Geldpolitik: Jahr der Wende

Ausstieg aus der extrem lockeren Politik sollte noch 2014 erfolgen Risiken finanzieller Verwerfungen durch expansive Geldpolitik nehmen zu Vorerst keine Abkehr von einer unlimitierten Liquiditätsversorgung bei den Refinanzierungsgeschäften Die EZB sollte aber Ende 2014 eine Leitzinsanhebung prüfen

 

Allianz SE
München, 13.02.2014 Download Ausstiegsszenarien der Geldpolitik im Euroraum und in den USA

Um der Finanz- und Euro-Schuldenkrise zu begegnen, haben wichtige Zentralbanken nicht nur ihre Leitzinsen auf Rekordtiefs nahe Null gesenkt sondern auch neue Instrumente der Geldpolitik eingesetzt.

„Niedrige Geld- und Kapitalmarktzinsen zusammen mit reichlicher Liquidität im internationalen Finanzsystem unterstützen die wirtschaftliche Erholung. Zugleich aber verlieren relativ sichere Geldanlagen an Attraktivität“, sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz.

Bis zu einem gewissen Grad ist dies Heise zufolge erwünscht: Investoren erhalten Anreize, in risikoreichere Anlagen mit höheren Erträgen umzuschichten, was generell zu günstigeren Finanzierungsbedingungen beiträgt. Die „Jagd nach Rendite“ kann jedoch auch zu Fehlentwicklungen führen: Wenn Risiko verdeckt oder unzureichend gemessen wird, kann es sich unerwartet an verschiedenen Stellen in der Wirtschaft und im Finanzsystem konzentrieren.

„Das Niedrigzinsumfeld droht dann zum Nährboden für künftige finanzielle Ungleichgewichte zu werden“, sagte Heise weiter. „Bei Fortführung der ungewöhnlich expansiven Geldpolitik über einen längeren Zeitraum gilt es, Nutzen und Gefahren sorgfältig abzuwägen.“

In der Öffentlichkeit wird die Krisenpolitik der großen Zentralbanken kontrovers diskutiert. Einerseits ernten sie großes Lob, schlimmere Krisenzuspitzungen als maßgebliche Akteure verhindert zu haben. Andererseits wird vor langfristigen Inflationsgefahren gewarnt. Im Euroraum kommt der Vorwurf verdeckter Staatsfinanzierung durch das Anleihekaufprogramm der EZB hinzu, wodurch auch nötiger Reformdruck von den Krisenländern genommen werde. Relativierend dazu ist allerdings festzustellen, dass die Reform- und Anpassungsfortschritte in den Krisenländern ganz beachtlich sind, auch wenn Konsolidierungszeitpläne konjunkturell bedingt gestreckt worden sind.

Heise: „Niedrige Zinsen sind auf Dauer problematisch für die Vermögen der Sparer und negative Realzinsen können Investitionsentscheidungen fehlleiten und zu Finanzmarktblasen führen.“

Übertreibungen an den Finanzmärkten sind ein wichtiges Argument für einen Ausstieg aus dem Krisenmodus der Geldpolitik. Je länger gewartet wird, umso größer wird die Abhängigkeit der Märkte von der geldpolitischen Medizin und umso heftiger werden die Reaktionen, wenn der Entzug nicht behutsam genug erfolgt. Einen Vorgeschmack darauf gab der Renditeanstieg in den Sommermonaten im Zuge der Andeutungen über eine Abschwächung der extrem lockeren Fed-Politik.

Zu Jahresbeginn ist die Inflationsrate im Euroraum auf 0,7% gesunken. Das hat die Debatte wieder angefacht, ob die Europäische Zentralbank weitere expansive Maßnahmen beschließen sollte. Zusätzliche expansive Maßnahmen sind nicht anzuraten.

Zwar weicht die Teuerungsrate derzeit vom Referenzwert der EZB von knapp 2% nach unten ab, aber diese Abweichung ist nicht als kritisch anzusehen. Die aktuelle Inflationsrate wird durch gesunkene Energiepreise gedrückt, was positiv auf die Konjunktur wirkt und temporär sein dürfte. Wichtiger noch ist, dass die in mehreren Ländern rückläufigen Lohnstückkosten zu stabilen oder, wie in Griechenland, sogar zu rückläufigem Preisniveau führen. Dies ist nicht nur erwünscht, sondern unerlässlich, damit die Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder wieder gestärkt wird.

Erste Erfolge zeigen sich bereits: Die wirtschaftliche Stimmung in den Ländern mit erheblichem Anpassungsbedarf hellt sich auf. Die Kapazitätsauslastung ist im Euroraum zum ersten Mal seit langem gestiegen und die Kreditvergabebedingungen für kleine und mittlere Unternehmen werden nicht mehr gestrafft, sondern gelockert. Die stabile Preisentwicklung hat keine Kaufzurückhaltung ausgelöst, vielmehr ist zu beobachten, dass die Sparquoten in den meisten Ländern sinken. „Weitere Zinssenkungen sind keinesfalls nötig, weitere Liquiditätshilfen dagegen schon“, unterstrich Heise.

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Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

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Dr. Lorenz Weimann
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Pressemitteilung Allianz ( Allianz SE
München, 13.02.2014 )

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