Stromausfälle: „Tendenz steigend“

Der Superbowl Blackout, New York ohne Strom nach Hurrikan Sandy, Blizzard verursacht Stromausfall im Nordosten der USA. Die anfällige Elektrizitätsinfrastruktur in den Vereinigten Staaten sorgte in letzter Zeit wiederholt für Schlagzeilen. Risk Consultant Larry Hunter spricht über die Herausforderungen und Risiken von Stromausfällen und erklärt, wie am besten damit umzugehen ist.

 

Allianz Global Corporate & Specialty
München, 20.03.2013

Larry Hunter arbeitet seit neun Jahren bei Allianz Risk Consulting und ist Experte für Stromerzeugung. Er verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Branche und hat vor seinem Eintritt in die Allianz bereits für die Marine, Lockheed Martin, FM Global und das US-Energieministerium an Kraftwerken gearbeitet. Als Account Engineer arbeitet er in Houston, verbringt aber einige Monate pro Jahr in Asien, wo er andere Allianz Ingenieure schult. Allianz Risk Consulting ist eine Tochter des Industrieversicherers Allianz Global Corporate & Specialty.

Kommt es in den Vereinigten Staaten tatsächlich immer öfter zu Stromausfällen? Und wenn ja, warum?

Larry Hunter: Auf der ganzen Welt kommt es immer öfter zu Stromausfällen. Länder wie China investieren in mehr Elektrizitätsnetze, weil sie genau wissen, dass es ihnen enorm schadet, wenn die Stromversorgung unterbrochen ist. In den Vereinigten Staaten wurde der Großteil des Stromnetzes und der Kraftwerke in den 50er Jahren gebaut und die Infrastruktur ist, gelinde gesagt, überaltet. Strom wird immer noch vorrangig in alten Kohlekraftwerken erzeugt. Die Transformatoren sind im Schnitt 60 Jahre alt, wurden aber größtenteils nur für eine Laufzeit von 20 Jahren konzipiert.

 

Und tut man etwas dagegen?

Seit dem großen Blackout von 2003 im Nordosten der USA, einem Gebiet mit hoher Bevölkerungsdichte, wird dem Problem deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt und man hat einige Initiativen zur Entwicklung von intelligenteren Stromnetzen ins Leben gerufen. Insgesamt gesehen kämpfen wir jedoch immer noch mit unserer veralteten Infrastruktur.

 

Sie arbeiten hauptsächlich mit großen Unternehmenskunden. Wie gehen diese mit dem Thema um?

Nehmen wir zum Beispiel ein Glas- oder Metallwerk. Kommt es während der Erhitzung der Rohstoffe wie beispielsweise flüssigem Glas zu Stromausfällen, kann das zu erheblichen Schäden führen. Als Ingenieure helfen wir unseren Kunden zu entscheiden, welche Produktionsbereiche unter die sogenannte „kritische Belastung“ fallen. Dabei handelt es sich keineswegs immer nur um Warmbearbeitung. In einer Halbleiterfabrik, wo Sauberkeit oberstes Gebot ist, könnten beispielsweise Reinigungsanlagen zur „kritischen Belastung“ gehören und müssen alternativ gesichert werden, etwa durch ein Notstromaggregat oder das firmeneigene Kraftwerk.

 

Welche andere Maßnahmen gibt es abgesehen von Notstrom?

Es ist sehr wichtig, Redundanzen in die Stromversorgung einzubauen, also mindestens zwei Einspeisepunkte zu verwenden. Während des Stromausfalls beim Superbowl lag deshalb auch nur das halbe Stadion in New Orleans im Dunkeln, denn obwohl es schon relativ alt ist, wurde das Stadion aus zwei Stromquellen versorgt. Kameras gehörten definitiv zur „kritischen Belastung“, wie auch die Notbeleuchtung von beispielsweise Ausgängen, die normalerweise über lokale Batterien sichergestellt wird.

 

Berücksichtigen Planer diese Risiken immer?

Das ist unterschiedlich, und genau das ist das Problem, weil wir letzten Endes alle vom Strom abhängen. Erinnern Sie sich nur einmal an die Situation in New York nach Hurrikan Sandy. Nur wenige Lifte waren als „kritische Belastung“ klassifiziert, und ca. 95 Prozent der Pumpen für die Wasserversorgung wurden mit Strom betrieben. Den Menschen ist oft nicht bewusst, dass selbst die Abwasserentsorgung von elektrischen Pumpen abhängt. Auch in Tankstellen sind elektrische Pumpen im Einsatz und das heißt, dass sie nicht mehr funktionsfähig sind, wenn die Notversorgung nicht gewährleistet ist.

 

Es scheint, dass wir immer mehr starke Stürme erleben. Hängt das mit Blackouts zusammen?

Unser Infrastrukturproblem verkompliziert die Situation noch, aber an sich stimmt es schon, dass die Vereinigten Staaten sehr anfällig für Elementarereignisse sind. Deshalb besprechen wir mit unseren Kunden auch ganz genau, wie sie ihre Anlagen schützen können, ehe es überhaupt zu einem Stromausfall kommt. Wenn ein Sturm auf Überlandleitungen trifft, kann das zu Stromausfällen oder Überspannungsschäden führen. Um Großschäden zu vermeiden, müssen die Maschinen unserer Kunden geschützt werden.

In den USA wurde ein großer Teil der elektrischen Infrastruktur in den 1950er Jahren errichtet.

Und was passiert nach einem Sturm?

Nach einem Sturm steht die Kommunikation an erster Stelle. Ein Stromausfall kann ja mehrere Tage andauern, und dann geben auch die Handy-Akkus und Mobil-Sendemasten ihren Geist auf. Wir fragen unsere Kunden oft: „Wie haben Sie früher kommuniziert?“. Und dann raten wir ihnen, alternative Methoden wie funkgestützte Kommunikation noch in Reserve zu halten oder sicherzustellen, dass sie Internetzugang haben.

 

Das heißt, ein Stromausfall kann eine ohnehin schon schwierige Situation noch verschlimmern?

Ganz genau. Beispielsweise sind Brände weitaus gefährlicher, wenn sie mit Stromausfällen einhergehen. An den Hydranten ist nämlich kein Druck mehr, wenn die städtischen elektrischen Wasserpumpen aufgrund des Blackouts nicht mehr funktionieren. Und wenn sie den Hydranten anzapfen, haben Feuerwehrmänner dann nicht den ausreichenden Wasserdruck für die Brandbekämpfung zur Verfügung. Vor Jahren gab es dagegen noch weit mehr Wassersysteme, die nach dem Gravitationsprinzip arbeiteten und Hydranten selbst bei Stromausfällen versorgten. Für jemanden, der sich wegen der Risiken sorgt, kann so etwas eine gute Lösung sein.

 

Und wie können Stromverbraucher ihre Risiken mindern?

Privathaushalte können eine Reihe kleinerer Vorkehrungen treffen, beispielsweise vor einem Sturm die Badewanne füllen, damit sie Wasser zur Verfügung haben, oder testen, ob Taschenlampen funktionsfähig sind, und andere Notvorräte anlegen. Wenn jemand zu Hause unbedingt Strom benötigt, sollte er sich einen kleinen gasgetriebenen Notfallgenerator anschaffen, weil die Gasversorgung normalerweise von der Stromversorgung unhabhängig ist und bei Stromausfällen weiterhin aufrechterhalten werden kann.

 

Und was können Geschäftskunden tun?

Was Unternehmen betrifft, arbeiten wir mit unseren Kunden an ihren Geschäftsfortführungsplänen. In diesen Plänen werden Engpässe identifiziert und Notfallkonzepte erstellt, beispielsweise festgelegt, wohin die Produktion bei einem Stromausfall verlagert werden kann.

 

Wenn Sie sich etwas zur Verbesserung der Elektrizitätsinfrastruktur wünschen könnten, was wäre das?

Es wäre großartig, wenn sich die Regierung der Vereinigten Staaten stärker für Infrastrukturthemen einsetzen würde. Vor einigen Jahrzehnten gehörten wir noch zu den fünf Ländern mit der besten Infrastruktur, doch mittlerweile sind wir nur noch unter den besten zwanzig. Angesichts dessen sollten wir wirklich alle verfügbaren Ressourcen mobilisieren, um dieses Problem zu lösen.

  Vorbehalt bei Zukunftsaussagen

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Disclaimer   Kontakt für Presse

Heidi Polke
Allianz Global Corporate & Specialty
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Jacqueline Maher
Allianz Global Corporate & Specialty
Tel. +1.646.472-1479
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Pressemitteilung Allianz ( Allianz Global Corporate & Specialty
München, 20.03.2013 )

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