Mission (Im)possible: Rente mit 55

ph_55_1.jpg„Bis dass der Tod uns scheidet.“ Kaum einer denkt so über seine Arbeit, obwohl viele Menschen im Renteneintrittsalter gesundheitlich angegriffen sind. Wer seinen Lebensabend früher genießen will, muss diszipliniert sparen.

Rentenlücke erkennen

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„Die Arbeit hat meine Eltern kaputt gemacht. Mein Vater hat Herzprobleme und meine Mutter kann kaum laufen. Und das soll der ersehnte Lebensabend sein? Mir soll das nicht auch passieren“, erklärt Jonas Kirch (31) energisch, als er dem Berliner Finanzberater Rainer Rolfes von der LOYAS AG erklärt, warum er mit 55 aufhören will zu arbeiten. Jonas Kirch (Namen geändert) ist einer von vier Kandidaten, die mit Mitte 50 in Ruhestand gehen wollen.

Wir haben einen Single, eine Erbin, eine Unternehmerin und ein Ehepaar bei den Beratungsgesprächen begleitet, die von den Finanzberatungen
LOYAS, MLP und „das finanzkontor“ in Berlin durchgeführt wurden. Für Rolfes ist
das ein ungewohnter Ansatz. „Normalerweise kommen die Kunden zu uns und wir empfehlen ihnen, wie sie ihren Vermögensaufbau optimieren können“ sagt der 42-Jährige Berater.

Kirch hingegen will konkret wissen, was er ändern soll – er ist sogar bereit, den Job
zu wechseln, um mehr zu verdienen oder sein Auto zu verkaufen. Dennoch bekommt er in dem Beratungsgespräch einige unangenehme Wahrheiten gesagt. Der fest angestellte PR-Berater hat seinen künftigen Finanzbedarf viel zu niedrig eingeschätzt.

In seiner momentanen Situation kann er froh sein, mit 65 Jahren halbwegs versorgt zu sein. Um wirklich mit 55 in Rente zu gehen, müsste er nach Rolfes Berechnungen circa 1.500
Euro monatlich in die private Altersvorsorge investieren. Eine Summe, die bei einem Nettoverdienst von 1.835 Euro völlig illusorisch ist. Im Augenblick belaufen sich die gesamten Ausgaben des Singles auf 1.295 Euro. Wer jetzt glaubt, dass diese Summe auch dem Rentenbedarf entspricht, begeht einen schweren Denkfehler.

Denn diese 1.295 Euro sind die Kaufkraft, die der 31-Jährige heute benötigt, um seinen
Lebensunterhalt zu bestreiten. Da die Kaufkraft aufgrund von Teuerungsraten jedes Jahr sinkt, ist sein tatsächlicher Geldbedarf wesentlich höher. Ausgehend von seinen heutigen Ausgaben hätte der PR-Berater mit 55 einen Netto-Finanzbedarf von 2.489 Euro und mit 65 von 3.268 Euro monatlich.

Grundlage für diese Einschätzung ist eine jährliche Inflationsrate von 2,76 Prozent. In
dieser Rechnung wurde aber noch nicht berücksichtigt, dass auch Renten besteuert werden. Das erhöht den tatsächlichen Bedarf je nach Steuersatz erneut. Geht man von einer durchschnittlichen Besteuerung der Einkünfte von 20 Prozent aus, dann liegt Kirchs Rentenbedarf mit 55 bereits bei 2.928 Euro und mit 65 bei 4.085 Euro.

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