Postbank – Kein Aufschwung der deutschen Wirtschaft ohne US-Konsum

Die Signale stehen auf grün: Mit einem Wachstum von real 0,3 Prozent wurde im zweiten Quartal die größte Rezession der deutschen Nachkriegsgeschichte zunächst einmal beendet. Vorangegangen waren eine Reihe guter Konjunkturdaten, die die Hoffnung auf ein baldiges Ende der rasanten Talfahrt verstärkt hatten: Schon seit Jahresbeginn sind wichtige Stimmungsindizes der deutschen Wirtschaft gestiegen. Die Industrieaufträge lagen im Mai und Juni um jeweils gut vier Prozent über dem Vormonat. Sogar der deutsche Arbeitsmarkt scheint der Rezession zu trotzen.
Kann die deutsche Wirtschaft sich also am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen? „Leider nein“, sagt Dr. Marco Bargel, der Chefvolkswirt der Deutschen Postbank AG. „Deutschland hängt wegen seiner Exportlastigkeit in besonderem Maße am Tropf der Weltwirtschaft. Unsere Binnennachfrage ist zu schwach, um einen dauerhaften und kräftigen Aufschwung zu generieren. Die öffentlichen Ausgaben können zwar Schlimmeres verhindern, eine nachhaltige Trendwende können sie aber nicht einleiten.“
Die Volkswirte der Postbank haben errechnet, dass allein der Rückgang des Konsums in den USA die deutsche Wirtschaft 1,6 Prozentpunkte Wachstum gekostet hat. Kein Wunder: war der US-Konsum inflationsbereinigt in den Jahren 2003 bis 2006 noch um jährlich knapp 300 Milliarden US-Dollar gestiegen, so ist er im Jahr 2008 erstmals real gesunken – um 168 Milliarden Dollar. Bargel: „Im Vergleich zu den Boomjahren fehlen damit gut 400 Milliarden US-Dollar an privater Nachfrage, das ist mehr als die Privaten Haushalte in einem mittelgroßen EU-Staat wie den Niederlanden in einem ganzen Jahr konsumieren.“
Der These einer vermeintlichen Abkoppelung der Weltwirtschaft von den USA erteilt Bargel eine klare Absage: „Das kann man nach den Erfahrungen der letzten Monate getrost zu den Akten legen. Nachdem zunächst die USA in einen Abschwung abglitten, folgten andere Wirtschaftsräume gemäß dem klassischen Muster mit einem mehr oder weniger großen zeitlichen Abstand. Im Falle Eurolands beträgt dieser Time Lag in etwa ein halbes bis ein Jahr.“
Der US-Konsum wird nach Einschätzung der Postbank noch auf absehbare Zeit eine Bremse für die globale Konjunkturentwicklung bleiben. Zwar zeichnet sich langsam eine Stabilisierung der Immobilienpreise in den USA ab, während sich die Aktienmärkte in den letzten Monaten sogar deutlich erholt haben. Aber die Privathaushalte sind immer noch stark überschuldet. Der Prozess der Entschuldung kommt nur langsam voran. Immerhin sind die US-Haushalte bereits auf dem richtigen Weg. Im ersten Halbjahr 2009 lag die Sparquote in den USA bei 4,5 Prozent und damit auf dem höchsten Niveau seit 1998.
(Pressemitteilung der Postbank)

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