Aktienkauf: Gefühl für Geld?

Im Rahmen einer Online-Umfrage des Commerzbank Private Banking waren Aktienanleger aufgefordert, ihr Verhalten in wichtigen Situationen einzuschätzen – von der Kaufentscheidung bis zum Abstoßen einer Position.

Das Ergebnis: Anleger bleiben aufgrund unbewusster Verhaltensweisen häufig hinter ihren Renditemöglichkeiten zurück.

Warum Verluste laufen gelassen und Gewinne vorschnell realisiert werden, das untersucht die Behavioral Finance.

Indem diese wirtschaftswissenschaftliche Disziplin die neoklassische Theorie des vollkommenen Marktes durch verhaltenspsychologische Erkenntnisse ergänzt, bietet sie Anlegern wertvolle Hilfestellungen, emotionale Fallstricke zu erkennen und bessere Renditen zu erzielen.

Die Entwicklung der Aktienmärkte ist grundsätzlich mit großen Unsicherheiten verbunden – ein Umstand, dem private wie institutionelle Anleger durch möglichst viele Informationen Herr zu werden versuchen. Eine trügerische Sicherheit:

Die Behavioral Finance geht davon aus, dass der überwiegende Teil des Marktgeschehens nicht auf Fundamentaldaten oder geldpolitische Maßnahmen zurückzuführen ist.

Dennoch gibt knapp die Hälfte der Befragten an, dass ihre Entscheidung zum Kauf einer Aktie überwiegend auf Information basiert.

Lediglich 13% halten ihr Bauchgefühl für entscheidend und 41% glauben, dass Informationen und Bauchgefühl gleichermaßen die Kaufentscheidung bestimmen.

„Wer glaubt, den Markt ‚im Griff‘ zu haben, wenn er nur über ausreichend Informationen verfügt, überschätzt sich“, warnt Dr. Thorsten Reitmeyer, Konzernleiter Private Banking der Commerzbank.

Zum einen erhöht die Überbewertung der eigenen Möglichkeiten die Bereitschaft Risiken einzugehen, etwa einen größeren Betrag einzusetzen als ursprünglich geplant.

Andererseits tendieren Menschen dazu, Signale und Daten stärker wahrzunehmen, die das geplante Engagement bestätigen.

Entscheidend ist daher die Auswahl der Informationen: Der Anleger sollte gezielt auch die Daten suchen, die gegen einen Kauf sprechen.

Gefährliche Zeugen

Gerne tauschen sich private Anleger mit Freunden oder Kollegen über geplante Transaktionen aus – auch 28% der Teilnehmer an der Online-Umfrage tun dies häufiger, 9% Prozent sogar immer.

Dabei erhöhen Zeugen die emotionale Bindung an das Investment enorm. Ist das Geschäft dann nicht erfolgreich, droht ein „Gesichtsverlust“ und es fällt schwer, die Position rechtzeitig wieder abzustoßen.

Offenbar haben 51% der Befragten diese Gefahr erkannt, sie ziehen Bekannte oder Familienmitglieder nur selten zu Rate; 12% sprechen nie über die Details ihrer Geldanlage.

Zu diesem Verhalten rät auch Reitmeyer: „Sinnvoller ist es, die Entscheidung einem neutralen Gegenüber zu spiegeln, zum Beispiel einem Private-Banking-Berater.

Unbefangen von persönlichen Beziehungen oder eigenen Investments kann er die Rolle des ‚Advocatus Diaboli‘ einnehmen.“

Umgang mit Gewinn und Verlust

Natürlich schmerzen Verluste, doch am Aktienmarkt kosten Gefühle Geld: Einen Irrtum einzugestehen fällt schwer und in der Folge werden Verluste oft zu spät realisiert – schließlich könnte der Kurs wieder steigen.

Diese Hoffnung verleitet wohl auch 38% der Befragten: Sie kaufen häufig Aktien zu, wenn der Kurs unter den Einstiegspreis gefallen ist. 38% tun dies selten, 21% nie.

Verlustbringende Positionen aufzustocken verbessert zwar den Einstiegspreis – damit „fühlt“ sich der Verlust nicht mehr so schlimm an – erhöht letztlich aber nur das Gesamtrisiko.

„Schlechtem Geld wirft man kein gutes hinterher“, stellt Reitmeyer fest. „Hier hilft dem Anleger die simple Frage, ob er denselben Kauf nochmals tätigen würde, wenn er noch nicht investiert hätte.“

Sowohl beim Umgang mit Verlusten als auch mit Gewinnen lautet die wichtigste Regel: Selbstdisziplin. So legen 15% der Umfrage-Teilnehmer immer sowie 29% häufiger bereits beim Kauf einer Aktie fest, welcher Verlust für sie tragbar ist und bei welchem Kurs sie den Gewinn realisieren wollen.

Solche Grenzen setzen sich 56% der Befragten jedoch eher selten oder nie. Als Faustregel empfehlen Behavioral-Finance-Experten ein Verhältnis von 3:1 – jedem riskierten Euro sollte eine Gewinnperspektive von mindestens drei Euro gegenüberstehen.

Aber die Umfrage zeigt auch, dass Disziplin selbst dann schwer fällt, wenn solche Vorkehrungen getroffen sind: Etwa ein Viertel verkauft die Position selten zu den gesetzten Kursgrenzen.

Um eine vernünftige Entscheidungsbasis für Extremsituationen zu schaffen, sollten Kursziel und Verlustgrenze daher schriftlich fixiert werden.

Optimiertes Portfolio

Grundsätzlich gilt es, die gefühlte Bindung an einzelne Positionen möglichst gering zu halten. Dabei spielt ein ausreichend umfängliches und ausgewogenes Portfolio eine wesentliche Rolle.

„Streuung verringert das Gesamtrisiko ebenso wie das Commitment – und damit die Anfälligkeit für emotionale Fallstricke“, bekräftigt Reitmeyer.

Nach den Erkenntnissen der Behavioral Finance gilt ein Depot ab rund 30 verschiedenen Einzel- oder Branchenwerten als ausgeglichen.

Von den befragten Anlegern hält allerdings nur ein Zehntel mehr als 30 Einzelwerte, aber die Mehrheit von 59% weniger als 10 verschiedene Positionen.

Angesichts des Aufwands für die aktive Verwaltung eines so umfassenden Portfolios ist dieses Ergebnis verständlich.

An dieser Stelle ist auch für wertpapieraffine Anleger eine professionelle Vermögensverwaltung sinnvoll. Sie profitieren hier von einem breiten, internationalen Anlagespektrum und fundierten Analysedaten aus den Research-Abteilungen der Bank.

An der Umfrage vom 13. Mai bis 3. Juni beteiligten sich 136 Besucher der Internetseiten des Commerzbank Private Banking. Grafiken zur Befragung stehen unter www.privatebanking.commerzbank.de zum Download zur Verfügung.

Pressemitteilung der Commerzbank

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