Historisch niedrige Sparquote

Im laufenden Jahr wird die Sparquote der privaten Haushalte in Deutschland zum vierten Mal in Folge bei voraussichtlich 11,0 Prozent liegen. Wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage und der anhaltenden Reformdebatte schränken sich die Bundesbürger weiterhin in ihrem Konsum ein.

Der Begriff des „Angstsparens“ macht die Runde. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, dass die Sparquote gegenwärtig deutlich unter dem Niveau vergangener Jahrzehnte bleibt. So schwankte die Sparquote in den 70er und 80er Jahren um die 14-Prozent-Marke und lag 1975 gar bei 16,2 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank (DZ BANK AG) in ihrem jetzt vorgelegten „Wirtschaftsbrief“.

In der Kurzstudie führen die Volkswirte die historisch niedrige Sparquote und den Unterschied zwischen „gefühlter“ und tatsächlicher Sparquote vor allem auf den zunehmenden Einfluss des Zinsniveaus auf die private Ersparnis zurück. Mit dem Wachstum der Geldvermögensbestände hat sich der Anteil der Einkommen aus Geldvermögen am gesamten verfügbaren Einkommen der Deutschen immer weiter erhöht. Da viele Anlageformen die Zins- bzw. Dividendenerträge direkt dem Kapital gutschreiben, fließt ein erheblicher Teil dieser Einkommensform in die Ersparnis und nicht in den Konsum. Aus diesem Grund schwankt die Sparquote stark mit dem Zinsniveau. Durch die sehr niedrigen Zinsen der letzten Jahre fiel die Ersparnis und damit die Sparquote niedriger aus als in Hochzinsphasen.

In den letzten Jahren ist das ohnehin schon niedrige Zinsniveau weiter gefallen. Der Beitrag der Vermögenseinkünfte zur Ersparnis ist dadurch immer weiter zurückgegangen. Um die Sparquote trotzdem weiter auszudehnen, mussten die privaten Haushalte immer größere Teile ihres laufenden (Arbeits-)Einkommens einsetzen. Offenbar wird die Ersparnis aus dem laufenden Einkommen stärker als Einschränkung empfunden als die aus Vermögenseinkommen, so die Experten.

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