McKinsey: Finanz- und Wirtschaftskrise trifft Fondsmanager hart

Die Asset-Management-Industrie ist im vergangenen Jahr weltweit um 19% geschrumpft. Auslöser waren ein drastischer Rückgang der Vermögenswerte um 20% und sehr niedrige Mittelzuflüsse von nur 1%. Die Investmentperformance der verwalteten Vermögen nahm nahezu überall um mindestens 10% ab.
In Westeuropa wurde mit 17% der stärkste Volumenrückgang seit zehn Jahren verzeichnet. Erstmals kam es in Europa auch zu einem Abfluss von Assets um 3%. Vermögensverwalter in Spanien und Portugal meldeten Nettoabflüsse von 12% und der italienische Markt verlor mit Abflüssen von 18% sowie einem negativen Performanceeffekt von 10% etwa ein Drittel seiner Assets under Management (AuM). Großbritannien erwies sich als stabil und verzeichnete im Gesamtjahr positive Zuflüsse im Retail-Geschäft.
Dies sind Ergebnisse des 11. Asset Management Survey der Unternehmensberatung McKinsey & Company. Die Berater befragten dafür neben 115 europäischen Fondsgesellschaften mit AuM von insgesamt rund 5 Billionen Euro weitere Vermögensverwalter aus den USA, Asien, Australien und Nahost. Insgesamt untersuchte McKinsey mehr als 300 Unternehmen mit einem Gesamtvolumen von 13 Billionen Euro AuM. Dies entspricht 50% der Gesamtbranche.
„Die Asset Manager haben die Herausforderungen erkannt, vor denen die Branche steht. Dennoch ändern nur wenige ihr Geschäftsmodell grundlegend“, sagt Martin Huber, Director im Kölner Büro von McKinsey und Co-Autor der Studie. „Asset Manager sollten ihr Geschäftsmodell überdenken: weg von reinem Fondsmanagement, hin zur Entwicklung von kundenorientierten Investmentlösungen. Dies kann auch bedeuten, Versicherungs- bzw. I-Banking-Elemente miteinzubeziehen. Zusätzlich müssen sich Asset Manager auf verstärkten regulatorischen Druck einstellen, insbesondere im Vertrieb.“
Profitabilität weltweit stark gesunken
Mit dem Ertragsrückgang brach in allen Regionen auch die Profitabilität ein. Die durchschnittliche operative Gewinnmarge im Third-Party-Geschäft in Westeuropa sank von 16,6 Basispunkten im Jahr 2007 auf 10,8 Basispunkte im Jahr 2008. Der Gesamtgewinn der Branche ging um 40% auf 7,1 Milliarden Euro zurück.
Risikoarme Produkte begehrt
Einige Segmente florierten selbst in diesem schwierigen Marktumfeld. Mit AAA bewertete Geldmarkt- und Rentenfonds erfreuten sich großer Beliebtheit, ebenso wie Asset-Allocation-Produkte sowie passiv gemanagte Fonds und börsengehandelte Fonds (ETFs). Insbesondere ETF-Anbieter verzeichneten ein starkes Wachstum sowie eine Profitabilität, die fast gleichauf mit der von Anbietern aktiv gemanagter Fonds lag.
Institutionelle Anleger schneiden besser ab
Das institutionelle Geschäft entwickelte sich im Allgemeinen besser als das Retail-Geschäft und verzeichnete einen geringeren Volumenrückgang sowie widerstandsfähigere Erträge. Institutionelle Asset Manager haben in der Regel einen konservativeren Asset-Mix, weswegen sie im Vorjahr eine vergleichsweise bessere Anlageperformance aufwiesen. Im ersten Halbjahr 2009 waren jedoch zunehmender Preisdruck sowie abnehmende Nettomittelzuflüsse zu beobachten.
Kosten sinken
Die absolute Kostenbasis der europäischen Asset-Management-Industrie ging zum ersten Mal seit elf Jahren zurück. Hauptgrund dafür ist vor allem die Reduzierung von variablen Vergütungen und Bonuszahlungen. Diese moderate Kostensenkung alleine konnte die Auswirkungen des drastischen Asset- und Ertragsrückgangs jedoch nicht wettmachen. In Europa stieg die durchschnittliche Kostenmarge geringfügig um 0,8 auf 21,8 Basispunkte. Um die Kosten im Hinblick auf sinkende AuM und Erträge in Grenzen zu halten, verstärken die meisten Asset Manager ihre Maßnahmen zur Kostensenkung im laufenden Jahr drastisch und üben zusätzlichen Druck auf Fondsgesellschaften aus, die sich noch nicht zur Kostensenkung durchgerungen haben.
Druck im Vertrieb steigt
Zum ersten Mal seit vielen Jahren ging der Anteil des Drittvertriebs an den Gesamt-AuM zurück (24 auf 22%). Parallel dazu steigen insbesondere im Drittvertrieb die Kosten, da Vertriebspartner im aktuellen Marktumfeld zunehmend höhere Retrozessionen fordern. Zusätzlich wird sich der regulatorische Druck weiter erhöhen – als Beispiel kann der indische Markt dienen, wo ab dem laufenden Jahr Ausgabeaufschläge untersagt sind. Ähnliche Regelungen treten in Großbritannien ab 2012 in Kraft. Asset Manager müssen schon heute ihre Marketing-, Vertriebs- und Anreizstrukturen auf dieses veränderte Umfeld ausrichten.
Schwieriger Ausblick erhöht Transformationsdruck
Im ersten Halbjahr 2009 verzeichneten die meisten europäischen Länder zum ersten Mal seit Mitte 2007 Mittelzuflüsse. Auch die Aktienzuflüsse zogen Ende des zweiten Quartals und vor allem im dritten Quartal an. Trotz dieser Anzeichen einer Erholung bleibt 2009 ein schwieriges Jahr. Die Gewinnmargen werden weiter zurückgehen, da Kostensenkungsmaßnahmen derzeit die Ertragsrückgänge nicht ausgleichen. Huber: „Wir gehen davon aus, dass die Profitabilität der Vermögensverwalter in Europa in diesem Jahr von 10,8 Basispunkten auf unter 10 Basispunkte sinken wird, da 2009 auf einer deutlich niedrigeren Ertragsbasis aufsetzt als 2008. Asset Manager müssen daher trotz der aktuell erfreulichen Marktentwicklung weiter ihre Kosten senken und ihr operatives Geschäft optimieren, zum Beispiel hinsichtlich Pricing. Das ist die Pflicht. Die Kür besteht darin, schon jetzt die Voraussetzungen für profitables Wachstum in der Zukunft zu schaffen und in erfolgversprechende Produkte, Märkte und Kundengruppen zu investieren.“ (Pressemitteilung von McKinsey)

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