Gates Foundation und USAID kündigen innovativen Fonds zur Schaffung von Anreizen für Mobile Money-Dienste an

Die Stiftung „Bill & Melinda Gates Foundation“ und die „U.S. Agency for International Development“ (USAID) kündigten heute einen Incentives-Fonds in Höhe von 10 Millionen US-Dollar an, um in Haiti Finanzdienste per Mobiltelefon voranzubringen und die Bereitstellung von Bargeldhilfen für Opfer des verheerenden Erdbebens im Land durch humanitäre Hilfsorganisationen zu beschleunigen. Diese Initiative legt den Grundstein für erweiterte Bankdienstleistungen, die Millionen Haitianern helfen könnten, sich selbst aus extremer Armut zu befreien.

Das Einräumen der Möglichkeit gegenüber den Haitianern, mit ihren Mobiltelefonen Geld zu versenden, empfangen und zu verwahren, birgt das Potential, deren Lebensqualität erheblich zu verbessern und anstatt auf konventionelle Bankmodelle auf Alternativen zu setzen, die mehr Sicherheit und Kosteneffizienz bieten. Oftmals als „mobiles Geld“ bezeichnet, senken diese Dienste das Risiko und die Kosten für finanzielle Transaktionen, helfen höhere Einsparungen zu erzielen und schaffen Arbeitsplätze. Zudem können sie dabei helfen, Menschen mit schwer zugänglichen, grundlegenden Dienstleistungen wie Banking, Versicherungen und Versorgungsunternehmen in Verbindung zu bringen.

„Aus den Trümmern von Haitis tragischem Erdbeben heraus besteht eine beispiellose Gelegenheit zur Verbesserung der Lebensqualität von Millionen Haitianern und zur Freisetzung des landeseigenen Wirtschaftspotentials durch mobiles Geld“, so Mark Suzman, amtierender Präsident im „Global Development Program“ bei der Bill & Melinda Gates Foundation. „Die Schaffung eines Zugangs zu Finanzdienstleistungen für die ärmsten Familien der Entwicklungsländer kann dabei behilflich sein, den Kreislauf der Armut zu unterbrechen, indem diesen Menschen ein sicherer Ort gegeben wird, an dem sie Vermögen sparen, gegen Risiken absichern und aufbauen sowie der nächsten Generation Chancen verschaffen können.“

„Diese Partnerschaft bietet eine einzigartige Chance, Haitianern mit dringend benötigtem Bargeld zu versorgen, während diese auf dem langen Weg zur Erholung Fortschritte machen“, so USAID-Verwalter Dr. Rajiv Shah. „Vor dem Erdbeben waren weniger als 10 Prozent der Haitianer mit einer Handelsbank in Berührung gekommen. Ein mobiles Geldsystem kann der Wiederherstellung und Erneuerung des Bankwesens auf Haiti dienen und das immanente Wachstum ankurbeln.“

Shah merkt an, dass Erfahrungen zufolge, die mit Mobile Banking in anderen Ländern gemacht worden sind, die Anwender anfangen, in ihren mobilen „Brieftaschen“ Geld für den Notfall aufzubewahren, indem diese ein Sparmodell erstellen, das zu weiteren Vorteilen führt. „Die Förderung des Sparens und ein vermehrter Zugang zu Krediten über diese mobilen Dienste wird haitianische Familien bei der Verbesserung ihrer Finanzstabilität und der Aussicht auf eine bessere Zukunft unterstützen“, so Shah.

Der Fonds bietet Unternehmen, die mobile Finanzdienste auf Haiti initiieren, Geldpreise. Das erste Unternehmen, das einen „Mobile Money“-Dienst einführt, der die Kriterien in den nächsten sechs Monaten erfüllt, erhält 2,5 Millionen US-Dollar. Der zweite Betreiber, der diese Benchmarks innerhalb von 12 Monaten einführt und erreicht, erhält 1,5 Millionen US-Dollar. Weitere 6 Millionen US-Dollar werden vergeben, wenn die ersten 5 Millionen Transaktionen stattgefunden haben. Diese Summe wird unter den Betreibern aufgeteilt, die zur Gesamtzahl der Transaktionen beigetragen haben.

Die Stiftung und USAID haben ein gemeinsames Ziel, und zwar die Ausweitung von „Mobile Money“-Diensten für arme Bevölkerungsgruppen, und werden bei der Überwachung des Incentives-Fonds zusammenarbeiten. Die Stiftung wird dabei 10 Millionen US-Dollar an Preisen sowie weitere Fonds für hiermit verbundene Aktivitäten bereitstellen. USAID wird technische und verwaltungsbezogene Hilfestellungen leisten sowie weitere Fonds beisteuern, die sich insgesamt auf etwa 5 Millionen US-Dollar belaufen. Dies soll über eines ihrer Projekte, der „Haiti Integrated Finance for Value Chains and Enterprise“ (HIFIVE), erfolgen, das auf Haiti bereits mit dem Ziel läuft, um den Zugang von unterversorgten Bevölkerungsschichten zu Finanzdiensten zu verbessern.

Kurzfristig besitzen Mobile Money-Dienste das Potential, die Erholung Haitis zu beschleunigen. Die Zerstörung von mehr als einem Drittel der Bankfilialen des Landes, Geldautomaten und Geldtransfer-Stationen während des Erdbebens haben dazu geführt, dass die Engpässe bei der Barmittelversorgung von Haitianer enorm waren. Mobile Money-Dienste werden Familien und Freunden, humanitären Hilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbänden und Stiftern dabei helfen, Hilfsgelder in Millionenhöhe aufzubringen und Haitianer mit Geldsendungen zu versorgen.

Ein Grossteil der kurzfristigen Entlastung wird dabei über „Cash for Work“-Programme erzielt, wie es von USAID z.B. in Port-au-Prince und in ganz Haiti betrieben wird. Mit diesen Programmen sollen Haitianer eine Chance bekommen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig unerlässliche Dienste zu leisten. Dabei bereinigen Arbeiter wichtige Verkehrsstrassen von Trümmern, die den Weg heimatloser Menschen bei der Rückkehr in ihre Häuser pflastern. Zudem führen sie Massnahmen zur Schadensminderung während der Regenzeit und Hurrikansaison durch, um diese nach dem Erdbeben heimatlosen Menschen vor lebensbedrohlichen Überschwemmungen, Erdrutschen und schweren Stürmen zu schützen. Dieses Programm bringt Geld in die Taschen von Haitianern und fördert die Wiederaufnahme des Handelsverkehrs. Einrichtungen der Vereinten Nationen und humanitäre Hilfsorganisationen leisten diese Zahlungen derzeit in Bar, sind aber bestrebt, auf zügigere und kostengünstigere Zahlungen mit mobilem Geld umzustellen.

Langfristig könnte mobiles Geld Millionen Haitianern durch den einfachen Zugang zu Sparkonten und anderen Finanzdienstleistungen bei der Verbesserung ihrer Lebensqualität helfen. Ein Beispiel hierfür lässt sich in Kenia finden, wo mobiles Geld bereits enorme Auswirkungen zeigt. Nur drei Jahre nach seiner Einführung zählt Kenias „Mobile Money“-Dienst M-PESA mittlerweile mehr als 9 Millionen Kunden (dies entspricht 40 Prozent aller erwachsenen Kenianer), die alles von Taxigeldern bis hin zu Schulgebühren per Mobiltelefon bezahlen. Die Transaktionen sind viel sicherer, als Bargeld bei sich zu tragen. Ländliche Haushalte, die M-PESA nutzen, verzeichneten gar eine Einkommenssteigerung um 5 bis 30 Prozent, wie erste Ergebnisse einer neueren Studie der Universität von Edinburgh belegen. Erst vergangenen Monat wurde Kunden von M-PESA die Möglichkeit gegeben, ihre Mobiltelefone mit Bankkonten zu verknüpfen, was ihre Chance auf Überwindung der Armut noch weiter steigen lässt.

Mehr als 90 Prozent der Armen der Welt haben keinen Zugang zu sicheren, erschwinglichen Bankkonten und greifen beim Sparen aufgrund der hohen Kosten für traditionelle Banking-Dienste auf riskante, teure und ineffiziente Methoden zurück. Die Kosten für physische Bankgebäude mit eigenen Geldautomaten sind enorm. Dies gilt insbesondere für die Betreuung armer Kunden mit geringen Einzahlungen.

Seit 2006 haben die Finanzdienste der Stiftung für die Armen fast 500 Millionen US-Dollar aufgebracht, um Möglichkeiten eines vermehrten Zugangs zu Finanzdiensten zu sondieren. Ein Bericht des „National Bureau of Economic Research“ legt nahe, dass arme Haushalte mit Zugang zu Sparkonten eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, in Bildung zu investieren, ihre Produktivität und ihr Einkommen zu steigern und die Anfälligkeit für Krankheiten sowie andere unerwartete Vorkommnisse zu senken. Die Stiftung arbeitet mit einer Vielzahl an öffentlichen und privaten Partnern zusammen, um Technologien und Innovationen nutzbar und um grundlegende Finanzinstrumente – insbesondere Sparkonten – für die Armen in den Entwicklungsländern zugänglich zu machen.

Daneben hat die Stiftung 2 Millionen US-Dollar für Hilfsanstrengungen in Haiti aufgewendet. Hierzu zählen Unterkünfte, Lebensmittel, Wasser, sanitäre Einrichtungen, Gesundheit und andere Bedürfnisse.

Am Tag nach Haitis katastrophalem Erdbeben vom 12. Januar hat Präsident Obama den USAID-Verwalter Rajiv Shah gebeten, „zügig, koordiniert und aggressiv zu reagieren“. Während der darauffolgenden Tage und Wochen hat USAID die Talente und Ressourcen der gesamten Bundesregierung in einem aufeinander abgestimmten Versuch optimal gebündelt, um die Bemühungen der Regierung Haitis, die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft zu unterstützen. Als Teil dieser Bemühung hat USAID den US-amerikanischen Such-und Rettungsteams zur Seite gestanden, die 132 Menschen aus den Trümmern bergen konnten, die grösste städtische Lebensmittelverteilung aller Zeiten für mehr als 3,5 Millionen Menschen über das „World Food Program“ sowie die Impfung von mehr als 1 Million Menschen unterstützt.

Heute wird diese Arbeit in unzähligen Projekten fortgesetzt, wie z.B. den „Cash for Work“-Programme von USAID. Hierbei werden etwa 24.000 Menschen täglich mit Arbeit versorgt, und es werden fortlaufende Bemühungen unternommen, Unterkünfte zu bauen sowie die Auswirkungen der Regenzeit und Hurrikansaison abzumildern. Zudem leistet die US-Regierung für die „Interim Haiti Reconstruction Commission“ und den „Multi Donor Trust Fund“ eine massgebliche Unterstützung.

Pressemitteilung der Bill & Melinda Gates Foundation

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