Geldsorgen galten bis dato als Privileg der unteren Einkommensklassen

Geldsorgen galten bis dato als „Privileg“ der unteren Einkommensklassen. Von der aktuellen Wirtschaftskrise bleiben aber auch die so genannten Topverdiener nicht verschont.
Es sind vor allem Selbständige oder leitende Angestellte, die jahrelang etwa 30.000 Euro netto aufwärts verdient haben und nie einen Cent umdrehen mussten. Plötzlich sehen sie sich nach Firmeninsolvenzen, Auftragsrückgängen oder Entlassungen mit finanziellen Problemen konfrontiert.
Die privatärztliche Verrechnungsstelle Berlin muss inzwischen jede fünfte Liquidation mindestens einmal anmahnen. Der Kreditkartenkonzern American Express registriert „seit Monaten eine deutliche Verschlechterung der Zahlungsmoral der Besserverdienenden“. Das spürt auch die Autoleasingbranche. Gerhard Fischer, Vorstand der Leasetrend AG: „Wir müssen immer mehr Verträge in der Oberen Mittelklasse und der Oberklasse kündigen und die Fahrzeuge verwerten.“
„Der Anteil höherer Einkommensgruppen bei Inkassoaufträgen ist in den letzten neun Monaten um rund 15 Prozent gestiegen“, so Siegward Tesch, Geschäftsführer der Teschinkasso Forderungsmanagement GmbH, Wiehl. „Viele haben es versäumt, in guten Zeiten Rücklagen zu bilden“, nennt Tesch eine der Hauptursachen der Liquiditätsklemme. Auch im Umgang mit der Misere verhielten sich die beruflichen Profis eher amateurhaft. Statt den „Stier bei den Hörnern“ zu packen, weigerten sie sich, die Realität anzuerkennen.
„Nicht zahlen zu können, ist für diese Gruppe eine völlig neue Erfahrung“, so Dr. Helmut Jungermann, Professor für Allgemeine Psychologie an der TU Berlin und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Schufa. Viele sind für ihre Bank beziehungsweise ihre Gläubiger nicht erreichbar; sie gehen nicht einmal mehr zum Arzt, dem sie Behandlungskosten schulden. Stephanie Steinmetz, Geschäftsführerin des Deutschen Gerichtsvollzieherbundes: „Die Leute reagieren zum Teil äußerst aggressiv, wenn sie auf ihre Situation angesprochen werden. Denn sie sind es nicht gewohnt, kleine Brötchen zu backen.“
Die Experten raten den Beteiligten, über ihren Schatten zu springen und Kompromisse auszuhandeln. Ein guter Weg seien zum Beispiel Ratenzahlungen. Der Schuldner dürfe sich allerdings nicht zurückziehen. Dies funktioniere wiederum nur dann, wenn der Gläubiger ihn nicht an den Pranger stellte. Ein dialogorientiertes Inkasso gehört bei vielen Unternehmen inzwischen zur Marketingstrategie. Profi Tesch: „Wenn Kunden sich in einer schwierigen Lage gut behandelt fühlten, belohnen sie dies in der Regel mit langjähriger Treue.“
Pressemitteilung der Teschinkasso Forderungsmanagement GmbH

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
* Pflichtfelder

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.