PricewaterhouseCoopers: Knappe Kredite erzwingen Strategiewechsel

Die Private-Equity-Branche kämpft sich mit neuen Konzepten und Finanzierungsstrategien aus der Krise. Für 2010 rechnen sieben von zehn Finanzinvestoren mit einer Markterholung in Europa, wie aus dem „Private Equity Trend Report 2010“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht. Allerdings gehen neun von zehn Fondsmanagern davon aus, dass sich die vor Beginn der Krise erfolgreichen Geschäftsmodelle nicht wiederbeleben lassen.
„Das Horrorjahr 2009 ist vorbei. Die Banken geben Private-Equity-Fonds wieder Kredite, allerdings zu schlechteren Konditionen. Übernahmen mit minimalem Eigenkapitaleinsatz gehören der Vergangenheit an“, kommentiert Richard Burton, Leiter des Bereichs Private Equity bei PwC.
Zwar glauben gut 50 Prozent der ausländischen und sogar über 60 Prozent der deutschen Fonds, dass in den kommenden zwölf Monaten mehr Kredite zur Verfügung stehen werden als 2009. Eine Verbesserung der Finanzierungskonditionen erwartet jedoch insgesamt nur jeder dritte Befragte.
Entsprechend sind 90 Prozent der Finanzinvestoren der Ansicht, dass so genannte „Leveraged Buy Outs“ mit überwiegender Kreditfinanzierung seltener werden, während 60 Prozent eine intensivere Zusammenarbeit mit strategischen Investoren erwarten. Rund jeder zweite Fondsmanager rechnet verstärkt mit „Club Deals“, bei denen mehrere Private-Equity-Gesellschaften ein Konsortium bilden.
Die Krise hat jedoch nicht nur die Finanzierungsbedingungen, sondern auch die Investitionsstrategien der Private-Equity-Branche verändert. So berücksichtigt mittlerweile die Mehrzahl der Fonds bei der Entscheidung über eine Beteiligung auch Nachhaltigkeitskriterien. Dies gilt insbesondere für ausländische Fondsgesellschaften.
Auf die Umweltbilanz eines Portfoliounternehmens achten 80 Prozent der ausländischen Fonds, allerdings nur 68 Prozent der deutschen. Der Energieverbrauch spielt für 70 Prozent der Befragten (deutsche Fonds: 62 Prozent) eine Rolle. Dabei ist vier von fünf Private-Equity-Fonds bewusst, dass die Auswahl der Investments auch Konsequenzen für die eigene Reputation und damit die langfristigen Investitionschancen hat.
Für den „Private Equity Trend Report“ befragte PwC rund 190 Finanzinvestoren, darunter 37 aus Deutschland. Jeder fünfte Fonds verwaltet ein Beteiligungsvermögen von mehr als einer Milliarde Euro.
Deutschland wird attraktiver
Besonders optimistisch für das laufende Jahr sind die deutschen Beteiligungskapitalgesellschaften. Nahezu 80 Prozent der Fonds rechnen hierzulande mit einer Marktbelebung. Jeder fünfte Finanzinvestor erwartet keine Veränderung gegenüber 2009, eine Verschlechterung befürchtet keiner der Befragten.
Auch die ausländischen Fonds sehen die Entwicklung in Deutschland überwiegend positiv. Bis zum Jahr 2014 planen 70 Prozent von 150 befragten internationalen Gesellschaften eine Beteiligung an deutschen Unternehmen. Derzeit ist erst gut jeder zweite ausländische Fonds in Deutschland aktiv.
Gleichzeitig bewerten nur noch knapp 20 Prozent der ausländischen Fonds das Investitionsumfeld in Deutschland als schlecht oder sehr schlecht. Vor zwei Jahren sahen noch 36 Prozent den Standort überwiegend negativ.
Die Entwicklung ihrer Portfoliogesellschaften bewertet die überwiegende Mehrheit der Finanzinvestoren ungeachtet der Wirtschaftskrise überraschend gut. Lediglich zwölf Prozent der Befragten äußern sich „unzufrieden“ über die Performance im Jahr 2009, während gut die Hälfte „zufrieden“ und 13 Prozent sogar „sehr zufrieden“ sind.
„Der Krise begegnen viele Beteiligungsgesellschaften mit einem drastischen Sparkurs. Ob das auch die Fonds-Investoren überzeugt, bleibt abzuwarten“, kommentiert Burton die Einschnitte bei der Stammbelegschaft von 66 Prozent der deutschen Fonds (ausländische Fonds: 78 Prozent). Zudem nutzten drei von vier deutschen Beteiligungsgesellschaften Kurzarbeit. (Pressemitteilung PricewaterhouseCoopers AG)

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