Umfrage: Selbstzahlerleistungen in der GKV sind sinnvolle Ergänzung

Medizinische Leistungen, die die gesetzlich Versicherten selbst zahlen müssen, werden von der Mehrheit der Bevölkerung offenbar nicht als Weg in die Zwei-Klassen-Medizin empfunden.

Nur rund sieben Prozent der Befragten begründen ihre ablehnende Haltung zu solchen medizinischen Leistungen mit sozialen Argumenten.

Dagegen begrüßt sie die große Mehrheit der Bevölkerung. Dies geht aus einer repräsentativen Befragung zur Akzeptanz von Selbstzahlerleistungen hervor, die der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) heute (26.) in Berlin vorgestellt hat.

Ein Jahr vor der Bundestagswahl hält der Vorsitzende des VDGH, Dr. Jürgen Schulze, die Ergebnisse dieser von TNS Healthcare durchgeführten Befragung für ein wichtiges Signal an die Politik: "Die Bürger haben offensichtlich eine realistische Einschätzung zur Leistungsfähigkeit unseres GKV-Systems."

Dies schaffe Freiräume, um das Gesundheitswesen grundlegend zu reformieren. "Die Debatte über Leistungen, die solidarisch abgesichert werden, und diejenigen Leistungen, die jeder einzelne selbst trägt, kann nun unbefangener geführt werden", betonte Schulze.

TNS-Geschäftsführerin Dr. Maike Bestehorn wies darauf hin, dass 83 Prozent der Bevölkerung den GKV-Leistungskatalog als lückenhaft empfinden. 53 Prozent sehen in Selbstzahlerleistungen offensichtlich eine sinnvolle Ergänzung der GKV-Leistungen:

"Es gibt medizinische Leistungen, die nach Wahrnehmung der großen Mehrheit der Bevölkerung sinnvoll sind, aber nicht erstattet werden." Nur 15 Prozent der Befragten erwarten allerdings von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), dass sie alle medizinischen Leistungen bezahlt.

Selbstzahlerleistungen würden als Bestandteil der Versorgungsrealität in Deutschland empfunden und nicht als wesensfremd wahrgenommen, so Bestehorn.

Der VDGH-Vorsitzende wies darauf hin, dass zahlreiche Kassenleistungen, die auch die Krankenkassen mittlerweile als medizinisch sinnvoll ansehen, für die gesetzlich Versicherten zunächst nur als Selbstzahlerleistungen erhältlich waren.

Gerade bei Laborleistungen habe es erhebliche Verzögerungen bei der Aufnahme in den Leistungskatalog gegeben, etwa bei einer Untersuchung zum Nachweis von (NT-pro)BNP bei Herzschwäche oder den Rheumamarker Anti-CCP.

Statt solche Leistungen als unnötig zu verunglimpfen, sollte die Bevölkerung besser sachlich aufgeklärt werden, welche Leistungen es gibt, ob und wann sie im Einzelfall sinnvoll sind und wie sie abgerechnet werden.

"Durch eine Aufklärungskampagne beispielsweise der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung könnten die Bürger ermutigt werden, die vorhandenen Möglichkeiten insbesondere in der Krankheitsfrüherkennung zu nutzen", so Schulze.

Durch die Selbstzahlung ließe sich die GKV direkt entlasten. Noch größer wäre der indirekte Entlastungseffekt: Schnellere und bessere Diagnostik vermeide hohe Behandlungskosten.

In diesem Zusammenhang plädierte Schulze erneut für ein Präventionsgesetz als wichtigem Bestandteil der künftigen Gesundheitsgesetzgebung.

Labordiagnostische Untersuchungen gehören zu den am häufigsten in Anspruch genommenen Selbstzahlerleistungen.

Nach Schätzungen des Verbands der Diagnostica-Industrie geben die Bürger zwischen 150 bis 180 Millionen Euro für solche Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen aus, rund 60 Millionen Euro davon entfallen auf die Produkte der Diagnostica-Industrie.

Das entspricht knapp drei Prozent ihres Umsatzes in Deutschland.

Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von ca. 90 Unternehmen.

Sie stellen zur Diagnose menschlicher Krankheiten entwickelte Untersuchungssysteme und Reagenzien sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften her.

Die Branchen erwirtschaften in Deutschland einen Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro.

Pressemitteilung der VDGH

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