Deutsche Bank: Chancen und Risiken liegen für Privatanleger eng beieinander – Anleger können von strukturellen Umwälzungen profitieren

„Vor dem Hintergrund weltweiter, struktureller Umwälzungen bewegen sich die internationalen Kapitalmärkte in einem komplexen Umfeld. Chancen und Risiken liegen hier für private Investoren eng beieinander. Wer die derzeitigen Möglichkeiten an den globalen Märkten für sich nutzen möchte, benötigt eine konsequent diversifizierte Anlagestrategie. Investments sollten genau hinterfragt werden, zugleich ist größter Wert auf Risikobegrenzung zu legen“, so Klaus Martini, Global Chief Investment Officer für Privatkunden der Deutschen Bank, vor der Presse in Frankfurt.
Die Gründe für die weltweiten strukturellen Umwälzungen sind nach Ansicht von Martini vielschichtig: „Die Globalisierung wirkt sich immer stärker auf die Kapitalmarktverflechtungen und die Kapitalmobilität aus. Der hohe Ölpreis, das Zwillingsdefizit in den USA, asiatische Wachstumsphantasien und der Reformstau in Euroland und Deutschland beeinflussen die Anlageschwerpunkte.“
Während die Abschwächung der Weltwirtschaft, die gestiegenen Energiepreise und das Auslaufen der Fiskalimpulse in den USA zu den negativen Faktoren zählen, sind andererseits aber auch eine Reihe positiver Faktoren zu nennen, die Anleger in ihre Investmententscheidungen einfließen lassen sollten. „Kaum Lohndruck, ein immer noch niedriges Real- und Nominalzinsniveau, eine geringere Energieabhängigkeit der Industrieländer und neue Wachstumsmärkte in Osteuropa und Asien bieten vielfältige Chancen für den privaten Investor“, fasst Klaus Martini bei seinem Kapitalmarktausblick 2005/06 zusammen.
Deutschland: Reformen konsequent fortführen
Auf den ersten Blick erlebe Deutschland und Europa derzeit eine Phase des politischen Stillstands, ausgelöst durch die erwarteten Neuwahlen in Deutschland und den Widerstand gegen die Ratifizierung der europäischen Verfassung. Hinzu komme das geringe Wirtschaftswachstum im Inland, so Martini. Es bestehe aber für Deutschland Hoffnung, dass nach den Wahlen die notwendigen Reformen konsequent fortgeführt und intensiviert würden. „Wir sehen hier bereits eine einsetzende Aufbruchstimmung“, so der Anlagestratege der Deutschen Bank.
Martini weiter: „Deutschland kann seine regionale Schwäche durch globale Absatz-möglichkeiten kompensieren, wie die gewonnenen Marktanteile im Export zeigen. Niedrige Realzinsen sind für die Unternehmen von Vorteil, und die Lohnstückkosten haben sich stabilisiert. Dennoch: Nur einschneidende Reformen eröffnen neue Wachstumschancen.“
Weltwirtschaft: Höhepunkt überschritten
Nachdem das globale Wachstum 2004 mit rund 5,0 Prozent den höchsten Wert seit 1976 erreicht hatte, wird sich das Wirtschaftswachstum 2005 und 2006 voraussichtlich abschwächen. Die Deutsche Bank erwartet Wachstumsraten von 4,0 Prozent für 2005 und 3,75 Prozent für 2006.
Zugleich entwickelt sich die Konjunktur regional weiterhin sehr unterschiedlich. Der starke innerasiatische Handel stützt Asiens Wirtschaft. Während Asien (ex Japan) nach wie vor Wachstumsraten von über 6 Prozent erzielen sollte, gehen die Prognosen für die USA 2005 und 2006 von einem Rückgang auf 3,5 Prozent bzw. 3 Prozent aus, was in der Nähe des Potenzialwachstums liegt. Klaus Martini: „Das Wachstum in Euroland sollte 2005 bis 2006 bei rund 1,5 Prozent stagnieren.“
Inflation und Geldpolitik: Inflationsängste schwinden
In den USA liegt die Inflationsrate für das laufende Jahr um die 3,5 Prozent, für 2006 prognostizieren die Experten der Deutschen Bank trotz robuster Konsumnachfrage und anhaltend hoher Importpreise eine graduelle Abschwächung. In Euroland hingegen liegt die Inflationsrate stabil bei 2 Prozent und wird auch in Zukunft auf diesem Niveau verharren. Seitens der US-Notenbank erwartet die Deutsche Bank bis Ende des Jahres weitere Zinserhöhungen bis zu einem Niveau von 3,75 Prozent. Die EZB wird ihren Zinssatz von 2 Prozent vermutlich auch in den kommenden zwölf Monaten stabil halten.
Rentenmärkte: Nahe den historischen Tiefs
Die Anleiherenditen bewegen sich in der Nähe ihrer historischen Tiefstände. Martini erwartet, dass sie auf niedrigem Niveau verharren werden. Er sieht dafür folgende Gründe: „Zu den Ursachen der niedrigen Anleiherenditen zählen vor allem die anhaltende Risikoaversion der Investoren und leicht abnehmender Inflationsdruck im Jahr 2006. Auch die weiterhin starke Nachfrage von asiatischen Notenbanken nach US-Bonds sowie die Nachfrage institutioneller Anleger nach langlaufenden Anleihen drücken die Renditen. Insbesondere US-Staatsanleihen sind teuer; gleiches gilt, in abgeschwächter Form, für europäische Staatsanleihen.“ Auf 12-Monats-Sicht sollten sich die Renditen in Euroland zwischen 3 und 3,75 Prozent bewegen, während US-Staatsanleihen in einer Bandbreite von 4 bis 4,5 Prozent handeln sollten.
Aktienmärkte: Europa und Asien im Vergleich günstig bewertet
Während die Rentenmärkte tendenziell auf eine schwächere Wirtschaftsentwicklung hindeuten, spiegelt die freundliche Entwicklung der Aktienmärkte in der jüngsten Vergangenheit die Erwartung eines robusten Konjunkturverlaufs wider. Trotzdem sind Aktien historisch gesehen noch relativ niedrig bewertet. Gute Unternehmensgewinne, ein hoher freier Cash-flow und steigende Dividendenausschüttungen unterstützen Aktien in den USA und weltweit. „Für deutsche Aktien sprechen nicht nur die Grundstimmung und eine verbesserte fundamentale Position der Unternehmen, sondern auch ihr Aufholpotenzial nach einem Jahrzehnt der Underperformance“, so Martini. Der japanische Aktienmarkt hingegen profitiert insbesondere durch die binnenwirtschaftliche Dynamik und die starke Integration in die Wachstumsregion Asien. Unterstützt wird dies durch die inzwischen erfolgte Bereinigung von Strukturkrisen, insbesondere im Finanzbereich.
Alternative Investments: Diversifikationspotenziale nutzen
Alternative Investments sollten zur Streuung von Portfoliorisiken und Realisierung weiterer Chancen genutzt werden. Die Anlagespezialisten der Deutschen Bank legen dabei den Schwerpunkt – trotz des bereits kräftigen Preisanstiegs – weiterhin auf Rohstoffe. Martini: „Das Wachstum der großen asiatischen Märkte – China und zunehmend Indien – sollte die Nachfrage nach Stahl, Industriemetallen und Energie auf hohem Niveau halten.“ Gold erlebt derzeit eine starke reale Nachfrage. Jüngst ist der Goldpreis erstmals auch in Euro deutlich gestiegen und hat sich damit etwas vom US-Dollar abgekoppelt. Hedge Fonds bleiben trotz zuletzt geringer Performance als stabilisierendes Portfolioelement interessant.
Schwerpunkt auf Aktienanlagen
Vor diesem Hintergrund empfiehlt Martini, in einem ausgewogenen Portfolio den Schwerpunkt (mit einem Portfolioanteil von 42 Prozent) auf Aktien zu legen. 10 bis 15 Prozent sollten in Alternative Investments, der Rest in Anleihen investiert werden. Ein geringer Anteil davon sollte als Liquidität verfügbar bleiben.
Pressemitteilung der Deutschen Bank

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