Umgang mit Geld in Ost und West sehr ähnlich

20 Jahre nach dem Fall der Mauer in Berlin am 9. November 1989 hat sich der Umgang mit Geld bei den Deutschen in Ost und West weitgehend angeglichen. Wie Umfragen von Commerzbank und Dresdner Bank zeigen, sind Unterschiede zwischen Geschlechtern, Altersgruppen, Einkommensklassen oder zwischen Singles und Familien mittlerweile viel bedeutender als die zwischen alten und neuen Bundesländern.
Typisch für die Haltung zu Finanzen in ganz Deutschland ist: Geld ist wichtig und zwar für etwa drei von vier Erwachsenen (West: 70, Ost: 75 Prozent). Etwa jeder Siebte glaubt sogar: Geld macht sexy! (West: 15, Ost: 11 Prozent). Gleichzeitig fühlen sich 43 Prozent der West- und 38 Prozent der Ostdeutschen in Finanzfragen überfordert. Deutlich lockerer sitzt das Portemonnaie in den alten Bundesländern: 83 Prozent der Ost-, aber nur 66 Prozent der Westdeutschen bezeichnen sich als „sparsam“. Größere Einigkeit herrscht wiederum beim Lieblingsthema Urlaub: „Hüben“ wie „drüben“ ist es für die große Mehrheit tabu, hier den Gürtel enger zu schnallen. Allerdings wird im Krisenjahr 2009 die private Altersvorsorge zurückgeschraubt.
Eine weitere Gemeinsamkeit: Die Deutschen sind ein einig Land von Sparbuch-Sparern. 63 Prozent bauen immer noch auf diese niedrig verzinste Anlage – der größte Bevölkerungsanteil in Hamburg (75 Prozent), der geringste in Berlin (27 Prozent). Bei Aktien und Fonds hingegen, die landesweit 43 Prozent aller Sparer ihr eigen nennen, liegen tendenziell die Westdeutschen vorn. Ausnahme Thüringen: Im Freistaat sind nach eigenen Angaben sogar 46 Prozent der Erwachsenen direkt oder indirekt an den Kapitalmärkten investiert; weit abgeschlagen ist Mecklenburg-Vorpommern mit nur zehn Prozent „Börsianern“.
Auch bei der Höhe der Sparvermögen geht keine Mauer mehr durch Deutschland, vielmehr gibt es in West und Ost viele Menschen mit kleinem und nur sehr wenige mit großem Vermögen. Beispiel Kleinsparer mit weniger als 25.000 Euro auf der hohen Kante: Zwischen rund 60 und 70 Prozent der Befragten in Sachsen-Anhalt und Sachsen fallen in diese Gruppe – ebenso viele aber auch in Hamburg und Schleswig-Holstein. Im mittleren Bereich bis 75.000 Euro Vermögen finden sich an der Spitze 12,4 Prozent der Baden-Württemberger, aber auch 11,4 Prozent der Thüringer.
Einen grundsätzlichen Ost-West-Gegensatz bei Geld und Vermögen gibt es nicht, entscheidend ist das Einkommensniveau, so die Dresdner Bank. Der durchschnittliche Vollzeitbruttolohn einer Verkäuferin liegt laut Internet-Gehaltsvergleich in Brandenburg mit 1.250 Euro kaum noch unter dem in Baden-Württemberg mit 1.295 Euro. Und ein Mechatroniker verdient in Sachsen-Anhalt durchschnittlich genauso viel wie in Rheinland-Pfalz, nämlich knapp 2.000 Euro brutto. Dämpfend auf das durchschnittliche Einkommens- und Vermögensniveau wirkt sich allerdings die Arbeitslosenquote aus: Sie beträgt im Westen rund sieben Prozent, aber mehr als zwölf Prozent in Ostdeutschland. Eine Folge: Laut Statistischem Bundesamt haben 40 Prozent der ostdeutschen Haushalte nur 1.300 Euro oder weniger netto zur Verfügung, im Westen beträgt der Anteil nur rund 30 Prozent.
Konsumieren oder sparen? Beides!
Und was tun die Deutschen, wenn sie dank Bürgerentlastungsgesetz ab Januar mehr Geld auf dem Konto haben – konsumieren oder sparen? Einigkeit in West und Ost: Beides! Allerdings haben die Bundesbürger bei der privaten Altersvorsorge in den letzten Monaten deutlich auf die Bremse getreten – zugunsten des Konsums. Nur 35 Prozent der „Wessis“ und 37 Prozent der „Ossis“ würden derzeit 100 Euro mehr Nettoeinkommen in einen Riestervertrag oder Ähnliches stecken. Vor einem Jahr waren das noch 44 bzw. 47 Prozent. Dabei besteht Nachholbedarf: 26 Prozent der Westdeutschen und 37 Prozent der Ostdeutschen haben bisher keine Zusatzversorgung neben der gesetzlichen Rente. „Sie steuern auf eine Versorgungslücke im Alter zu“, warnt Dresdner-Bank-Experte Ernst Schiestl.
Andererseits tragen die Bundesbürger mit ihrem konsumfreudigen Verhalten zur Stützung der Konjunktur bei. Und ein Bereich ist traditionell für viele ganz tabu, wenn der Gürtel denn doch einmal enger geschnallt werden müsste: Urlaub. In großer Einmütigkeit zwischen West und Ost würden hier rund 72 Prozent der Bürger nicht zurückstecken. Ebenfalls eine Mehrheit, nämlich 54 Prozent der West- und 56 Prozent der Ostdeutschen, sind nicht willens oder in der Lage, sich stärker als bisher finanziell an der Ausbildung ihrer Kinder zu beteiligen. (Pressemitteilung Dresdner Bank)

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