ARAG Deutschland Trend: Finanzkrise drückt auf Stimmung der Deutschen

Kaum ein Konjunkturabschwung kam je so brüsk. Der faktische Zusammenbruch des US-Bankensystems im September löste innerhalb weniger Wochen eine Rezession aus, die sich auf die Weltwirtschaft ausweitet.

Obwohl einige Volkswirte glauben, dass die deutsche Wirtschaft möglicherweise nur kurz in die Rezession eintauchen wird, hat die allerorten transportierte Krisenstimmung tiefe Spuren in der Gemütsverfassung der Deutschen hinterlassen.

Im aktuellen ARAG Deutschland Trend wurden die Deutschen wie schon für 2008 nach ihren Erwartungen und Plänen für das Jahr 2009 befragt.

Vor einem Jahr gingen noch 35,2 Prozent der Deutschen davon aus, am Beginn einer ordentlichen Konjunkturentwicklung zu stehen. Diese Erwartung haben heute nur noch 8,2 Prozent, wenn sie ihre Aussichten für 2009 formulieren.

Am deutlichsten kippt die Erwartungshaltung gegenüber dem Arbeitsmarkt. Vor einem Jahr glaubten 58,7 Prozent der Befragten an wachsende Beschäftigtenzahlen. Für das Jahr 2009 tun dies nur noch 13,5 Prozent.

Besonders düster sind die Erwartungen der Selbstständigen für das Jahr 2009. In dieser Gruppe zeigt sich der Stimmungswechsel drastisch. Nur noch sieben Prozent glauben, im nächsten Jahr ihren Lebensstandard zu steigern. Im letzten Jahr waren es noch 30 Prozent.

Halb so viele Selbstständige wie im Vorjahr – nämlich nur noch 6,2 Prozent im Vergleich zu 15,9 Prozent – planen größere Investitionen. Ebenfalls sinkt bei ihnen die Bereitschaft, für das Alter vorzusorgen, ausgesprochen rapide:

8,3 Prozent der Selbstständigen wollen im kommenden Jahr Vorsorge für das Alter treffen. Im vergangenen Jahr bejahten noch 37,8 Prozent dieser Gruppe ein Engagement für die eigene Altersvorsorge.

Für die Deutschen ist unstrittig, dass die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auch 2009 anhalten werden. Knapp 60 Prozent von ihnen sind davon überzeugt. Entsprechend rechnet ein Fünftel der Deutschen mit einer Senkung des Lebensstandards im nächsten Jahr.

Das sind drei Mal so viele Deutsche wie noch in 2007. Viele befürchten, im Jahr 2009 weniger Geld in der Tasche zu haben: Noch vor einem Jahr glaubten rund 30 Prozent der Deutschen an eine Steigerung des Einkommens, jetzt sind es laut ARAG Deutschland Trend weniger als 12 Prozent.

Für größere Investitionen ist da wenig Platz. Nur wenige Deutsche (4,5 Prozent) planen größere Anschaffungen wie Neuwagen oder neue Möbel für das kommende Jahr. Bei der Befragung im Vorjahr waren es noch mehr als doppelt so viele (9,5 Prozent).

Dennoch wollen sich die Deutschen die Stimmung nicht vollständig vermiesen lassen. Die Bereitschaft, Geld für kleinere Investitionen locker zu machen, ist deutlich gestiegen. 25,6 Prozent der Bevölkerung will im neuen Jahr in den Urlaub oder in einen neuen Fernseher investieren. Ende 2007 waren es fast acht Prozentpunkte weniger (17,7 Prozent).

Der ARAG Deutschland Trend zeigt ferner, dass sich die Bankenwelt wenig Hoffnung machen kann, im kommenden Jahr aus der Vertrauenskrise herauszukommen. 62,1 Prozent der Befragten glauben, dass das Vertrauen in die Banken weiter sinken wird.

37 Prozent befürchten, dass ihre Ersparnisse (Sparguthaben und Geldanlagen) in Gefahr sind. Besonders drastisch fällt dieser Wert in Ostdeutschland aus. Dort glauben 56,3 Prozent der Befragten, dass ihr Geld nicht mehr sicher ist.

In Westdeutschland liegt dieser Wert bei 32,2 Prozent. Aber auch die Versicherungswirtschaft darf sich nicht in zu großer Sicherheit wiegen. 44,6 Prozent der Deutschen meinen, dass auch die Glaubwürdigkeit der Assekuranz durch die Finanzkrise gefährdet ist.

Selten hatten es Meinungsforscher binnen Jahresfrist mit einem so deutlichen Stimmungswechsel zu tun. Wirtschaftsexperten sind sich zwar sicher, dass die getrübte Stimmung in der Gesamtbevölkerung nicht der ökonomischen Realität entspricht.

Das Stimmungsbild liefert aber ein Indiz für das künftige Konsumverhalten der Verbraucher und ist somit durchaus ein Konjunkturbarometer.

Insbesondere der deutliche Stimmungsumschwung bei den Selbstständigen kann sich unmittelbar im Arbeitsmarkt niederschlagen. Schließlich sind sie die größten Arbeitgeber in Deutschland.

Pressemitteilung der ARAG

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