Postbank-Studie: Konjunktur-Aufschwung ohne Effekt auf Altersvorsorge-Situation der Deutschen

Mehrheit plädiert jetzt für gesetzliche Pflicht zu privater Vorsorge / Hoffnung auf Investiv-Lohn / Rente mit 67 und deren Auswirkungen zu wenig bekannt. Die konjunkturelle Erholung im Jahr 2007 ist ohne Effekt auf die Sorge der Deutschen um ihre finanzielle Situation im Alter geblieben:

Jeder Sechste, exakt sind es 16,3 Prozent aller Deutschen, befürchtet heute, den Lebensunterhalt im Alter nicht mehr aus eigenen Mitteln bestreiten zu können.

„Die Sorge vor Altersarmut ist damit keineswegs schwächer geworden und in Ostdeutschland sogar noch gewachsen“, kommentiert der Vorstandschef der Postbank, Dr. Wolfgang Klein, das heute in Berlin vorgelegte Ergebnis einer bundesweit repräsentativen Studie der Postbank in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach.

„Wenn die Bürger die konjunkturelle Erholung und die verbesserte Beschäftigungslage in Deutschland schnellstmöglich zu verstärkten Investitionen im Bereich der privaten Altersvorsorge nutzen könnten, wäre dieser Sorge noch wirksam zu begegnen“, so Klein.

Tatsächlich scheint diese Einsicht in der Bevölkerung vorhanden. So kann die Postbank-Studie, die bereits zum fünften Mal durchgeführt wurde, valide Trendverläufe aufzeigen:

Demnach verharren zwar die monatlichen Ausgaben der Berufstätigen in Deutschland, die privat vorsorgen, seit 2005 bei rund 200 Euro im Monat. Gefragt jedoch, was man denn als erforderlich für ein finanzielles Auskommen im Alter hält, werden heute bereits knapp 270 Euro angegeben.

Tatsache ist indes: Aktuell können erst sechs von zehn Berufstätigen im Alter mit Leistungen aus einer privaten Vorsorge rechnen.

So hält eine relative Mehrheit von 43 Prozent aller Deutschen es jetzt für richtig, die private Altersvorsorge zur gesetzlichen Pflicht in Deutschland zu machen; nur 31 Prozent sind dagegen, 26 Prozent unentschieden oder ohne Angaben.

In diesem Zusammenhang ist ein weiteres Ergebnis der Postbank-Studie „Altersvorsorge in Deutschland 2007/2008“ von hoher Aktualität:

Die Berufstätigen sprechen sich mit einer deutlichen Mehrheit von 59 Prozent dafür aus, dass die von der Regierungskoalition überlegte Einführung einer allgemeinen Beteiligung der Arbeitnehmer an den Unternehmensgewinnen „voll und ganz in die private Altersvorsorge angelegt werden muss und nicht direkt an die Arbeitnehmer ausgezahlt wird.“

Nur 24 Prozent votieren gegen diesen Vorschlag, 17 Prozent sind unentschieden beziehungsweise ohne Angaben. „Der so genannte Investiv-Lohn kann daher eine ideale Chance sein, eine gute Konjunktur zur langfristigen und nachhaltigen Verbesserung der Altersvorsorge-Situation in Deutschland zu nutzen“, resümiert Klein.

Mangelndes Wissen zur Rente mit 67 Jahren. Wie bereits in den vorangegangenen Jahren, hat auch die diesjährige Postbank-Studie das Wissen der Deutschen zu gesetzlichen Regelungen im Bereich der Altersvorsorge ermittelt.

Mit überraschenden Ergebnissen: Demnach wissen von der viel diskutierten „Rente mit 67“, also dem erweiterten Regelrenteneintrittsalter, 37 Prozent der jungen Berufstätigen zwischen 16 und 29 Jahren bis heute überhaupt noch nichts.

Zudem ist bei fast sechs von zehn Berufstätigen nicht bekannt, dass es die volle Riester-Förderung für ein Jahr auch dann gibt, wenn noch bis Jahresende der erforderliche Eigenspar-Anteil in einer Summe eingezahlt wird.

Und 45 Prozent wissen nicht, dass diese Regelung auch zur Erlangung der Wohnungsbauprämie aus Bausparverträgen gilt. Wie wichtig vermehrte Informationen der Bevölkerung sind, macht ein weiterer Befund der Studie deutlich.

So haben Berufstätige mit einer privaten Altervorsorge erst mit durchschnittlich 28 Jahren damit begonnen. Auf die Frage, wann dies idealerweise der Fall sein sollte, geben sie selbst dagegen 23 Jahre im Schnitt an.

Deutsche wünschen vermehrt private Vorsorgemodelle mit staatlichen Zuschüssen. Gefragt, wie man zukünftig die Altersvorsorge verstärken will, steht unter den Berufstätigen in Deutschland eine private Rentenversicherung mit 10,4 Prozent an erster Stelle.

Es folgen mit 9,9 Prozent der Kauf eines Eigenheims und dann bereits eine private Riester-Rente mit 8,5 Prozent (Mehrfachnennungen möglich). Auf die Frage, was als „ideale Form der Alterssicherung“ angesehen wird, hat sich die Nennung einer privat abgeschlossenen Riester-Rente mit inzwischen 36 Prozent seit 2003 bereits mehr als verdoppelt.

Fakt ist auch: Nach Abschaffung der Eigenheimzulage Ende 2005 ist die Nennung des Eigenheims als „ideale Vorsorgeform“ von damals 63 Prozent auf heute 58 Prozent zurückgegangen.

„Das immer noch nicht eingelöste Versprechen der Bundesregierung, einen Ersatz für die abgeschaffte Eigenheimförderung anzubieten, ist vor diesem Hintergrund mehr als bedenklich“, kommentiert Klein, „denn kaum anderswo als beim Eigenheimerwerb ist die Bereitschaft der Deutschen größer, auf Konsum zugunsten der Vorsorge zu verzichten.“

Vermehrte Anstrengungen nötig. Auch wenn die Deutschen zunehmend erkennen, dass sie mehr für ihre Altersvorsorge tun müssen: Gespräche hierüber im Familien- und Freundeskreis zu führen, ist nicht populär.

So gibt eine Mehrheit von 54 Prozent aller Berufstätigen an, dies „selten“ oder „nie“ zu tun. Mehr noch: Von denen, die ihre Vorsorgesituation selbst als „nicht ausreichend“ bezeichnen, sind es sogar 59 Prozent.

„Und dass dieser Wert bei den jungen Berufstätigen zwischen 16 und 29 Jahren schließlich 71 Prozent erreicht, muss besonders nachdenklich machen“, führt Klein aus. Sein Resümee: „Vieles muss sich in Deutschland jetzt schnell ändern. Sonst kann vieles nicht so bleiben, wie es aktuell noch ist.“

Pressemitteilung der Postbank

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