Längsschnittstudie zum Übergewicht bei Kindern: Je älter, je dicker

Fast Food und Cola statt Obst und Gemüse: Die Folgen "moderner Ernährungsweisen" sind bereits bei Kindern deutlich zu sehen – mehr und mehr von ihnen leiden unter Übergewicht und Adipositas. Doch wo liegen die Ursachen?

Wie hängen Sie beispielsweise mit dem sozialen Status und dem Körpergewicht der Eltern zusammen? Der Entwicklung von Übergewicht auf der Spur hat der Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Günter Eissing von der Technischen Universität Dortmund zusammen mit der BKK Hoesch, dem Gesundheitsamt und dem Fachbereich Statistik der Stadt 432 Dortmunder Kinder im Alter von drei Jahren unter die Lupe genommen. Genauer gesagt, hat er sie vermessen.

Aus Körpergröße und Gewicht hat Prof. Eissing den sogenannten Body Mass Index (BMI) errechnet, die Werte mit den Daten aus der Geburtsurkunde und dem ärztliche Untersuchungsheft verglichen und festgestellt: bereits nach den ersten drei Lebensjahren sind 22 Prozent der Jungen und elf Prozent der Mädchen übergewichtig.

Die Ergebnisse sind nur der erste Teil einer erstmals durchgeführten Längsschnittuntersuchung zur BMI-Entwicklung an einer Stichprobe Dortmunder Kinder. In drei Jahren werden die Testpersonen im Rahmen der Schuleignungsuntersuchung noch einmal begutachtet. Eine Beobachtung des BMI von Testpersonen über einen Zeitraum von sechs Jahren ist bisher einmalig.

Bereits die ersten Ergebnisse zeigen: Je älter die Kinder, desto dicker. War der BMI bei der Geburt noch normal verteilt, konnte Prof. Dr. Günter Eissing für das Alter von einem Jahr bereits einen erhöhten Anteil der Kinder mit erhöhtem BMI feststellen. Im Alter von drei Jahren sind es 22 Prozent der Jungen und elf Prozent der Mädchen die als übergewichtig einzustufen sind. Elf Prozent der Jungen und sieben Prozent der Mädchen gelten bereits als adipös.

Aus anderen Studien weiß man, dass die Zahl der übergewichtigen Kinder im Alter von sechs Jahren nochmals steigen wird. Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Dortmund, der BKK Hoesch und vor allem dem Fachbereich Statistik der Stadt Dortmund ermöglichte Prof. Eissing die genaue Abbildung der sozialräumlichen Verteilung in der Stichprobe der Kinder. Die im Sozialbericht der Stadt gebildeten Sozialcluster werden exakt widergespiegelt. Ihnen liegen unter anderem die Einkommensverhältnisse, Arbeitslosigkeit und das Bildungsniveau zugrunde. Cluster 1 bildet dabei die stabilsten und Cluster 5 die sozial benachteiligsten Sozialräume ab. Prof. Dr. Günter Eissing stellte deutlich mehr Kinder mit Übergewicht und Adipositas im Sozialcluster vier als in den Clustern eins bis drei fest. Auch weisen Kinder übergewichtiger Eltern einen signifikant höheren BMI als Kinder normalgewichtiger Eltern auf.

Aus den Ergebnissen lassen sich Faktoren herausarbeiten, die die Entwicklung von Übergewicht beeinflussen. Im Gegensatz zum Sozialraum und dem Gewicht der Eltern haben sich beispielsweise der Migrationshintergrund sowie die sprachliche und motorische Fitness nicht als Einflussfaktor herausgestellt.

Dr. Hildegard Kratz, Gesundheitsamtes der Stadt Dortmund, sieht daher eine hohe Chancengleichheit für Dortmunder Kinder, normalgewichtig aufzuwachsen. Jens-Peter Prigge, Vorstand der BKK Hoesch, sieht durchaus gute Möglichkeiten, mit gezielten Präventionsprogrammen und einer Verbesserung der Vorsorge die Zunahme von Übergewicht zumindest zu verringern.

Für Mirjam Brondies vom Fachbereich Statistik ist es besonders interessant zu sehen, wie sich der Faktor Sozialraum als Einflussgröße für Übergewicht in den kommenden drei Jahren entwickelt. Sie weist zudem darauf hin, dass die Anonymität der Daten bei der Untersuchung zu jedem Zeitpunkt gewährleistet ist. Die personenbezogenen Daten liegen nur im Fachbereich Statistik vor, die Untersuchungsdaten nur bei der Technischen Universität Dortmund.

Pressemitteilung der BKK Hoesch

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
* Pflichtfelder

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.