Comeback der thüringischen Industrie

Die thüringische Wirtschaft befindet sich auf einem anhaltenden Erfolgspfad. So legte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach heute veröffentlichten Zahlen des Thüringer Landesamtes für Statistik im Jahr 2007 um 1,9 Prozent zu.

Dies ist zwar weniger als das Wachstum von 2,5 Prozent für Deutschland insgesamt. Bei einer Betrachtung der vergangenen zehn Jahre schneidet der Freistaat aber besser ab als der Durchschnitt aller Bundesländer.

Dies ist eines der zentralen Ergebnisse des soeben vorgestellten Wirtschaftsprofils „Thüringen“ der HypoVereinsbank.

So wuchs das reale BIP zwischen 1997 und 2007 in Thüringen um 18,6 Prozent, während es in Deutschland insgesamt um 16,6 Prozent zulegte (Ostdeutschland: 14,8 Prozent).

Dies ist in erheblichem Maße auf eine sehr positive Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes zurückzuführen, das seine Wertschöpfung in den letzten Jahren weit überdurchschnittlich steigern konnte.

Geringste Arbeitslosenquote in Ostdeutschland

Die positive Wirtschaftsentwicklung hat sich auch auf dem Arbeitsmarkt niedergeschlagen. So stieg im vergangenen Jahr die Zahl der Erwerbstätigen in Thüringen leicht um 1,3 Prozent.

Zwar ist bei einer Betrachtung des Zeitraums 1997 bis 2007 die Erwerbstätigkeit im Land um 1,3 Prozent zurückgegangen.

Allerdings verdeckt die Gesamtbetrachtung erfreuliche Einzelentwicklungen. So ist die negative Entwicklung der letzten zehn Jahre allein auf sehr starke Beschäftigungsverluste im zuvor aufgeblähten Bausektor zurückzuführen.

Die Beschäftigung im Dienstleistungsbereich und insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe legte dagegen spürbar zu. Seit 1998 weist Thüringen die niedrigste Arbeitslosenquote aller ostdeutschen Bundesländer auf.

Sie lag im Jahresdurchschnitt 2007 bei 13,2 Prozent – 2,4 Prozentpunkte weniger als im Jahr zuvor.

Große regionale Unterschiede beim Wirtschaftswachstum

Auf Kreisebene sind beim Wirtschaftswachstum im Zeitraum 1996 bis 2005 (neuere Zahlen liegen auf Kreisebene nicht vor) erhebliche Unterschiede erkennbar.

So lag die Zunahme des BIP beispielsweise in der kreisfreien Stadt Gera lediglich bei 0,5 Prozent, während der Landkreis Sömmerda mit 73,4 Prozent die höchste Wachstumsrate aller Land- und Stadtkreise aufwies.

Er wuchs damit nicht nur deutlich stärker als der Durchschnitt aller deutschen Städte und Kreise (+19,4 Prozent), sondern auch als Thüringen insgesamt (+22,6 Prozent).

Comeback der thüringischen Industrie

Als „bemerkenswertes Comeback“ bezeichnete HypoVereinsbank-Regionalexperte Dr. Ulf Teubel die Entwicklung der thüringischen Industrie.

Zwischen 1997 und 2006 verdoppelte sich der Industrieumsatz im Freistaat (Deutschland + 42 Prozent). Diese dynamische Entwicklung setzte sich auch im vergangenen Jahr fort.

Bis November 2007 lag der thüringische Industrieumsatz um 11,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Gleichzeitig stieg die Industriebeschäftigung entgegen dem negativen Bundestrend in den vergangenen zehn Jahren um rund ein Drittel.

Noch Nachholbedarf besteht allerdings bei der Auslandsorientierung der thüringischen Unternehmen. Trotz eines starken Anstiegs in den letzten Jahren liegt die Exportquote der Industrie des Freistaates nach elf Monaten 2007 lediglich bei rund 33,6 Prozent (Deutschland: 44,9 Prozent)

Die traditionell von einer großen Branchenvielfalt geprägte Industriestruktur Thüringens ist bis heute erhalten geblieben. Die zu DDR-Zeiten in Thüringen angesiedelten „Zukunftsindustrien“ wie Fahrzeugbau, Mikroelektronik, Elektrotechnik und optische Industrie sind heute wichtige Industriebranchen.

Hohe Verschuldung erzwingt weiter strikten Sparkurs

Obwohl 2007 erstmals das Haushaltsjahr – insbesondere dank hoher Mehreinnahmen – ohne Nettokreditaufnahme abgeschlossen werden konnte, betrug die Pro-Kopf-Verschuldung Mitte 2007 8.010 Euro.

Sie liegt damit sowohl signifikant über dem ostdeutschen (6.617 Euro) als auch über dem gesamtdeutschen Durchschnitt (6.770 Euro).

„Angesichts des drückenden Schuldenbergs, abnehmender Transferzahlungen aus dem Solidarpakt II und hoher zukünftiger Lasten aus Zins- und Versorgungsleistungen ist es dringend notwendig, den strikten Konsolidierungskurs der öffentlichen Haushalte fortzuführen.

Konjunkturell bedingte höhere Steuereinnahmen dürfen zu keiner Aufweichung der Haushaltsdisziplin führen“, betonte Teubel.

Sehr deutlicher Anstieg der Forschungsaufwendungen

Die Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) stiegen in Thüringen im Zeitraum 1995 bis 2005 mit 49,3 Prozent deutlich stärker als im ostdeutschen (37,5 Prozent) und gesamtdeutschen Durchschnitt (37,0 Prozent).

Hierzu trugen sowohl die öffentlich finanzierte Forschung als auch in starkem Maße die F&E-Aktivitäten der Wirtschaft bei.

Trotz der kräftigen Zunahme der Forschungsaufwendungen der Unternehmen in den letzten Jahren liegen die F&E-Ausgaben der Wirtschaft – bezogen auf die Wirtschaftsleistung des Landes – aber immer noch deutlich unter dem Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer.

Rund ein Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in Thüringen in der Forschung und Entwicklung, Platz zwei in Ostdeutschland hinter Sachsen.

Bei den Patentanmeldungen belegte Thüringen 2006 Platz eins unter den ostdeutschen Bundesländern mit 27 Patenten je 100.000 Einwohner.

„Die technologische Leistungsfähigkeit und das Innovationspotenzial, vor allem die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten des Staates und der Wirtschaft, sind von zentraler Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit einer Region“, sagte Teubel.

Insofern sei das Ziel der Landesregierung richtig, die einheimischen kleinen und mittleren Unternehmen bei ihren Forschungsaktivitäten durch außeruniversitäre Wissenschaftseinrichtungen zu unterstützen.

Pressemitteilung der HVB Bank

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