Privatanleger sind keine Spieler

Der Fiskus bzw. die leidige jährliche Steuererklärung zwingt auch Privatanleger zu einem gewissen Denken in Jahresabschnitten. Zum Jahresende wird Bilanz gezogen. Bei einem wahrscheinlich positiven Saldo wie für das gute Aktienjahr 2003 macht sich dann gegen Jahresende eine gewisse Zurückhaltung beim Anleger bemerkbar, um nicht über neue Käufe, nämlich der falschen Aktien, die vorher erzielten Gewinne noch zu gefährden.

Ganz extrem ist diese Verhaltensweise bei vielen professionellen Anlegern. Dort heißt es oft schon Ende November bis Anfang Dezember: „die Bücher sind geschlossen“. Und das macht sich dann an den Märkten auch in einem nachlassenden Umsatz bemerkbar. Im neuen Jahr wollen die Profis dann wieder mit neuem Mut und Elan richtig loslegen, zumal dann auch oft viel neue Liquidität zufließt. Motto: „Neues Spiel, neues Glück“.

Doch sollten Privatanleger nach Meinung des Deutschen Aktieninstitutes (DAI) in ihrem Anlageverhalten solchen formalen Einschnitten wie dem Ende einer Steuerperiode keine allzu große Beachtung schenken. Sicher optimiert der Privatanleger durch mögliche Transaktionen am Jahresende seine Steuerlast. Doch steht andererseits der Privatanleger nicht unter einem solchen an Periodenergebnissen abgelesenen Erfolgsdruck wie viele Profis. Man denke nur einmal an Investmentfonds, wo dann schon früh im Januar die Rennlisten kursieren und durchs Internet geistern, welcher Fonds im letzten Jahr die Nase vorn hatte und wer zu den Flops gehört.

Diesem Druck der allzu kurzfristigen öffentlichen Beurteilung ist der Privatanleger nicht ausgesetzt. Eigentlich ein Vorteil für ihn gegenüber dem Profi, da der Privatanleger seine Strategie unbeeinflusst von solchen Außeneinflüssen durchziehen kann.

Auch hat der Privatanleger in der Regel meist andere, nämlich längerfristig ausgerichtete Anlagehorizonte. Er ist ferner kaum willens und in der Lage, Tagesschwankungen an den Märkten für sich auszunutzen. Dazu ist er meist gar nicht nahe genug am Geschehen; außerdem entstehen ihm bei solchem Hin und her deutlich höhere Kosten als dem Profi.

Der Privatanleger sollte die kurzfristigen Schwankungen aussitzen und mit einer gut durchdachten und ständig überprüften Strategie auf Sicht gute Anlageergebnisse erzielen. Dabei ist es aber sicher durchaus nützlich für die Privatanleger, von diesen „Spielchen“ der Profis um die Jahreswende – z.B. auch window dressing – zu wissen und sie in ihre Dispositionen und Einschätzungen einzubauen.

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
* Pflichtfelder

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.