Vertrauen in private Altersvorsorge ist in der Finanzkrise gesunken

Exakt 17,4 Prozent aller Berufstätigen in Deutschland haben aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise bereits private Altersvorsorgemodelle aufgelöst oder reduziert. Mit 53 Prozent erklären so viele Deutsche wie noch nie seit 2003, dass sie ihre private Altersvorsorge nicht weiter verstärken wollen.
Und bereits jeder dritte Berufstätige (exakt 32 Prozent) gibt inzwischen an, im Alter über keinerlei Einnahmen aus einer privaten Vorsorge verfügen zu können.
Dies sind Kernergebnisse der Postbank-Studie „Altersvorsorge in Deutschland 2009/2010“, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach bundesweit repräsentativ durchgeführt wurde – zum siebten Mal in Folge seit 2003.
Dr. Michael Meyer, Vorstand Retail bei der Postbank: „Die Gefahr ist damit offensichtlich: Aus der Finanz- und Wirtschaftskrise kann jetzt eine langfristige Krise der Altersvorsorge in Deutschland werden!“
Grundsätzlich veränderte Einstellungen durch Finanzkrise
Wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise geben exakt zwei Drittel aller Berufstätigen eine veränderte Einstellung zur privaten Altersvorsorge an. Jeder dritte Berufstätige (32 Prozent) fragt sich seither, „welche privaten Anlageformen überhaupt noch Sinn machen“. Und 31 Prozent haben das „Vertrauen in Informationen zur privaten Altersvorsorge verloren“.
Ausgenommen von dieser Erosion bei der privaten Altersvorsorge bleiben nur Investitionen in ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung. Michael Meyer: „Noch mehr Berufstätige als im Vorjahr haben sich jetzt zum Ziel gesetzt, in nächster Zeit ein Eigenheim zu erwerben. Inzwischen ist dies jeder Zehnte.“ Die Studie zeigt aber auch: Nur 39 Prozent der noch nicht im Ruhestand befindlichen Deutschen rechnen damit, im Alter tatsächlich über die eigenen vier Wände verfügen zu können. Dies ist der niedrigste seit 2003 gemessene Wert. Wunsch und Wirklichkeit klaffen mithin immer stärker auseinander.
Das Eigenheim gilt als sicherste Vorsorgeform
Die aktuelle Studie der Postbank zeigt auch, warum die eigene Immobilie auf so großes und weiter wachsendes Interesse stößt: So betrachten 63 Prozent aller in Deutschland Berufstätigen ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung zur Altersvorsorge als „besonders sicher“. Zum Vergleich: Die staatliche Rente erhält hier nur 53 Prozent Nennung. Unter den jungen Berufstätigen im Alter von 16 bis 29 Jahren sind es sogar nur knappe 51 Prozent.
Das vor exakt einem Jahr eingeführte Angebot, Leistungen aus geförderten Riester-Verträgen auch zum Bau oder Kauf eines Eigenheims verwenden zu dürfen, findet wenig Resonanz. Zu diesem so genannten Wohn-Riester sagen mit 46 Prozent fast die Hälfte aller Deutschen: „Ich höre davon jetzt zum ersten Mal“. Demgegenüber hält eine breite Mehrheit von 80 Prozent der Deutschen die Idee prinzipiell für gut, den Erwerb eines Eigenheims, das zur privaten Altersvorsorge dient, staatlich zu fördern.
Interesse an Riester sinkt
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Befund, dass 40 Prozent aller Deutschen eine gesetzliche Pflicht zur privaten Altersvorsorge jetzt begrüßen würden, 34 Prozent sind gegen eine Pflichtregelung und 26 Prozent noch unentschieden bzw. machen keine Angaben zu diesem Thema. Im Vorjahr war dieses Verhältnis noch anders: 35 Prozent dafür, 36 Prozent dagegen und 29 Prozent unentschieden/ohne Angaben. So ist dies Ergebnis im Zusammenhang sicherlich damit zu sehen, dass annähernd die Hälfte aller Berufstätigen – exakt 45 Prozent – heute bereits davon ausgeht, durch Folgen der Wirtschaftskrise Einbußen bei der gesetzlichen Rente erlitten zu haben. Auch zeigt sich laut Studie gerade bei den jungen Berufstätigen ein deutlich nachlassendes Interesse an der Riester-Rente: Sagten vor einem Jahr noch 31 Prozent der 16- bis 29-jährigen Berufstätigen, im Alter über Leistungen aus einem privat abgeschlossenen Riester-Vertrag zu verfügen, fällt dieser Wert jetzt auf 28 Prozent. Die Ursache dafür geht ebenfalls aus der Studie hervor: Rund 4 Prozent der jungen Berufstätigen geben an, wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise private Riester-Verträge storniert oder reduziert zu haben. Meyer: „Wenn aktuell fast doppelt so viele der jungen Berufstätigen im Vergleich zum Vorjahr – exakt sind es 19 Prozent – sagen, ihre private Altersvorsorge künftig nicht mehr zu verstärken, muss dies alarmieren. Und hier stellt sich die Frage, ob die Ausgestaltung staatlicher Anreize zur Eigenvorsorge zu überarbeiten und attraktiver zu gestalten sind.“
Weniger Beratung – aber kein nachlassender Bedarf
Im Vergleich zum letzten Jahr ist auch die Häufigkeit deutlich gesunken, mit der sich Berufstätige in Deutschland bei einer Bank, Versicherung oder Steuer- sowie Vermögensberatern zur Altersvorsorge haben beraten lassen. 30 Prozent aller Berufstätigen hatten ein solches Gespräch sogar bis heute noch nie. Und fast zwei Drittel aller Deutschen (63 Prozent) geben heute generell an, „selten oder gar nicht“ über Altersvorsorge im Familien- und Freundeskreis zu sprechen. Und das, obwohl 42 Prozent der noch nicht in Rente oder Pension befindlichen Deutschen die eigene bisherige Altersvorsorge als „nicht ausreichend“ bezeichnet.
Meyer resümiert: „Die Menschen sehen offenkundig die Notwendigkeit zu verstärkter privater Altersvorsorge. Doch sie zeigen sich insbesondere durch die Finanz- und Wirtschaftskrise zunehmend konsterniert. Damit droht eine langfristige Krise bei der Altersvorsorge in Deutschland. Denn was heute versäumt wird, ist später so gut wie nicht mehr aufholbar.“
(Pressemitteilung der Postbank)

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