Volksbank Rhein-Ruhr zur Bilanzpressekonferenz

Gleich zu Beginn der diesjährigen Bilanzpressekonferenz legte Volksbankchef Hans Weber den Finger in die Wunde: Die Commerzbank meldet einen erneuten Milliardenverlust, Landesbanken sind wieder in den roten Zahlen, in Köln benötigt die örtliche Sparkasse erneut Gelder von ihren Trägern und namhafte Privatbanken verschwinden vom Markt. Die Volksbank Rhein-Ruhr dagegen legte jetzt das beste Jahresergebnis ihrer 113-jährigen Geschichte vor. Wie kommt das in Zeiten der Finanzkrise? Hans Weber: „Ganz einfach, wir sind anders als andere!“ Dieser Gedanke zog sich wie ein roter Faden durch die Bilanzpressekonferenz. Zuwächse in den meisten Bereichen bestätigten den Vorstandsvorsitzenden und seine Vorstandskollegen Hermann- Josef Kanders und Carsten Soltau. Scharf ins Gericht ging Weber mit der anhaltenden Pauschalierung und Regulierungswut der Berliner Koalition: „Immer wieder heißt es, die Banken müssen schärfer kontrolliert werden oder die Banken müssen sorgfältiger arbeiten. Wie wäre es denn mal mit mehr Sorgfalt und Kompetenz statt pauschaler Verurteilung? Die Regulierungswut ist völlig überzogen. Wir Genossenschaftsbanken dürfen nicht die Gestraften sein.“ Es seien genau die schärfer zu kontrollieren, die die Krise verursacht hätten, sagte Weber, nämlich Finanzkonzerne und Großbanken. Besonders ablehnend zeigte sich Weber über die Forderung der Ministerin Aigner, die genossenschaftliche Sicherungseinrichtung in ein EU-Modell zu überführen. Hans Weber: „Unsere Sicherungseinrichtung funktioniert seit mehr als 70 Jahren hervorragend. Keine Genossenschaftsbank ist in Insolvenz gegangen, kein Mitglied und kein Kunde hat auch nur einen Pfennig bzw. Cent seiner Einlagen verloren. Wir wehren uns vehement dagegen, dass unsere Sicherungseinrichtung wild spekulierende Finanzkonzerne oder Großbanken finanziert!“ Und fügte mit Blick nach Berlin gleich noch an: „Der Bankensektor ist nicht die geeignete Spielwiese für die Politik!“ Wir sind anders als andere – deshalb sei, so Weber, die Geschäftspolitik auf Nachhaltigkeit angelegt. Das bedeute dann für die Volksbanker: Ethik und Moral sind wichtiger als Rendite. Neben der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit sei es für die Volksbank aber auch wichtig, sich um die soziale Nachhaltigkeit zu kümmern, „nämlich denen zu helfen, die Hilfe dringend nötig haben.“ Für das Stichwort Kreditklemme fehlte dem Vorstandschef jegliches Verständnis. Er listete überzeugend auf, wer im letzten Jahr das Geschäft mit Unternehmerkrediten reduziert hat: Von den Großbanken über die Geschäftsbanken bis hin zu ausländischen Banken, alle waren sie dabei. Die Volksbank Rhein-Ruhr dagegen hat ihr Kreditgeschäft 2009 um 7 Prozent ausgeweitet. Kreditklemme? Weber und seine beiden Vorstandskollegen lächeln selbstbewusst: „Wir sind eben anders als andere!“ Weber räumte ein, dass das Jahr 2010 für die mittelständischen Kunden in der Region und die mittelständische Volksbank kein leichtes Jahr werden wird. Dennoch: „Genau wie unsere Firmenkunden haben wir vorgesorgt, Reserven gebildet und uns im Kern gestärkt. Wir sind gut vorbereitet und unsere Kunden sind es auch“, sagte Hans Weber. Carsten Soltau legte anschließend überzeugende Bilanzzahlen vor. Die Bilanzsumme ist um knapp 5 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro gestiegen. Die Kreditinanspruchnahme ist um 7 Prozent gestiegen, wobei vornehmlich Betriebsmittel, Anlageinvestitionen und privates Wohneigentum finanziert worden sind. Die Zuwächse führte Soltau auch auf das besondere Geschäftsmodell der Volksbank zurück: „Während sich die Großbanken mit internationalen Spekulationen ordentlich die Finger verbrannt haben, machen wir einfach so weiter wie bisher: solide, risikobewusst und verlässlich.“ Auf der Passivseite der Bilanz seien, so Carsten Soltau, aufgrund der Niedrigzinspolitik der Zentralbank EZB Umschichtungen in kurzfristige Anlagen, insbesondere Sicht- und Tagesgeldeinlagen vorgenommen worden. Zufrieden zeigte sich Soltau auch mit der Entwicklung von Zins- und Provisionsüberschuss sowie des Rohertrages und dem Betriebsergebnis. Soltau: „2009 haben wir das bisher beste Ergebnis in der Ge schichte der Volksbank erwirtschaftet.“ Die negativen Auswirkungen der Finanzkrise 2008 auf die Bewertung der Wertpapierdepots seien fast vollständig wieder ausgeglichen worden. Mit der erreichten Eigenkapitalquote von 5,5 Prozent zeigte Soltau sich zufrieden. Der Vertreterversammlung werde vorgeschlagen, den Bankteilhabern erneut eine sechsprozentige Dividende zu zahlen. Soltau: „Während viele Großbanken noch am Tropf des Staates hängen und die Landesbanken unverändert Milliardenverluste schreiben, haben wir ein Rekordergebnis erzielt, Marktanteile gewonnen und unsere rund 72.000 Kunden und mehr als 25.000 Mitglieder zuverlässig beraten.“ Mit weiteren positiven Meldungen aus dem Privatkunden- und Dienstleistungsgeschäft rundete Hermann-Josef Kanders dann das Bild ab. Das KundenServiceCenter (KSC) der Bank in Meiderich habe sich weiterhin sehr positiv entwickelt. Immer mehr Kunden nutzen die Möglichkeit, via Telefon oder Internet Fragen zu stellen oder Aufträge zu erteilen. Im letzten Jahr kamen so Tag für Tag 600 Kundenanrufe im KSC zusammen. In Qualitätsbefragungen seien den KSC-Mitarbeiterinnen Bestnoten ausgestellt worden. Auf die Internetseite der Volksbank Rhein-Ruhr ist im letzten Jahr, so Kanders, mehr als 950.000 Mal zugegriffen worden. Fest im Blick hat laut Kanders die Volksbank auch ihr Geschäftsstellennetz. Jahr für Jahr werde in die räumliche Gestaltung und technische Ausrüstung der Filialen investiert. Als Beispiel nannte Kanders die Geschäftsstelle Friemersheim, die im letzten Jahr neue Geschäftsräume bezogen hat. Für 2010 steht ein besonderes Projekt an: Die Filialen Großenbaum und Huckingen werden zusammengelegt, die neue Geschäftsstelle entsteht derzeit im neuen Gesundheitszentrum Sittardsberg in Duisburg-Buchholz. Im Sommer rechnet die Bank mit dem Bezug der neuen Geschäftsräume. Mit dem Baufinanzierungsgeschäft zeigte sich Kanders sehr zufrieden. Fast 67 Millionen Euro investierten rund 400 Volksbankkunden in den Bau oder Erwerb der eigenen vier Wände. Mit Stolz verwies Kanders auf die Tatsache, dass der Unternehmensbereich „Bauen & Wohnen“ nun bereits zum dritten Male vom TÜV Saarland zertifiziert worden sei. Kanders: „Das bestätigt eindrucksvoll, dass unsere Kunden bei der Baufinanzierung seriös, umfassend und kundenorientiert beraten werden.“ Und die aktuelle Finanztest-Ausgabe legt noch einen obendrauf: In vier von sechs Baufinanzierungskategorien belegt die Volksbank Rhein-Ruhr einen Spitzenplatz. Ebenfalls positive Entwicklungen verzeichnete die Immobilientochter der Genossenschaftsbank und steuerte, so Kanders, einen positiven Ergebnisbeitrag bei. Umfassende und faire Beratung, klare regionale Zuständigkeiten und die intensive Marktkenntnis seien Garanten des Erfolges gewesen. Bei eigengenutzten Wohnimmobilien sei ein stabiler Preistrend zu beobachten gewesen, bei Anlageobjekten dagegen ein leichter Preisanstieg. Abschließend erläuterte Kanders, dass die Volksbank zunehmend mehr in die Rolle als externer Dienstleister für andere Volksbanken hineinwachse: „Wir kennen uns aufgrund unserer organisatorischen Strukturen aus mit den Tätigkeiten, die in einem MarktServiceCenter anfallen, mit Ticketsystemen und mit Prozessoptimierungen.“ Im Mittelpunkt unserer Tätigkeiten stehen dabei nachgelagerte Arbeiten, die in den Geschäftsstellen nicht mehr bearbeitet werden sollen, d. h. Aufträge rund um Kunden, Konten, Karten und Mitgliedschaft. Wert legte der Vorstand der Volksbank Rhein-Ruhr auf die Feststellung, dass das Jahresergebnis 2009 noch von der Vertreterversammlung verabschiedet werden müsse, die am 20. April zusammentreten wird. (Pressemitteilung Volksbank Rhein-Ruhr)

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