Wirtschaftskrise hat Mittelstand fest im Griff

Die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise belastet inzwischen auch den klassischen deutschen Mittelstand sehr stark. Dabei haben sich die Stimmung und die Geschäftslage in den mittelständischen Unternehmen in den vergangenen Monaten mit einer zuvor unbekannten Geschwindigkeit verschlechtert. Dies zeigt die Mittelstandsumfrage der DZ BANK für das Frühjahr 2009.

Vom jüngsten Konjunkturpaket der Bundesregierung erwartet dabei nur eine Minderheit der Unternehmen direkte positive Auswirkungen, dagegen rechnet so gut wie jeder Mittelständler damit, dass sich die Wirtschaftkrise direkt auf die Geschäftsentwicklung seines Unternehmens auswirken wird. Überraschend positiv äußerten sich die Befragten über ihre Geschäftsbeziehungen mit ihren Hausbanken.

Die Beziehungen zu diesen haben sich trotz der Finanzkrise in der Regel nicht verschlechtert. Im Rahmen der halbjährlich durchgeführten repräsentativen Erhebung befragt die DZ BANK die Geschäftsführer bzw. Inhaber von 1500 mittelständischen Unternehmen, die einen Jahres-Umsatz zwischen 500.000 und 125 Millionen Euro erzielen.

Mehrheit erwartet keine Auswirkungen des Konjunkturprogramms

Die beiden Konjunkturprogramme der Bundesregierung beeinflussen die gegenwärtige Markteinschätzung der Mehrheit der Mittelständler nicht. Stattdessen rechnen 58 Prozent der befragen Unternehmen damit, keine zusätzlichen Aufträge aus dem Konjunkturprogramm zu erhalten. Rund ein Viertel hofft entweder auf direkte zusätzliche Aufträge aus dem Programm oder auf zusätzliche Aufträge von anderen Unternehmen, die für die öffentliche Hand arbeiten.

Und ein weiteres Viertel geht von einer generellen Belebung der Auftragslage aus, weil die allgemeine Konjunktur über Steuersenkungen und Subventionen angekurbelt wird. „Der Zielrichtung des Konjunkturprogramms entsprechend ist dabei die Erwartungshaltung in der Bauindustrie mit weitem Abstand am höchsten“, erklärte Dr. Thomas Duhnkrack, Vorstandsmitglied der DZ BANK.

„Hier gaben 45 Prozent an, mit direkten Aufträgen aus dem Konjunkturprogramm zu rechnen und 30 Prozent setzen auf zusätzlich Aufträge von anderen Unternehmen. Vergleichsweise große Hoffnungen setzen daneben auch die Unternehmen aus der Metall- und der Elektroindustrie sowie die Handelsbetriebe in das Konjunkturprogramm.“ Mehrfachnennungen waren bei dieser Frage im Übrigen möglich.

Geschäftslage verschlechtert und Erwartungen deutlich nach unten gerichtet

Wie sehr sich die Krise inzwischen auch im Mittelstand manifestiert, zeigt die Tatsache, dass inzwischen nur noch knapp 53 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut bzw. sehr gut beurteilen. 47 Prozent erklärten dagegen, ihre Geschäftslage sei schlecht bzw. eher schlecht. Damit hat sich die Einschätzung seit der vorangegangenen Erhebung im Herbst 2008 grundlegend verändert.

Damals hatten noch 76 Prozent ihre Geschäftslage positiv eingeschätzt, und lediglich 24 Prozent hatten ein negatives Votum abgegeben. „Eine solche extreme Veränderung der Geschäftslage haben wir im Rahmen der Mittelstandsumfrage noch nie registriert“, kommentiert Dr. Hans Jäckel, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse.

„Auffällig ist dabei, dass insbesondere kleinere Mittelständler mit bis zu 20 Beschäftigten ihre aktuelle Situation sehr pessimistisch einschätzten. Größere Unternehmen mit über 200 Beschäftigten äußerten sich dagegen etwas positiver.“

Das umgekehrte Bild ergab sich bei der Frage, wie stark die Betriebe im Geschäftsjahr 2009 von der Wirtschaftskrise betroffen sein werden. Hier äußerten sich die Geschäftsführer der kleinen Unternehmen am positivsten. Dennoch fielen auch hier die Antworten über alle Unternehmensgrößen äußerst negativ aus.

So erklärte ein Viertel aller Mittelständler, die Krise werde sich 2009 sehr stark auf ihr Unternehmen auswirken, 66 Prozent erwarten eine „weniger starke“ Auswirkung und nur knapp 10 Prozent gehen davon aus, dass ihr Unternehmen 2009 von der Krise nicht betroffen ist. Am pessimistischsten zeigte sich dabei die Metallbranche. Jeder zweite Geschäftsführer der Branche erwartet, dass die Krise 2009 stark auf sein Unternehmen durchschlagen wird.

Die düstere Haltung korrespondiert mit den kurzfristigen Geschäftserwartungen. Denn erstmals überhaupt überwiegen hier die negativen Prognosen. So rechnen knapp 35 Prozent der Befragten damit, dass sich die Geschäftslage ihres Unternehmens in den kommenden sechs Monaten verschlechtern wird, 28 Prozent prognostizieren in diesem Zeitraum einen Personalabbau in ihrem Unternehmen.

Der Lageeinschätzung entsprechend ist die Metallbranche auch hier mit weitem Abstand am pessimistischsten. Nahezu die Hälfte der Unternehmen aus diesem Bereich rechnet damit, dass ihr Personalbestand im nächsten halben Jahr sinkt.

Nur noch knapp ein Viertel der befragten Unternehmen erwartet dagegen innerhalb des nächsten halben Jahres eine Verbesserung der Geschäftslage. Dies schlägt sich zudem kaum auf ihre Personalplanungen durch. Lediglich 6 Prozent erklärten, in dieser Zeit die Zahl ihrer Mitarbeiter erhöhen zu wollen.

Allgemeines Vertrauen in Finanzsektor hat gelitten; Verhältnis zur Hausbank stabil

Eines der meist diskutierten Themen im Zusammenhang mit der Finanzkrise ist das Verhältnis der Unternehmen zu ihren Banken. Dabei hat das Vertrauen der Unternehmen in den Finanzsektor im Allgemeinen zwar tatsächlich gelitten. So erklärten 35 Prozent der Befragten, dass sich ihr Vertrauen in Banken allgemein verringert habe. Das Verhältnis zu ihren Hausbanken ist allerdings stabil geblieben.

Lediglich 12 Prozent der Befragten sagten, das Vertrauen in ihre Hausbank habe sich verschlechtert. Im Gegenzug machten 6 Prozent geltend, dass sich dieses verbessert habe. Das Votum auf die Frage, wie sich die Geschäftsbeziehungen zur Hausbank entwickelt hätten, fiel noch positiver aus. Diese ist nach Auffassung von 5 Prozent der Befragten besser geworden, 87 Prozent sagten, es sei gleich geblieben und 7 Prozent machten eine Verschlechterung aus.

„Der in den Medien häufig thematisierte Trend, dass die Kunden gerade auch die Genossenschaftsbanken als sicheren Hort in Krisenzeiten betrachten, wurde bestätigt. Denn sowohl bei der „Vertrauensfrage“ als auch bei der Entwicklung der Geschäftsbeziehung erhielten die Volksbanken und die Raiffeisenbanken die besten Bewertungen aller Bankengruppen“, so Duhnkrack. Dabei war der Genossenschaftssektor der einzige Bankenbereich, bei dem die Kunden insgesamt ein sich verbesserndes geschäftliches Klima aufführten.

Die von vielen Auguren beobachtete Kreditklemme lässt sich aus den Umfrageergebnissen nicht herauslesen. Lediglich 11 Prozent der Befragten gaben eine Veränderung bei der Finanzierung über ihre Hausbank zu Protokoll. Und von dieser Minderheit erklärten nur knapp 19 Prozent, ihre Kreditlinie sei gekürzt worden. Das sind also nur etwas über 2 Prozent aller Befragten.

Ende der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2010

Die Mehrzahl der Befragten erwartet im kommenden Jahr ein Ende der Finanz- und Wirtschaftskrise. Dabei glauben 40 Prozent mit einer Wende zum Besseren im ersten Halbjahr 2010. 22 Prozent erwarten diese für die zweite Hälfte 2010. Immerhin 16 Prozent gehen sogar in der zweiten Hälfte dieses Jahres bereits von einem Ende der Krise aus. Damit sind die Optimisten, die eine schnelle Erholung erwarten, gegenüber denjenigen, die mit einer lang andauernden Rezession rechnen, allerdings in der Minderheit.

Denn immerhin 19 Prozent der Befragten glauben, dass die Krise erst nach 2010 zu Ende geht. Die Auslandsmärkte dürften zumindest mittelfristig wieder zu einem Wirtschaftsaufschwung in Deutschland beitragen. Die auslandsaktiven Mittelständler sehen die Krise nicht als endlos und bodenlos an, sondern sind durchaus willig, über ihr Ende hinaus zu schauen, und sehen längerfristig auch wieder Chancen im Export.

Pressemitteilung der DZ Bank

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
* Pflichtfelder

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.