minimiert werden.

Wie man Risiken einer Herz-Kreislauf-Erkrankung reduzieren kann, welche Warnzeichen man beachten sollte und wie Betroffenen heute geholfen werden kann, war Thema dieses Expertenchats, der im Rahmen des Weltherztages stattfand. 

Belastungen für Herz und Kreislauf

Der Genuss von Alltagsdrogen wie Alkohol und Nikotin, eine unausgewogene Ernährung, Übergewicht und mangelnde Bewegung sind Faktoren, die Herz und Kreislauf belasten und die Entstehung einer Herz-Kreislauferkrankung begünstigen.

Doch auch eine Schwangerschaft bedeutet eine große Herausforderung für Herz und Kreislauf, da das Kind die Bauch- und Brustorgane und die Lunge verdrängt.

Frauen können in dieser Zeit unter Beschwerden wie Schwindelgefühl, Herzklopfen und Atemnot leiden, die mit Ende der Schwangerschaft jedoch wieder verschwinden. Ein Magnesiummangel kann unter Umständen in seltenen Fällen zu Herzrhythmusstörungen führen.

Leidet man bereits unter einer Herzschwäche, kann ein geringerer Außendruck, wie man ihn z.B. beim Fliegen erlebt, eine Belastung darstellen. In modernen Flugzeugen spiele das jedoch vermutlich keine Rolle, meint Dr. Rauh.

Generell sollte man sich körperlich nicht sehr anstrengen, wenn Herz und Kreislauf schon durch Fieber oder eine starke Erkältung belastet werden. Menschen mit einem vorgeschädigten Herzen rät Dr. Rauh, bei einer Erkältung auf Ausdauersport zu verzichten. Ansonsten sei eine kleine Erkältung nicht problematisch. 

Herzinfarkt

Eines der gefragtesten Themen war der Herzinfarkt und seine Ursachen. Viele Herzinfarkte geschehen, so Dr. Rauh, in Folge einer durch eine Infektion hervorgerufenen Entzündung der Herzkranzgefäße, die zu einem Einreißen der Gefäßwand führen kann.

Die Frage, ob ein Herzinfarkt daher ansteckend sei, konnte Dr. Rauh verneinen. Eine weitere Ursache für einen Herzinfarkt ist meist Sauerstoffmangel. So kommt es etwa bei der in verschiedenen Formen auftretenden Angina Pectoris aus nicht wirklich geklärten Gründen zu einer Engstellung der Gefäße.

Geschieht dies an den Herzkranzgefäßen, kann es zum Sauerstoffmangel und damit zum Herzinfarkt kommen. Direkte Ursache für den so genannten „plötzlichen Herztod“ ist meist das Kammerflimmern, das oft wiederum mit Sauerstoffmangel einhergeht.

Auch Nikotin verstärkt das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden. Starkes Rauchen sei auf Dauer, so Dr. Rauh, „nahezu eine Freikarte für einen Herzinfarkt“. (Bei dem Chatteilnehmer, auf den sich diese Antwort bezog, ging es um einen Zigarettenkonsum von 30 bis 40 Zigaretten pro Tag.) 

Herzbeschwerden

Die Teilnehmer des Expertenchats beschrieben häufig Herzbeschwerden unter denen sie leiden würden und fragten sich, ob sie deswegen einen Arzt aufsuchen müssten. Viele klagten über Herzstolpern und Herzrasen, oft auch in Verbindung mit Atemnot.

Ursache für das Herzstolpern könnte eventuell das Hyperventilationssyndrom sein, meint Dr. Rauh, das besonders bei jungen Frauen und Männern auftritt. Unter den genannten Symptomen leiden ab und an auch schwangere Frauen (wie schon oben beschrieben).

Es könnten aber auch Herzrhythmusstörungen dahinter stecken, was durch ein EKG überprüft werden muss. Andere Teilnehmer beschrieben Schmerzen in der Brust, die „wie ein „Blitz“ von der linken Brustseite durch den ganzen Körper“ gehen würden, ohne jedoch sonstige Beschwerden zu empfinden. Hierfür könnte die Ursache eine Muskelverspannung sein, so Dr. Rauh, die zu einer Nervenreizung führen könne.

Gegen einige der genannten Symptome können Entspannungsübungen helfen, empfiehlt Dr. Rauh. Bei anhaltenden Beschwerden sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden, selbst wenn das Risiko einer Herzkranzgefäß-Erkrankung bei jungen Leuten sehr gering sei. 

Blutdruck und Puls

Was kann man gegen zu hohen oder zu niedrigen Blutdruck machen? Wie hoch sollte der Puls sein? Diese Fragen bildeten einen weiteren Themenkomplex. Menschen, die einen zu hohen Blutdruck haben, leiden in der Folge oft unter Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit.

Hier kann eine blutdrucksenkende Therapie helfen. Bei zu niedrigem Blutdruck kommt es oft zu Kreislaufproblemen, wie beispielsweise das „schwarz vor Augen werden“ und auch zu Kopfschmerzen.

Diesen Patienten empfiehlt Dr. Rauh das Tragen von Kompressionsstrümpfen, die manchmal die Beschwerden lindern können. Eine Teilnehmerin machte sich Gedanken, ob ihr Puls von 80/Minute, der sich je nach Belastung aber auch stark verändere, bedenklich sei.

Dr. Rauh antwortete ihr, dass der Puls bei Anstrengung oder Nervosität durchaus auch mal erhöht sein kann. Ein durchschnittlicher Puls von 80/Minute sei für Frauen als Obergrenze noch normal, wenn dieser nicht als störend empfunden wird.

Auf die Frage, ob man sich einen Ruhepuls wie ein Leistungssportler antrainieren könne oder ob es dabei um Veranlagung ginge, erwiderte Dr. Rauh, dass grundsätzlich jedes gesunde Herz trainierbar sei. Durch langes Training kann die Auswurfleistung des Herzens optimiert und dadurch der Puls gesenkt werden. 

Behandlungsmöglichkeiten

Was kann man gegen Herz-Kreislauferkrankungen unternehmen? Um eine solche überhaupt eindeutig diagnostizieren zu können, ist erst einmal die Durchführung eines EKGs (Elektrokardiogramm) oder eine Herzkatheteruntersuchung notwendig.

Die Behandlung erfolgt dann meist mit Medikamenten, z.B. mit blutgerinnungshemmenden Mitteln. Sie müssen oft lebenslang eingenommen werden. Es kann aber auch eine Operation notwendig sein.

Um den Verschluss eines Blutgefäßes zu verhindern, kann beispielsweise ein so genannter „Stent“ implantiert werden, der das Gefäß dehnt. Leider ist ein Stent keine Garantie dafür, dass ein erneuter Verschluss verhindert werden kann. 

Vorbeugung

Als beste Vorbeugungsmaßnahme gegen Herz-Kreislaufbeschwerden empfiehlt Dr. Rauh konsequentes und kontrolliertes Ausdauertraining, das auf den jeweiligen Menschen zugeschnitten sein sollte. Auch eine gute Zahnpflege kann das Risiko einer Herzerkrankung verringern.

Grund hierfür sind die vielen verschiedenen Bakterien in der Mundhöhle, die durch kleinste Verletzungen in die Blutbahn und damit zum Herzen gelangen können. Setzen die sich dann auf die Herzklappen, können sie dort Entzündungen hervorrufen.

Ganz wichtig findet Dr. Rauh, dass die Leute Gesundheitsprophylaxen wirklich in Anspruch nehmen. In Deutschland würden noch zu wenige Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden, so beispielsweise der jährliche Check ab 35 Jahren beim Hausarzt.

Pressemitteilung der BKK VDN

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