Deutsches Auslandsvermögen Ende 2008

Die finanzielle Verflechtung Deutschlands mit dem Ausland hat im Jahr 2008, nicht zuletzt als Folge der Finanzmarktkrise, leicht abgenommen. So gingen die deutschen Auslandsforderungen um knapp 1 % auf 4 952 Mrd Euro und die Auslandsverbindlichkeiten um 1½ % auf 4 285 Mrd Euro zurück. Daraus resultierte Ende 2008 ein Netto-Auslandsvermögen in Höhe von 668 Mrd Euro oder rund 27 % des BIP (2007: 634 Mrd Euro).
Der leichte Anstieg der Netto-Auslandsposition ist darauf zurückzuführen, dass die Verbindlichkeiten etwas stärker als die Forderungen zurückgegangen sind. Auf Seiten der Auslandsaktiva wurde ein mit dem Leistungsbilanzüberschuss in Höhe von 165 Mrd Euro einhergehender Anstieg der Forderungen von einem breiten marktpreisbedingten Rückgang der Vermögenswerte überlagert. Der rückläufige Wert der Verbindlichkeiten war weitgehend auf nachgebende Kurse am deutschen Aktienmarkt zurückzuführen.
Die grenzüberschreitende Vermögensposition der Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) hat sich im Jahr 2008 per saldo erhöht und zwar um 72 Mrd Euro auf 494 Mrd Euro. Ausschlaggebend war, dass die Verbindlichkeiten des deutschen Bankensystems gegenüber dem Ausland im Vorjahresvergleich um 67 Mrd Euro niedriger ausfielen, was im Wesentlichen auf rückläufige Kredite aus Finanzbeziehungen zurückzuführen war. Hingegen blieben die Forderungen fast unverändert. Innerhalb der Forderungsposition kam es jedoch zu Umschichtungen: Während Wertpapieranlagen zurückgeführt wurden, weiteten die Banken ihre Direktinvestitionen und ihre grenzüberschreitende Kreditvergabe, insbesondere im längerfristigen Bereich, aus. Dabei spielten auch Stützungsmaßnahmen für Auslandsniederlassungen eine Rolle.
Bei den heimischen Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen, zu denen auch Investmentfonds (ohne Geldmarktfonds) gehören, verringerten sich sowohl die Auslandsforderungen (um 93 Mrd Euro oder 4 % auf 2 233 Mrd Euro) als auch die Auslandsverbindlichkeiten (um 126 Mrd Euro oder 8 % auf 1 454 Mrd Euro). Dabei übertrafen jeweils marktpreisbedingte Korrekturen die transaktionsbedingten Veränderungen. So weiteten die hiesigen Unternehmen einerseits ihre Direktinvestitionen, ihre Kreditforderungen gegenüber ausländischen Unternehmen und ihre Einlagen bei ausländischen Banken aus. Andererseits verringerten sich ihre Wertpapieranlagen im Ausland. Dieser Rückgang war weitgehend auf Kursverluste an den internationalen Aktien- und Anleihemärkten und nur zu einem geringen Anteil auf Verkäufe zurückzuführen. Alles in allem waren die deutschen Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen auch zum Jahresende 2008 mit einem Netto-Auslandsvermögen von 779 Mrd Euro (gegenüber 746 Mrd Euro Ende 2007) wie in den Vorjahren größter deutscher Netto-Gläubiger gegenüber dem Ausland.
Die Auslandsverbindlichkeiten des Staates erhöhten sich 2008 um 107 Mrd Euro oder gut 14 % auf 847 Mrd Euro. Maßgeblich dazu beigetragen haben Käufe von Bundesanleihen durch ausländische Anleger (30 Mrd Euro) und Kursgewinne dieser Papiere in ausländischer Hand (70 Mrd Euro). Hierin spiegelt sich auch die mit diesen Anlagen verbundene Sicherheit wider, welche die Anleger gerade in Krisenzeiten zu schätzen wissen. Von geringerer Bedeutung sind traditionell die staatlichen Auslandsforderungen, bei denen es sich überwiegend um Bankeinlagen und Beteiligungen an internationalen Organisationen handelt. Diese verringerten sich 2008 um 1 Mrd Euro auf 41 Mrd Euro. Die Netto-Auslandsverbindlichkeiten der öffentlichen Stellen lagen damit Ende letzten Jahres bei 806 Mrd Euro.
Die Netto-Auslandsposition der Bundesbank ist im Jahr 2008 um 37 Mrd Euro auf 201 Mrd Euro gewachsen. Dabei sind die Währungsreserven um 7 % auf 99 Mrd Euro gestiegen. Dies war sowohl auf Bewertungsgewinne beim Gold und bei den Devisenreserven (zusammen 5 Mrd Euro) als auch auf transaktionsbedingte Veränderungen der Devisenposition (2 Mrd Euro) zurückzuführen. Zudem haben sich die sonstigen Auslandsaktiva um 45 Mrd Euro auf 132 Mrd Euro erhöht. Hier war die Zunahme von Forderungen im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2 entscheidend, welche aber für gewöhnlich einen transitorischen Charakter aufweisen. Auf der Passivseite kam es zu einem Anstieg der sonstigen Verbindlichkeiten um 14 Mrd Euro auf 30 Mrd Euro. Ausschlaggebend hierfür waren Transaktionen in Fremdwährung zur Überwindung von Liquiditätsschwierigkeiten deutscher Kreditinstitute auf dem heimischen Geldmarkt. (Pressemitteilung der Deutschen Bundesbank)

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