Ringen um die Rendite

Seit fünf Jahren verharren die Zinsen auf niedrigem Niveau. Die Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung haben sich kaum erfüllt. Die Leidtragenden sind Sparer wie auch Investoren. Im Interview erklärt Andreas Gruber, Chief Investment Officer der Allianz, wie er die aktuelle Lage beurteilt und wo er Chancen sieht.

 

Allianz SE
München, 09.09.2013

Andreas Gruber: „Wir legen langfristig an, um unseren Kunden Sicherheit zu bieten. Weder die Dotcom-Blase noch die US-Bankenkrise noch die Eurokrise haben unser Portfolio in Schwierigkeiten gebracht.“

Herr Gruber, wie erleben Sie als Investor das anhaltende Niedrigzinsumfeld?
 

Die niedrigen Zinsen stellen alle Anleger vor enorme Herausforderungen. Daher muss man sehr genau schauen, wo noch attraktive Renditen zu einem akzeptablen Risiko zu erzielen sind. Das Niedrigzinsumfeld dürfte sich aber leicht aufhellen. Im ersten Halbjahr sind die Zinsen um etwa ein halbes Prozent gestiegen.
 

Sie rechnen also mit einem weiteren Zinsanstieg?
 

Ja, wir rechnen mit einem weiteren, aber langsamen Zinsanstieg. Die Aussagen des US-Notenbank-Chefs Ben Bernanke Ende Mai lassen darauf schließen: Angesichts des anziehenden Wirtschaftswachstums in den USA wird sich die Zentralbank der USA Stück für Stück von ihrer Politik des billigen Geldes verabschieden. Man darf sich jedoch nicht verunsichern lassen. Es wird ein langer Weg sein, der sich über Jahre hinzieht. Kein abrupter Wechsel.
 

Wird das auch in Europa geschehen?
 

In der Eurozone stellt sich die Situation teilweise anders dar. Die Wirtschaft wächst nicht ausreichend. Zusätzliche Reformen sind notwendig. Deswegen ist es auch verständlich, dass die Europäische Zentralbank steigenden Zinsen im Juni eine deutliche Absage erteilt hat. Wir erwarten in absehbarer Zeit keine Anhebung der Leitzinsen. Die Kapitalmarktzinsen werden dennoch leicht steigen. Sie werden den US-Zinsen folgen, wenn auch nicht in gleichem Umfang.
 

Wie gehen Sie damit um?
 

Es gibt kein Patentrezept. Hohe Rendite ohne Risiko ist nicht möglich. Deshalb ist eine mehrgleisige Strategie gefragt. Wir legen langfristig an, um unseren Kunden Sicherheit zu bieten. Weder die Dotcom-Blase noch die US-Bankenkrise noch die Eurokrise haben unser Portfolio in Schwierigkeiten gebracht. Und wir streuen unsere Anlagen sehr vielfältig. Damit können wir einzelne schwankungsanfällige – aber rentable – Anlagen in unser Portfolio aufnehmen, ohne das gesamte Portfolio in Gefahr zu bringen. Dabei fragen wir uns laufend: Welche Anlagen sind heute attraktiver als gestern, und sind sie auch die Richtigen für morgen?
 

Und, ist etwas attraktiver geworden? Aktien hat die Allianz doch lange gemieden …
 

Aktien sind attraktiv, auf jeden Fall. Sie gehören aber zu den schwankungsanfälligen Anlagen. Schauen Sie sich allein die Kursverläufe der vergangenen zehn, zwölf Jahre an. Diese Schwankungen muss man aushalten können – und das kann auch schon mal 30 Prozent Wertverlust bedeuten. Die Allianz-Portfolien sind in der Lage, solche Schwankungen zu verkraften. Daher erhöhen wir derzeit unsere Aktienquoten leicht.
 

Was ist mit Infrastruktur-Investments, mit denen die Allianz immer wieder in Verbindung gebracht wird?
 

Wir haben über eine Milliarde Euro in erneuerbare Energien wie Windfarmen und Solarparks investiert. Darüber hinaus in Gaspipelines in der Nordsee und in Tschechien. Weniger bekannt ist, dass wir besicherte Kredite an Infrastrukturprojekte vergeben. Beispielsweise finanzieren wir den Bau einer Autobahn in den Niederlanden, die Erstellung einer Konzerthalle in Paris, oder auch den Betrieb eines riesigen Gasspeichers vor der Küste von Spanien.
 

Warum das? Kredite sind doch Bankgeschäfte …
 

Ich verstehe, dass diese Frage jetzt kommen muss. Unsere Kredite sind aber keine Bankkredite. Es handelt sich um lang laufende, besicherte Kredite. Wir haben feste Laufzeiten von bis zu 25 Jahren. So etwas macht keine Bank. Zudem refinanzieren wir nicht über eine Zentralbank, sondern setzen unser eigenes Geld ein. Wir sind also keine Bank, sondern bleiben den Grundsätzen der Versicherungsanlagen treu.
 

Sie sind aber auch in Immobiliengeschäften aktiv. Vergeben Sie dafür nicht auch Kredite?
 

Die Allianz hat schon immer Immobilien erworben und hat auch schon immer Immobilien finanziert. Zurzeit sind wir zunehmend aktiv als Finanzier für große gewerbliche Immobilien, vor allem Büroimmobilien und Shopping Center.
 

Da kommt aber wieder der Vergleich mit Banken …
 

Wir haben beispielsweise die beiden Towers der Deutschen Bank in Frankfurt finanziert. Die Bank hat die Immobilie in einen Fonds eingebracht, die Finanzierung wollte sie aber nicht selbst vornehmen.
 

Sind ihre Anlagen in Schwellenregionen aber nicht eher opportunistisch als langfristig?
 

Nein. Zugegeben, Investments in vielversprechende Länder wie China, Brasilien, Mexiko oder Südafrika sind schwankungsanfällig, wie man aktuell sieht. Das Wachstum dieser Länder geht derzeit zurück. Das liegt an der weltweiten Konjunkturschwäche, aber auch an der notwendigen Umstellung dieser Ökonomien von der reinen Exportorientierung zum Binnenkonsum. Das ist aber ein vorübergehender Trend, denn vieles spricht für ihre langfristige Stärke. Sie profitieren zum Beispiel von einer relativ niedrigen Verschuldung, demographischem Wachstum, und einer jungen, immer besser ausgebildeten Bevölkerung.
 

Was würden Sie Privatanlegern empfehlen?
 

Lassen Sie sich nicht von hohen Renditeversprechen blenden. Durch die extrem niedrigen Leitzinsen aller großen Notenbanken gibt es keine risikoarmen, höherverzinslichen Anlagen. Selbst Unternehmensanleihen guter Bonität bringen derzeit nicht mehr als 2 Prozent. Aktien sind als Beimischung attraktiv, werden aber weiterhin erheblichen Schwankungen ausgesetzt sein. Bleiben Sie geduldig. Wenn Sie nicht selbst viel Zeit investieren wollen, vertrauen Sie Ihr Erspartes Profis an.
 

Teile dieses Interviews sind zuerst auf Focus Money Online erschienen

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Pressemitteilung Allianz ( Allianz SE
München, 09.09.2013 )

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