Gastkommentar: 2008 – Das Jahr der Finanzkrise

CortalConsors_Stettner Das Jahr 2008 wird Anlegern wohl längerfristig in Erinnerung bleiben. So wie wir heute noch von dem Platzen der Internetblase zu Beginn der Jahrtausendwende sprechen, so wird die Finanzkrise langfristig mit dem Jahr 2008 in Verbindung gebracht werden. Ein Gastkommentar von Jörg Stettner, Direktor der Vermögensberatung Cortal Consors Select.

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In der Retrospektive waren Zinsanlagen bei sicheren Banken – wer hätte vor einem Jahr geglaubt, überhaupt die Sicherheit von Banken in Frage zu stellen – durchaus lukrativ. Rentenfonds haben von den letzten Zinssenkungen profitiert. Immobilienfonds weisen zwar eine akzeptable Wertentwicklung vor, doch gerade einige große Anbieter haben die Rückgabe von Anteilsscheinen kurzfristig eingestellt. Aktien und Zertifikate sind die großen Verlierer.

Im Rahmen von Neuanlagen sollte jedoch nicht der Fehler begangen werden, auf Basis der Wertentwicklung der Vergangenheit einen qualifizierten Rückschluss auf die Zukunft zu erhalten. Tatsächlich ist durch die negativen Erfahrungen und die entstandenen Kursverluste das Verlangen nach Sicherheit wieder deutlich angestiegen. Doch was ist für die Zukunft tatsächlich "sicher"? Welche Anlagen versprechen einen realen Vermögenszuwachs nach Einberechnung der Inflation?

Für die Zukunft ist davon auszugehen, dass die Leitzinsen weiter fallen werden. Hiervon profitieren kurzfristig Rentenfonds. Mittel- bis langfristig erfolgt die Neuanlage dann jedoch in niedrig verzinste Wertpapiere. Diese geringere Verzinsung sowie das Risiko fallender Kurse bei einem späteren Anstieg der Leitzinsen machen Rentenfonds dann unattraktiv.

Zinsanlagen werden zunehmend unattraktiv. Die derzeitigen Hochzinsangebote von 5 Prozent pro Jahr und mehr werden verschwinden. Bereits heute liegt die Rendite bei Kauf eines Bundesschatzbriefes bei knapp über 3 Prozent – vor Steuern und Inflation. Demnach erwirtschaften Zinsanlagen keinen realen Vermögenszuwachs.

Immobilienfonds werden kurzfristig unter der Rezession und damit verbundenen Mietausfällen leiden. Mittel- bis langfristig können diese Realwerte jedoch als Stabilisator im Anlageportfolio dienen.

Aktien müssen wieder das Vertrauen der Anleger zurück gewinnen. Die Rezession sollte die Aktienkurse weiter eine Zeit belasten. Entscheidend wird dann sein, den Mut zum Einstieg wieder zu finden.

Auf Basis des erhöhten Sicherheitsbedürfnisses empfiehlt sich für Anleger derzeit folgende Anlagestrategie:

– Zinsanlagen sollten derzeit länger als ein Jahr fest getroffen werden. Aufgrund des fallenden Zinsniveaus macht eine Zinsfestschreibung für zwei bis drei Jahre durchaus Sinn

– Kurzfristig sollten Rentenfonds im Depot gehalten werden. Bei entsprechend niedrigem Zinsniveau empfiehlt sich jedoch, sich von diesen zu trennen. Je nach Risikoneigung könnten alternativ Unternehmensanleihen attraktiv sein.

– Ein guter Mischfonds, der langjährige Erfahrung im Bereich der hochwertigen Geldanlage mitbringt und nachweislich auch in schlechten Anlagezeiten wie 2000 und 2008 gute Anlageergebnisse erzielt, sollte Investitionsschwerpunkt sein. Es gibt diese Fonds! Ein Kauf im Jahr 2008 erspart Abgeltungssteuer auf den Vermögenszuwachs.

– Ein schrittweiser Einstieg in Aktien oder Aktienfonds vermeidet negative Ergebnisse durch schlechtes Timing. Somit wird der "Cost-Average-Effekt" positiv genutzt. Es gibt Fonds, die heute unter dem "Fondsmantel" in geldmarktnahe Fonds investieren und über eine vorher definierte Zeit in Aktienfonds umschichten. Auch dies spart Abgeltungsteuer auf mögliche Kursgewinne.

– Rohstoffe und Edelmetalle als Beimischung. Gold und Silber durchaus auch physisch vorhalten – quasi als Absicherung möglicher Krisenszenarien.

Die Gewichtung der möglichen Anlagen hängt von der individuellen Risikoneigung jedes einzelnen Anlegers ab. Die kommenden Regulierungen durch die Bankenaufsicht werden intensiver. Grundsätzlich sollte niemand Anlagen tätigen, die er nicht versteht – dies hat viele Investoren das Jahr 2008 gelehrt.

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