Versicherungen sollten Vorkehrungen für stetig älter werdende Versicherte treffen

Nach einer neuen Studie der Cass Business School könnten britische Männer, entgegen bisheriger Prognosen, bis zu 12 Jahre länger leben. Auf Grund der gestiegenen Lebenserwartung und der Nachkriegsbabyboom-Generation, die jetzt das Rentenalter erreicht, sollten Altersvorsorgefonds und Rentenversicherungen Vorkehrungen zur finanziellen Absicherung gegen ihre stetig älter werdenden Kunden treffen.
Die Studie von Professor David Blake, Direktor des Pensions Institutes an der Cass Business School, Professor Andrew Cairns von der Heriot-Watt University und Professor Kevin Dowd von der Nottingham University Business School basiert auf einer Analyse der Sterblichkeitsdaten von 65jährigen Männern. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen nicht nur länger leben, sondern auch dass die Lebenserwartung schneller zunimmt als bisher angenommen.
?Menschen leben länger, das ist eine Tatsache. Das vorliegende Modell zeigt jedoch eindeutig, dass die Lebenserwartung entgegen bisheriger Prognosen viel schneller zunimmt und es zudem eine beträchtliche Ungewissheit in Bezug auf unsere zukünftige Lebenserwartung gibt. Dies wird zu einer enormen Herausforderung für die langfristige Gesundheitsvorsorge und verschärft die ohnehin prekäre Lage, in der sich sowohl die Regierung als auch die britische Industrie der Altersvorsorgefonds befinden?, argumentiert Professor Blake. Aus diesem Grund fordert das Pensions Institute der Cass Business School die Regierungen der Länder, deren Altersvorsorgefonds und Rentenversicherungsmärkte eine gewisse ?Reife? erreicht haben, dazu auf, Longevity Bonds*1 für Langlebigkeit zu emittieren, um der Privatwirtschaft bei der Risikoabsicherung zu helfen.
?Gro?britannien blickt auf eine 150-jährige Geschichte der Altersvorsorge zurück und muss sich daher als erstes Land in Europa der Problematik des Langlebigkeitsrisikos bei den Altersvorsorgefonds in der Privatwirtschaft stellen. Bisher sicherte sich Gro?britannien gegen das Langlebigkeitsrisiko durch Langlebigkeit-Swaps*1 ab, aber der Markt der Langlebigkeit wird erst dann in Gang kommen, wenn es einen zuverlässigen Marktpreis für das Langlebigkeitsrisiko gibt?, erklärt Prof. Blake. Damit dies geschieht, müssen Regierungen in ganz Europa Longevity Bonds emittieren, um den Marktpreis für das Risiko zu ermitteln. ?Sobald weitere Altersvorsorgesysteme in Europa die ?Reife? erlangen, werden sie mit derselben Problematik konfrontiert werden, der Gro?britannien sich bereits seit Jahrzenten stellen muss?, führt Blake fort. ?Die nördlichen Länder Westeuropas ? Dänemark, Holland, Irland, Norwegen, Schweden und die Schweiz ? werden als nächstes mit den Auswirkungen des Langlebigkeitsrisikos konfrontiert werden. Sie können dann aus den Erfahrungen Gro?britanniens lernen, um ähnliche Krisensituationen zu vermeiden.? Deutschland gehört wegen des Umlageverfahrens in der deutschen Buchführung in Bezug auf die Haftungen für die fondungebundene Altersversorgung in Unternehmer-Bilanzen ebenfalls zu den Risikoländern. Zum Schutz dieser Haftungen schlie?en deutsche Unternehmen zwar Versicherungen ab, aber es wird zu einer Steigerung der Versicherungskosten kommen, um auch weiterhin die Abdeckung des erhöhten Langlebigkeitsrisikos gewährleisten zu können. Der Rest Europas, beispielsweise Frankreich und Italien, haben keine fondgebundene*2 betriebliche Altersversorgung mit ?defined benefit?*3 und auch erst kürzlich damit angefangen, Altersversorgung mit ?defined contribution?*4 einzuführen. Aber auch diese Länder werden unausweichlich auf dieselbe Problematik der alternden Bevölkerung sto?en und Mittel und Wege finden müssen, um sich gegen das Langlebigkeitsrisiko abzusichern.
*1 Anleihen, mit denen sich Verkäufer von Annuitätenprodukten gegen die potenzielle Unterschätzung von Sterblichkeitsrisiken absichern können
*2 Einzahlungen der Arbeitgeber und Vorsorgenehmer in einen Investmentfonds, dessen Kapitalrendite den späteren Rentensatz bestimmt
*3 ?defined benefit?: Rentenzahlung in Gro?britannien mit Festbeträgen ab Pensionsantritt, die im Allgemeinen vom vorherigen Gehalt und der Einzahlungsdauer des Vorsorgenehmers abhängen
*4 ?defined contribution?: Rentenzahlung in Gro?britannien, die vom eingezahlten Kapital und der Kapitalrendite abhängig ist
(Pressemitteilung der Cass Business School)

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