Helaba verzeichnet Ergebniszuwachs trotz stark steigender Risikovorsorge

Die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen hat ihr Konzernergebnis nach IFRS in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2009 deutlich verbessert. Das Konzernergebnis vor Steuern beläuft sich auf 352 Mio. Euro nach 64 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis nach Steuern erreicht 237 Mio. Euro nach 41 Mio. Euro im Vorjahr. Das Ergebnis wird geprägt durch eine positive Entwicklung der operativen Erträge, einen konjunkturbedingt starken Anstieg der Risikovorsorge im Kreditgeschäft sowie markt-bedingt kräftige Wertaufholungen bei Wertpapieren und Derivaten.
Hans Dieter Brenner, Vorsitzender des Vorstandes, ist mit der Entwicklung zufrieden: „Mit dem dritten deutlich positiven Quartalsergebnis in Folge sind wir trotz des schwierigen Marktumfeldes in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Wir haben in diesem Jahr unser Neugeschäft im Dreiklang von Risiko, Refinanzierung und Eigenkapital gut gesteuert und stehen unseren Kunden weiterhin aktiv zur Verfügung. Für das Gesamtjahr 2009 erwarten wir einen weiteren Anstieg des Vorsorgebedarfs. Gleichwohl gehen wir davon aus, dass wir ein zufriedenstellendes IFRS-Konzernergebnis erzielen werden.“
Steigende Risikovorsorge und Wertaufholungen prägen die Gewinn- und Verlustrechnung
Mit 733 Mio. Euro lag der Zinsüberschuss knapp unter dem Vorjahreswert von 748 Mio. Euro. Die positiven Ergebnisbeiträge des operativen Kundengeschäftes wurden durch das niedrige Zinsniveau und die Abwertung des US-Dollar den Zinsüberschuss kompensiert.
Der Provisionsüberschuss liegt mit 157 Mio. Euro rund 8 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Das Handelsergebnis verzeichnete einen positiven Swing um 429 Mio. Euro auf 255 Mio. Euro. Das Ergebnis aus Sicherungszusammenhängen und Derivaten einschließlich der Ergebnisse aus Finanzanlagen (inkl. At Equity-Bewertung) stieg von -215 Mio. Euro auf 87 Mio. Euro. Beide Positionen profitierten von dem bereits im zweiten Quartal einsetzenden Stimmungsumschwung an den Kapitalmärkten, der von markanten Rückgängen der Risikoaufschläge und entsprechenden Wertaufholungen bei Wertpapieren und Derivaten begleitet wird.
Das sonstige betriebliche Ergebnis reduzierte sich um 28 Mio. Euro auf 237 Mio. Euro. Hier macht sich der gezielte Abbau des Mobilien-Leasinggeschäftes bemerkbar.
Der Verwaltungsaufwand hat sich um 14 Mio. Euro auf 742 Mio. Euro verringert.
Das Konzernergebnis vor Risikovorsorge stieg um 688 Mio. Euro auf 727 Mio. Euro. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft erhöhte sich auf 375 Mio. Euro. Im Vorjahr waren noch Auflösungen von 25 Mio. Euro zu verzeichnen. Unter Anwendung konservativer Risikostandards wurden im dritten Quartal per Saldo rund 200 Mio. Euro neu zugeführt. Im Gesamtbetrag der 375 Mio. Euro sind neben Einzelwertberichtigungen auch 110 Mio. Euro an Portfolio-Wertberichtigungen enthalten – davon entfallen 59 Mio. Euro auf das dritte Quartal. Sie wurden nicht für ausfallgefährdete Kreditengagements gebildet, sondern sind auf die Verschlechterung interner Ratings zurückzuführen (sog. Rating-migration). Brenner warnt: „Bekanntlich nehmen Unternehmens-insolvenzen während eines Konjunkturzyklus erst zeitlich verzögert zu. Und auch die Immobilienmärkte reagieren mit einem entsprechenden Time-lag. Für eine Entwarnung ist es noch zu früh.“
Bilanzsumme sinkt – Kundenforderungen bleiben stabil
Die Bilanzsumme des Helaba-Konzerns belief sich zum 30.9.2009 auf 176,9 Mrd. Euro gegenüber 184,6 Mrd. Euro zum 31.12.2008. Die Forderungen an Kreditinstitute wurden um 11 Prozent auf 15,9 Mrd. Euro zurückgeführt und die Handelsaktiva ebenso planmäßig um 10 Prozent auf 46,3 Mrd. Euro abgebaut. Die Forderungen an Kunden blieben unter Berücksichtigung von Währungseffekten mit 90,3 Mrd. Euro auf hohem Niveau stabil und stehen für mehr als 50 Prozent der Bilanzsumme.
Dies zeigt, dass die Helaba im Kundengeschäft nach wie vor aktiv und risikobewusst agiert. Das mittel- und langfristige Neugeschäft in den ersten neun Monaten belief sich konzernweit auf 8,6 Mrd. Euro. Davon entfielen auf das Immobilienkreditgeschäft 4,2 Mrd. Euro, auf Corporate Finance 3 Mrd. Euro sowie auf das Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft 0,5 Mrd. Euro. Hinzu kommt die Platzierung von Schuldscheinen für Unternehmenskunden und die öffentliche Hand in Höhe von 6,4 Mrd. Euro sowie ein für verschiedene Bundesländer platziertes Anleihevolumen von 6,5 Mrd. Euro.
Auf der Passivseite stiegen die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden leicht um 1,7 Prozent auf 42,6 Mrd. Euro. Die verbrieften Verbindlichkeiten reduzierten sich um 2,5 Prozent auf 39,6 Mrd. Euro. Die Handelspassiva und die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten wurden um 7,0 Mrd. Euro abgebaut.
Die Helaba hat bis zum 30.9.2009 am Kapitalmarkt mittel- und langfristige Refinanzierungsmittel in Höhe von 10 Mrd. Euro aufgenommen. Davon entfielen auf ungedeckte Emissionen 5,7 Mrd. Euro und auf Pfandbriefe 4,1 Mrd. Euro. Dies dokumentiert das unverändert gute Emissionsstanding des Konzerns. Die Ratingagentur Fitch hat im Oktober 2009 für die Sparkassen Finanzgruppe Hessen Thüringen und damit auch für die Helaba die Ratings für kurz- und langfristige Verbindlichkeiten mit „F1+“ und „A+“ (stabiler Ausblick) bestätigt. Mit ihren Ratings (siehe Tabelle) liegt die Bank in der Spitzengruppe der deutschen Kreditinstitute. Mit einer Kernkapitalquote von 8,5 Prozent nach 8,0 Prozent zum Vorjahresstichtag und einer Gesamtkennziffer von 13,2 (13,9) Prozent verfügt der Konzern über eine solide Ausstattung mit haftenden Eigenmitteln. Die EK-Rendite vor Steuern beträgt 9,8 (i.V. 1,8) Prozent. Die Cost-Income-Ratio beträgt 67,8 (92,2) Prozent.
Ausblick
Die Helaba erwartet auch im vierten Quartal 2009 eine Fortsetzung des soliden Kundengeschäftes und dementsprechend stabile operative Ergebnisbeiträge. Das mittel- und langfristige Neugeschäft wird bei rund 11 Mrd. Euro erwartet, was in etwa dem langjährigen Mittelwert entspricht. Konjunkturbedingt könnte eine weitere Aufstockung der Kreditrisikovorsorge notwendig werden. Brenner: „Wir werden das Geschäftsjahr 2009 dennoch mit einem zufriedenstellenden Konzernergebnis abschließen.“
Der Helaba-Chef sieht seine Bank für die Zukunft gut aufgestellt: „Die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells hat absolute Priorität. Basis ist dabei auch zukünftig das Modell einer konzernweiten Universalbank. Im Wholesale-Geschäft heißt dies, dass wir in dem von uns definierten Kerngeschäft national und in ausgewählten Märkten international aktiv sind. Wenn sich hier Opportunitäten aufgrund der Restrukturierung anderer Häuser ergeben, werden wir diese eingehend prüfen.“
Zum Geschäftsmodell gehört als zentraler Baustein, dass die Helaba als Landesbank Partner und nicht Konkurrent von Sparkassen ist. Dies gilt in der Region Hessen-Thüringen und bundesweit. Die Bank will die Zusammenarbeit mit den Sparkassen weiter intensivieren. Ein Schritt in diese Richtung ist die Integration und Neuausrichtung der LB(Swiss) Privatbank AG, die bisher als gemeinsame Tochter-gesellschaft der Helaba und der Bayern LB geführt wurde. Die Helaba stärkt damit ihre Kernkompetenz im Asset-Management. Die LB (Swiss) Privatbank AG hat sich in den letzten Jahren als Internationale Private Banking und Wealth Mangement Division incl. Family Office positioniert. Mit der vollständigen Übernahme der LB(Swiss) erweitert die Helaba ihr Verbundangebot in diesem Geschäftssegment. Die deutschen Sparkassen verfügen damit über eine adäquate Alternative zu den Angeboten der Privat- und Geschäftsbanken.
Das Förder- und Infrastrukturgeschäft als dritte Säule des strategischen Geschäftsmodells wurde gestärkt. Aus der Verschmelzung der bislang selbständigen IBH Investitionsbank Hessen mit der LTH-Bank für Infrastruktur ist Ende August 2009 die WI Bank entstanden. Sie ist zukünftig das zentrale Förderinstitut des Landes Hessen. Die Helaba ist damit die einzige Landesbank in Deutschland, die als Förderbank für die Wirtschafts-, die Wohnungsbau- und die sonstige Infrastrukturförderung tätig ist.
Zukünftige Eigenkapitalklemme bei deutschen Banken befürchtet
Kritisch setzte sich Brenner mit den sich abzeichnenden neuen internationalen aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen auseinander, in denen er auch Risiken für die deutschen Banken sieht: „Zwar habe ich viel Verständnis dafür, dass regulatorisch die Anforderungen an das Eigenkapital steigen. Nach den G 20-Beschlüssen von Pittsburgh hege ich jedoch die Befürchtung, dass in Deutschland die Diskussion um die ‚Kreditklemme für Unternehmen‘ durch eine Diskussion um eine ‚Kapitalklemme für Banken‘ abgelöst wird. Die Kombination aus Verdopplung der Eigenkapitalanforderungen, Streichung von Stillen Einlagen als Kernkapital und Einführung einer undifferenzierten Leverage Ratio droht selbst die Kreditinstitute zu überfordern, die bisher relativ gut durch Finanzmarktkrise und Rezession der Realwirtschaft gekommen sind. Insbesondere erfüllen Stille Einlagen – ausgestattet mit der unbegrenzten Verlustabsorption – alle Qualitätskriterien, die auch international an harte Kernkapitals gestellt werden. Hier sehe ich die deutsche Politik in der Pflicht, für ein Common Level Playing Field zu sorgen.“ (Pressemitteilung Landesbank Hessen-Thüringen)

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