Umfrage: Wirtschaftskrise wirkt sich auf Spendenbereitschaft aus

Die Wirtschaftskrise dämpft die Spendenbereitschaft in Deutschland. Laut einer Umfrage der Dresdner Bank haben 2009 bislang nur 56 Prozent gespendet oder wollen dies in der bevorstehenden Advents- und Weihnachtszeit noch tun. 2008 lag die Spendenbereitschaft mit 65 Prozent noch deutlich höher.
Auf dem Rückzug sind vor allem junge Spender. Viele Hilfsorganisationen sind dennoch vorsichtig optimistisch, dass in den nächsten Wochen immer noch ordentlich viel Geld für wohltätige und gemeinnützige Zwecke fließt.
Die Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen unter 1.300 Bürgern ergab weiter, dass 41 Prozent der Menschen in Deutschland 2009 gar keine karitative Organisation unterstützen, lediglich drei Prozent haben sich noch nicht entschieden. Damit ist die Zahl der Nicht-Spender im Wirtschaftskrisenjahr 2009 um neun Prozentpunkte im Vergleich zu 2008 (32 Prozent) gestiegen.
Besonders spendenunwillig zeigt sich aktuell die junge Generation: Etwa zwei von drei Befragten unter 25 Jahren wollen nichts spenden, 2008 waren dies nur 55 Prozent. Freigiebiger, wenn auch ebenfalls mit fallender Tendenz, sind Senioren: 2009 geben 65 Prozent Geld für Bedürftige, ein Jahr zuvor waren es aber noch 73 Prozent. Weitere Ergebnisse der Befragung: Frauen sind mit einem Spenderanteil von 58 Prozent großzügiger als Männer (53 Prozent), und in Ostdeutschland liegt der Spenderanteil an der Bevölkerung mit 47 Prozent deutlich unter dem im Westen mit 58 Prozent.
Bei der Höhe ihrer Spende sind die Bundesbürger traditionell sparsam: 37 Prozent der Spender geben 2009 bis zu 50 Euro, weitere 25 Prozent bis zu 100 Euro. Zuwendungen über 200 Euro sind die Ausnahme (17 Prozent). Die gute Nachricht: Immerhin ist das Portemonnaie bei den Spendern trotz wirtschaftlicher Turbulenzen weiter offen: 76 Prozent der befragten Spender geben genauso viel wie 2008, zehn Prozent sogar mehr.
Entsprechend überwiegt bei den großen Hilfsorganisationen auch vorsichtiger Optimismus, dass in der bevorstehenden Weihnachtszeit die Spendeneinnahmen einigermaßen stabil bleiben. „Wir gehen davon aus, dass sich die besseren Konjunkturaussichten auf das Spenderverhalten übertragen“, erklärte Thomas Kurmann von Ärzte ohne Grenzen. Die Organisation kalkuliert nur mit einem zweiprozentigen Rückgang. Brot für die Welt geht ebenfalls von einem leichten Rückgang aus. Stabil bis leicht fallend – das ist auch die Prognose des Deutschen Tierschutzbundes. Allerdings: „Man muss beobachten, was die nächsten Wochen bei Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit bringen“, so der oberste Tierschützer Thomas Schröder.
Neue Spender sind schwerer zu finden
Größere Unabhängigkeit von aktuellen Entwicklungen haben Organisationen wie Plan Deutschland, die mit langjährigen Kinder-Paten zusammenarbeiten. Pressesprecherin Antje Schröder: „Wir rechnen nicht mit sinkenden Spenden zur Weihnachtszeit. 90 Prozent unserer Einnahmen kommen aus Patenschaftsbeiträgen.“ Auch World Vision erwartet 2009 noch gleichbleibende Spendeneinnahmen, ist aber vorsichtig mit einer Prognose für 2010: „Es wird schwieriger, neue Unterstützer zu finden“, so Sprecher Jürgen Pothmann.
Mehr Werbung um Spenden
Bisher stabil, aber größere Unsicherheit für die Zukunft – so auch der Trend bei Adveniat, dem Hilfswerk der katholischen Kirche. „Mehr als 50 Prozent der Gesamteinnahmen zu Weihnachten stammen aus den Kollekten der Kirchengemeinden am 24. und 25. Dezember“, weiß Pressesprecher Michael Brücker aus Erfahrung. Der schwindenden Zahl von Kirchenbesuchern begegnen die kirchlichen Hilfsorganisation aber nicht allein mit Gottvertrauen, sondern mit Werbung. Brücker: „Wir müssen noch mehr dafür werben, dass die Not in anderen Teilen der Welt nicht in Vergessenheit gerät.“ Das tut auch Brot für die Welt von der evangelischen Kirche: „Wir verstärken – wie andere Hilfsorganisationen auch – unsere Bemühungen für Werbung und Spendengewinnung“, so Sprecher Peter Liebe.
Gänzlich krisenfrei scheint indes die Lage bei Greenpeace Deutschland zu sein. Hier rechnet man für 2009 sogar mit drei bis fünf Prozent mehr Spenden. Ein Grund: „Unsere typischen Unterstützer sind meist von der Wirtschaftskrise nicht betroffen“, heißt es bei den Umweltschützern. (Pressemitteilung Dresdner Bank)

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