LBS-Studie: Ab 55 Jahre steigen die Wohn-Ansprüche

Sie stellen mit einem Drittel schon heute die größte Gruppe im Wohnungsmarkt. Und sie sind sehr anspruchsvoll: Bürger über 55 Jahre. Die LBS West hat ihre Bedürfnisse genauer erforschen lassen. LBS-Sprecher Dr. Christian Schröder: „Freundliche Nachbarn, ein ruhiges, sicheres Umfeld und Mobilität – das sind die wichtigsten Wohn-Wünsche der Bürger in NRW über 55 Jahren.“

Verglichen mit anderen Haushaltsformen sind Menschen im dritten Lebensabschnitt in zahlreichen Kategorien ganz oben zu finden. Sie legen höchsten Wert auf eine gute Nachbarschaft (73 %), auf eine sichere Umgebung (71 %) und eine ruhige Wohnlage (58 %). Auch der Wunsch nach nahegelegenen Grünflächen ist mit 43 Prozent am größten.

Schröder: „Der Schluss liegt nahe, dass mit zunehmendem Alter das Zuhause wieder zum intensiveren Lebensmittelpunkt wird. Also möchte man es auch schön haben.“

Auf das Image des Wohnviertels achtet diese Gruppe mit 35 Prozent folgerichtig ebenfalls am meisten. Und die Treue zur Wohnung ist groß: Mit lediglich elf Prozent ist die Umzugsbereitschaft in dieser Zielgruppe am geringsten ausgeprägt.

Wer die Wohnsituation ändern will, bleibt dennoch mehrheitlich im gewohnten Umfeld. Nur eine verschwindend geringe Minderheit erwägt eine andere Stadt oder gleich ganz das Ausland.

Junge Familien haben ähnliche Wünsche

Am ähnlichsten sind sich in den Umfeld-Ansprüchen die Senioren und die Familien mit Kindern. Das ergibt interessante Ansätze für Projekte zum Generationen-Wohnen: Auch Eltern suchen hohe Sicherheit, weniger für sich selbst als für den Nachwuchs. Und junge Familien wollen ebenfalls ein ruhiges Wohnumfeld, damit die Sprösslinge behütet aufwachsen können.

Zurück zur Zielgruppe 55 plus. Privatsphäre der Wohnung ist das eine. Trotzdem liegt das Klischee der Werbewirtschaft von den aktiven Senioren nicht ganz daneben.

Denn auch für Freizeitgestaltung, Kneipenszene sowie Sportangebote besteht in dieser Zielgruppe fast durchgängig das größte Interesse unter allen Haushaltsformen – wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau. Erreichbare Kulturangebote sind nur für zwöl Prozent aller Befragten ein Thema, ab 55 Jahren wächst der Wert auf immerhin 21 Prozent.

Erwartungsgemäß sind die Senioren auch bei der sonstigen Infrastruktur höchst anspruchsvoll. Gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr (58 %) wie auch für den eigenen PKW (44 %), nahegelegene Einkaufsmöglichkeiten (53 %) sowie medizinische Versorgung (50 %) erreichen durchgängig Spitzenplätze unter allen Haushalten.

Hier ist eine Abweichung gegenüber den jungen Familien, die ohnehin ein Auto brauchen und deshalb nur auf Kindergärten und Schulen am Ort achten.

„Bevorzugte Wohngegend ist als guter Kompromiss aus all diesen Forderungen deshalb die ruhige Stadtteillage (46 %), gefolgt vom Wohnen im Grünen (23 %)“, zieht Schröder das Fazit. Innenstadt und Stadtteilzentren sind – überraschend – mit jeweils acht Prozent weit abgeschlagen.

Spezifische Angebote nur bei akutem Bedarf

Alt will keiner sein. Das Interesse an speziellen Dienstleistungen hält sich deshalb in starken Grenzen. Für Pflegedienstleistungen interessieren sich lediglich 18 Prozent, 15 Prozent wollen Einkaufs- und Haushaltshilfe, gefolgt von Essen auf Rädern und 24-Stunden-Notruf mit 14 und elf Prozent. Diese Werte nähern sich erst jenseits der 75 Jahre der 25 Prozent-Marke.

In der repräsentativen Studie wurden 3.000 Mieter- und Eigentümer-Haushalte in NRW nach ihren Ansprüchen an das Wohnumfeld befragt.

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