AIDS und andere sexuell übertragbare Krankheiten – Kein Grund zur Entwarnung

Seit 1988 wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der 1. Dezember als Welt-AIDS-Tag ausgerufen. In Industrienationen wie Deutschland nahm das Problembewusstsein für HIV und AIDS in den letzten Jahren zunehmend ab, dem gegenüber steht eine steigende Zahl von Neuinfektionen.

Auch für andere sexuell übertragbare Erkrankungen wird eine zum Teil erhebliche Zunahme verzeichnet. Wie man sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen kann und welche Therapien heute zur Verfügung stehen, ist Thema dieses Expertenchats am 05.12.2006 um 20:00 Uhr.

Anwesend wird sein: Michael Jähme, Diplom-Sozialpädagoge mit einer Zusatzausbildung in Gestalttherapie, seit 1990 Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Wuppertal. Seine Arbeitsschwerpunkte bilden die Beratung von Menschen mit HIV und AIDS und deren Angehörigen und Freund/innen, Beratung für schwule Männer und Förderung der Selbsthilfe.

Herr Jähme ist seit 2003 auch in der Onlineberatung im Rahmen des Projekts BKK Lebenshilfe Online und dem von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) geförderten bundesweiten Onlineberatungsangebots der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. tätig.

Der Begriff „Sexuell übertragbare Krankheiten“ umfasst alle Erkrankungen, die durch die Übertragung von Erregern (zumeist Bakterien oder Viren, seltener Pilze und Parasiten) im Rahmen von Sexualkontakten entstehen können. Sämtlichen Krankheiten gemeinsam ist, dass eine Übertragung hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr erfolgt, aber auch auf anderen Wegen möglich ist.

Die meisten sexuell übertragbaren Krankheiten sind heute heilbar. Dies trifft jedoch nicht auf die HIV-Infektion zu. Trotz beachtlicher medizinischer Fortschritte der letzten Jahre sind weder Impfung noch Heilung möglich, so dass Vorbeugung und Risikovermeidung weiterhin von größter Bedeutung sind.

Nach Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts leben in Deutschland knapp 50.000 Menschen mit einer HIV-Infektion. Wenngleich die Prävalenz (pro 10.000 Einwohner gibt es zurzeit etwa sechs Infizierte) im weltweiten Vergleich eher niedrig ist, gibt ein steigender Trend der Neuinfektionen Anlass zur Sorge.

Experten sehen den Grund dafür in wachsender Sorglosigkeit – immer mehr Menschen sehen HIV als kalkulierbares Risiko an, das nur ein Problem von Randgruppen oder in fernen Ländern ist, oder gehen fälschlicherweise von einer Heilbarkeit der Infektion aus.

Nicht weniger beunruhigend ist die Zunahme sexuell übertragbarer Krankheiten, die in der Bevölkerung als eher historisches oder zumindest subjektiv fernes Phänomen und irrtümlich als heute so gut wie „ausgestorben“ angesehen werden. Zu diesen Erkrankungen zählen:

Chlamydien-Infektion
Die Chlamydien-Infektion gehört mit ca. 1 Mio. jährlichen Neuinfektionen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Die Erkrankung bleibt oft unbemerkt, weil häufig keine oder nur leichte Beschwerden auftreten. Unbehandelt kann eine Clamydien-Infektion jedoch zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie z. B. Unfruchtbarkeit führen.

Syphilis
Syphilis (Lues) wird über Bakterien bei sexuellen Handlungen durch Schleimhautkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Die Syphilis verläuft in Stadien mit unterschiedlichen Symptomen, die sich mit beschwerdefreien Unterbrechungen über 10 – 20 Jahre hinziehen können.

Wird die Krankheit nicht behandelt, werden im letzten Stadium Hirnhäute und Nervenzellen angegriffen, was zum Tode führt. Das Robert-Koch-Institut verzeichnet einen alarmierenden Anstieg, so wurde im Oktober 2004 bekannt gegeben, dass die Zahl der Syphilisinfektionen in Deutschland 2003 im Vergleich zum Vorjahr um weitere 20 % angestiegen ist.

Herpes genitalis
Die durch „Herpesbläschen“ an Schleimhäuten (meistens Lippen oder Geschlechtsorgane) erkennbare Erkrankung ist sehr weit verbreitet, etwa 20 % aller volljährigen Deutschen sind Träger des Herpes simplex Typ 2, der für den Herpes genitalis verantwortlich ist.

Die Erkrankung beginnt mit Juckreiz, Spannungsgefühl und schließlich der typischen Bläschenbildung. Die Krankheit heilt in leichten Fällen von alleine aus, bei immungeschwächten Patienten und in Fällen größerer Ausbreitung kann es jedoch zu schweren, mitunter tödlichen Infektionen kommen.

Absolut sicheren Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten gibt es nur bei völligem Verzicht auf Geschlechtsverkehr oder vollständiger und lebenslanger Treue zweier nichtinfizierter Partner. Für alle sexuell übertragbaren Krankheiten gilt, dass die Einhaltung von „Safer-Sex-Regeln“, dabei insbesondere der Gebrauch von Kondomen, das Übertragungsrisiko stark herabsetzen kann.

Die Beratungsstellen der AIDS-Hilfen sind Ansprechpartner für alle Fragen rund um HIV, AIDS und andere sexuell übertragbare Krankheiten. In vielen Städten bieten auch Gesundheitsämter und Kliniken Spezialsprechstunden für sexuell übertragbare Krankheiten an. Die Beratung kann auf Wunsch anonym erfolgen und ist kostenfrei.

Bei konkretem Verdacht einer Ansteckung sollte man nicht zögern, eine Arztpraxis des Vertrauens aufzusuchen (z. B. Praxen mit Schwerpunkt Haut- und Geschlechtskrankheiten oder urologische bzw. gynäkologische Praxen), um sich (und ggf. der Partnerin/dem Partner) Klarheit zu verschaffen und frühzeitig eine Therapie einleiten zu können.

Wie man sich gegen sexuell übertragbare Krankheiten schützen kann und welche Therapiemöglichkeiten heute zur Verfügung stehen, ist Thema dieses Expertenchats.

Hier kommen Sie zur BKK Lebenshilfe online.

 

Pressemitteilung der BKK VDN

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