Lotsen im Strom der Gesundheitsreform

Wer kennt das nicht? Man geht zum Arzt, weil man sich unwohl fühlt. Zum ersten mal schildert man der Sprechstundenhilfe die Beschwerden. Danach dem Arzt. Es werden Untersuchungen durchgeführt, schließlich wird man zu einem Facharzt überwiesen.
Dort wiederholt sich die Prozedur. Am Ende ist man unsicher, was man wem nun schon erzählt hat. Doch das muss nicht sein. Im Gesundheitsnetz Nordhessen (GNN) haben sich ca. 200 Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammengeschlossen.
Haus- und Fachärzte arbeiten dort eng zusammen und tauschen sich in Arbeitsgruppen und Qualitätszirkeln in Fragen der Diagnostik bzw. der Therapie aus. Da die Mediziner miteinander kooperieren, muss man als Patient nicht ständig die gesamte Krankheitsgeschichte erzählen und innerhalb des Netzes kann schnell eine Zweitmeinung herangezogen werden.
Seit dem 1.4.2002 gibt es einen Rahmenvertrag zwischen dem BKK Landesverband Hessen und der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen über den Aufbau von Ärztenetzen in der Region Kassel Stadt, Kassel Land und Schwalm-Eder-Kreis.
Als Kooperationspartner der Praxisnetze unterstützen die BKK den Gedanken der integrierten Gesundheitsversorgung. Die Grundidee ist einfach: Die zusammengeschlossenen GNN-Ärzte stimmen die Behandlung ihrer chronisch kranken Patienten aufeinander ab.
Mit Einverständnis des Versicherten werden wichtige Gesundheitsdaten (z.B. Allergien, Operationen, wichtige Vorsorgeuntersuchungen, Dauermedikamente) in einem Buch eingetragen, das beim Versicherten verbleibt. In Notfallsituationen, bei denen der Patient von einem anderen Arzt behandelt werden muss, kann dieser auf die vorhandenen Informationen zurückgreifen.
Mit Hilfe der festgehaltenen Daten und zusätzlicher Patientenbegleitbriefe können unnötige Doppeluntersuchungen und sich widersprechende Therapien vermieden werden.
„Damit spart man nicht nur Kosten, sondern es ist zum Vorteil der Patienten, wenn beispielsweise die Strahlenbelastungen durch Mehrfachröntgen überflüssig würden“ so Uwe Popert, Allgemeinmediziner und erster Vorsitzender des GNN. Rund 800 dieser Patientenbücher wurden bislang durch die Betriebskrankenkassen bezahlt und Quartal für Quartal vom Hausarzt geführt.
Die chronisch kranken BKK-Versicherten, die vom Netz betreut werden, wählen einen Arzt ihres Vertrauens, der die medizinische Behandlung ganzheitlich koordiniert und die kontinuierliche Betreuung gewährleistet.
Ziel des Netzes ist es, die medizinische und logistische Versorgung der Versicherten zu verbessern. So profitiert der Patient im Zuge der Behandlung von der Information und Koordination im Praxisnetz, auch mit Krankenhäusern und anderen Heilberufen. Weitere Vorteile sind:
– Verschiedene Ärzte im Praxisnetz bieten den Patienten erweiterte Sprechzeiten zu unüblichen Zeiten an,  z.B. abends und am Wochenende.
– Die Patientenrechte und die Datenschutzinteressen werden im Praxisnetz nicht eingeschränkt.
– Der Versicherte hat auch als Netzmitglied die freie Arztwahl, die zusätzlichen Netzleistungen bietet aber nur das Praxisnetz.
– Die freiwillige Teilnahme am Praxisnetz ist unentgeltlich. Der Versicherte kann jederzeit wieder aus dem Praxisnetz aussteigen.
Ärzte und BKK arbeiten gemeinsam daran, die Versorgung durch hohe Qualität und guten Service rundum zu verbessern. So konnte durch Arzneimittelanalysen festgestellt werden, dass die Arzneimittelausgaben bei den GNN-Ärzten innerhalb von einem Untersuchungszeitraum von 30 Monaten im Gegensatz zu den Ausgaben im Rest von Hessen nicht gestiegen sind.
Es werden meist hochwertige Arzneimittel eingesetzt, wobei ein Nebeneffekt ist, dass andere Medikamente weniger verordnet werden. Nach 2 Jahren hat sich die Zusammenarbeit bewährt und ist verlängert worden.
„Im Zentrum unserer Bemühungen steht der Patient, der von der Arzneimittelanalyse und der verbesserten Zusammenarbeit zwischen den Ärzten und der Krankenkasse profitiert“, sagt Norbert Maus, Mitarbeiter des BKK Landesverbandes Hessen und Leiter des Regionalbüros Nordhessen.
Die Betriebskrankenkassen setzen damit ihre vorbildliche Betreuung von chronisch Kranken fort. Und wer sich über bestimmte Gesundheitsthemen erst einmal informieren möchte, wird innerhalb des GNN fündig. Auf der Internetseite http://www.gesundinkassel.de/

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